Das Jahr 2022 wird für die Elektromobilität ein besonderes Jahr. Die Augen richten sich dabei auf eine neue Bundesregierung. Der Markt reagiert stets sensibel auf negative Entwicklungen oder positive Trends. Letztere waren, was Deutschland angeht, die kontinuierlich steigende Zahl von Erstzulassungen reiner E-Autos. Ausbaufähig ist vor allem die Ladeinfrastruktur in Deutschland.
Für Sie als E-Auto-Besitzer oder möglicher Käufer ist natürlich auch von besonderem Interesse: Welche neuen E-Autos kommen 2022 auf den Markt? Und wie sieht es mit den Förderungen aus, auch unter der neuen Bundesregierung? Vorhang auf für einen Ausblick auf Elektromobilität im Jahr 2022.
Wie viele E-Autos werden 2022 zugelassen?
Das Center of Automotive Management CAM in Bergisch Gladbach unter der Leitung von Professor Dr. Bratzel legt erste Prognose-Studien vor:
Danach könnten 2022 um die 450.000 reine E-Autos zugelassen werden. Dazu würden möglicherweise doppelt so viele Hybridfahrzeuge noch hinzukommen. Aktuell liegt Deutschland damit hinter China und den USA auf Platz drei, was die Zulassungen reiner E-Autos betrifft.
Zum einen erfreulich, aber andererseits profitiert der ehemalige Top-Standort für Automobilproduktion Deutschland immer weniger davon: Die Zahlen für in Deutschland gebaute Automobile sanken zuletzt auf unter 3 Millionen Einheiten laut Professor Dudenhöffer vom CAR Institut und hat so das Niveau des Jahres 1974. Deutsche Automobilkonzerne lassen wegen in Deutschland hohen Energiepreisen vermehrt im Ausland produzieren.
Welche neuen E-Autos kommen 2022 auf den Markt?
Erwartet werden für das Jahr 2022 wahrscheinlich 32 neue Modelle aus der Rubrik der reinen E-Autos. Schaut man auf die Gesamtpalette dieser Fahrzeuge, dann fällt auf:
Die SUV sind überproportional vertreten. Dieser Trend hält schon seit Jahren bei üblichen PKWs an und hat sich auf die E-Autos übertragen. Daher werden 20 von den erwarteten 32 neuen E-Autos dem Produktsegment der SUV angehören: Hier erwarten sich die Hersteller aktuell und zurecht die meisten Gewinne.
Für den Verbraucher bedeutet das: Günstige neue Stromer wird es kaum geben. Vermehrt kommen Japaner und Koreaner auf den Markt: Nissan Ariya, Toyota BZ4X und Subaru Solterra stehen für kompakte und mittelgroße SUV. Was ausbleibt sind neue E-Kleinwagen: Selbst der familienfreundliche Peugeot Rifter, als E-Auto ab Februar 2022 zu haben, wird 40.000 Euro und mehr kosten. Eine einzige preisliche Alternative gibt es, nämlich den Opel Rocks-e für knapp 8000 Euro. Doch viele Autofans sehen in dem sehr kompakten 2-Sitzer kein Auto, eher einen überdachten Elektromotor.
Wie wird sich 2022 die Ladeinfrastruktur entwickeln?
Diese Frage wird für die Entwicklung der Elektromobilität mindestens genauso wichtig sein wie die Zahl zugelassener E-Autos. Hier ist die Forderung klar: In Deutschland muss das Netz der zur Verfügung stehenden Ladesäulen schneller ausgebaut werden. Die Zahlen sprechen da eine klare Sprache:
2020 teilten sich statistisch gesehen 9,2 E-Autos eine Ladesäule.
Das geht aus den Berechnungen des Beratungsunternehmens Berylls Strategy Advisors hervor. Einer der Geschäftsführer, Andreas Radics, bilanziert allerdings für das Jahr 2021, dass sich statistisch bereits 11,2 Autos um eine einzige Ladesäule scharten. Der Ausbau muss sich aus mindestens zwei Gründen beschleunigen:
- E-Autos sollten auch Menschen nutzen können, die kein Eigenheim und somit keine häusliche Ladestation nutzen können.
- Damit die Elektromobilität die Innenstädte in Sachen Abgase und Lärm wirklich entlastet, sollte Pendlern aus dem Umland am Arbeitsplatz mehr Lademöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden. Entsprechende Programme sollen zum einen Tankstellen animieren, neben Zapfsäulen auch Ladesäulen zur Verfügung zu stellen. Das Gleiche gilt für Arbeitgeber: Diese sollen per Förderung dafür gewonnen werden, für Arbeitnehmer am Arbeitsplatz Ladestationen einzurichten, so dass während der Arbeitszeit die E-Autos der Pendler geladen werden können.
Wie wird Elektromobilität in 2022 gefördert?
Der Kauf eines E-Autos bzw. Plug-in-Hybriden wurde bis Ende 2021 stark gefördert, die Prämien noch einmal verdoppelt. Diese Förderung wurde nun bis Ende 2022 verlängert. Beim Kauf eines E-Autos fließen dem Käufer aus der Förderung 9.000 Euro zu, für ein Hybrid-Modell noch bis zu 6.750 Euro.
Neu wird es in 2022 die THG-Quote geben, auch Treibhausgas-Minderungsquote genannt. Das geht zurück auf 2007, als die Biokraftstoffquote eingeführt wurde. Seit 2015 wurde die Idee etwas aufgepeppt und heißt seither THG-Quote. Bislang war diese Quote nur den Stromlieferanten anzurechnen. Jetzt kann sie jeder in Anspruch nehmen, der einen privaten Ladepunkt für sein eigenes E-Auto (Hybrid Modelle sind ausgeschlossen!) besitzt.
Aktuell hat man zwei Möglichkeiten, daraus Geld zu machen:
- Man bietet die eigene Quote direkt einem Mineralölunternehmen zum Kauf an.
- Man sucht, etwa im Internet, einen Vermittler dafür. Der Anbieter eQuote will durch gebündelten Verkauf pro Jahr und Auto 130 Euro erzielen. Das dürfte ein guter Preis sein, ansonsten soll sich der Erlös um die 100 Euro bewegen.
Fazit
Zur steigenden Zulassungsquote in Deutschland müssen auch die Ladestationen anteilig zunehmen. Bei den neuen E-Autos sollten endlich auch günstige Kleinwagen zu erwerben sein. Auch in 2022 locken hohe Fördergelder, auf ein E-Auto umzusteigen, aber nur für den, der hohe Kaufpreise aufbringen kann und will.