Vieles, was früher bei der Elektromobilität als Kritikpunkte angeführt wurde, wurde in den vergangenen Jahren sukzessive verbessert. Die Reichweite wurde größer, die Ladeinfrastruktur wurde ausgebaut und mit der Wallbox können Sie Ihr E-Auto bequem zuhause laden. Dass es dennoch noch Punkte gibt, die die Fahrerinnen und Fahrer von E-Autos nerven, hat eine Umfrage des ADACs offengelegt.
Kurz gesagt, das Bezahlen an öffentlichen Ladesäulen sollte einfacher sein. Zudem müsste vor dem Ladevorgang der Preis so klar wie bei den Tankstellen ersichtlich sein. Das und mehr waren die Ergebnisse der Umfrage. Mehr dazu im Folgenden.
Wo besteht Aufholbedarf an der Ladesäule?
Nicht an den Elektrofahrzeugen, an den Ladesäulen üben die 400 vom ADAC befragten Personen Kritik. Was diesen missfällt ist, dass es dort an folgenden Faktoren mangelt und damit ein Nachholbedarf besteht:
- Zuverlässigkeit
- Information
- Transparenz
- Komfort
Diese Punkte kommen in der Umfrage vor allem auch beim Thema Bezahlvorgang zur Sprache. Die Befragten sagten auch, dass nach ihren Erfahrungen das Laden von einem Tankerlebnis wie bei einem Verbrennen im Alltag noch meilenweit entfernt ist.
60 % zufrieden, 40 % unzufrieden
60 zu 40 – das ist das Ergebnis. 60 % der befragten Personen sind grundsätzlich zufrieden mit dem Schnellladen bei Langstreckenfahrten. Rund 40 % allerdings sind dies nicht. Diese Personen verorten beim Schnellladen teilweise deutliches Verbesserungspotential.
Apropos Schnellladen. Damit die Umfrage auch eine Kontrollgruppe erhält, befragte der Automobilclub auch 100 Fahrer und Fahrerinnen, die einen Tesla verwenden. Dabei ging es um die Zufriedenheit mit dem Supercharger. Nur 22 % der Befragten waren mit dem Tesla-Ladesystem unzufrieden.
Laut der Umfrage erwarten die meisten Befragten in der regulären Gruppe folgende Punkte, damit ihre Zufriedenheit steigt:
- Ausbau der Ladeinfrastruktur
- Vereinfachung der Abläufe am Ladepunkt
- Verlässlich funktionierende Schnellladesäulen
- Überdachung vor Ort
- WC-Anlagen wie bei einer Tankstelle
- WLAN zur freien Nutzung
Zudem würden sich die Befragten auch über günstigere Preise und eine vereinfachte Navigation zu den freien Ladesäulen freuen. Auch eine höhere Ladeleistung wäre toll. Kurz gesagt, man wünscht sich besseren Service zu einem günstigeren Preis.
Unzufrieden über Informationen zur Bezahlung
Der Ladevorgang bei einem Elektrofahrzeug ist im Vergleich mit dem Tankvorgang bei einem Verbrenner ähnlich einfach. Was viele der Befragten aber sagten war, dass es beim Laden an der Preistransparenz hapert. Es gibt unterschiedliche Roaming- sowie Startgebühren. Auch in Sachen Vertragsmodelle sowie bei den allgemeinen Tarifen herrscht laut den Befragten ein allgemeines „Kuddelmuddel“.
Zudem läuft die Bezahlung entweder über die App des Anbieters, eine Kundenkarte oder auch über einen QR-Code. Die Befragten wünschen sich hier ein einheitliches System. Immerhin kann man bei den Tankstellen für fossile Kraftstoffe auch in einheitlichen Systemen bezahlen. So könnten die Anbieter diese Chance nutzen und die verschiedenen Systeme auf dem Markt übersichtlicher gestalten oder diese gar vereinheitlichen.
Die Transparenz beim Bezahlvorgang – dies ist einer der größten Kritikpunkte laut den Befragten der ADAC-Umfrage. 22 % sagten, sie halten die Informationen über die für den Ladevorgang anfallenden Kosten bei einem Ad-hoc-Laden für unzureichend. Damit sind spontane Ladevorgänge gemeint, die ohne vertragliche Bindung an einen bestimmten Anbieter vonstattengehen können. 60 % der Befragten wünschen sich im Allgemeinen eine erheblich leichtere Handhabe beim entsprechenden Bezahlvorgang.
Die Beschwerden innerhalb der Umfrage gehen sogar so weit, dass die Ladenden den Strompreis erst dann erfahren, wenn der Ladevorgang bereits abgeschlossen ist und der Bezahlprozess eingeleitet wird.
Viele wünschen sich laut der Umfrage, dass bei den spontanen Ladeaktionen ein Bezahlvorgang mit Kredit- und EC-Karte möglich wäre. Der ADAC gibt an, dass dieser Wunsch mit Mitte 2023 in Erfüllung geht. Dann müssen die Ladesäulen ein Lesegerät für die Bezahlung mit Kredit- oder Debitkarten vorweisen können.
27 % der Befragten sind mit dem Preis pro Ladevorgang unzufrieden. 73 % halten diesen im Umkehrschluss für akzeptabel und angemessen. Insgesamt gehen zwei Drittel der Umfrageteilnehmenden davon aus, dass das Laden in Zukunft teurer werden wird.
Kritik an der Zuverlässigkeit der Ladefunktion
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Zuverlässigkeit der einzelnen Ladepunkte. Zwar sind 73 % damit zufrieden, für 27 % besteht hier aber definitiv Verbesserungsbedarf. Diese 27 % gaben in der Umfrage an, dass es ihnen immer wieder passiert, dass entgegen der Angaben im Internet oder der App die Lademöglichkeit defekt, außer Betrieb oder gar nicht vorhanden ist. Fehler in der App, wodurch der Ladevorgang nicht gestartet werden konnte, erlebten 17 % der Befragten. Auch Probleme mit der Ladekarte (10 %) und blockierte Ladesäulen (8 %) wurden bemängelt.
Für die Umfrageteilnehmenden stellte sich noch ein Problem. 53 % gaben an, dass sie immer wieder Probleme damit haben, eine Ladestation zu finden. Das Blockieren einer Schnellladesäule sehen fast drei Viertel aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Problem. Sie sind dafür, eine dabei fällige Blockiergebühr einzuheben.
Probleme „ja“, aber dennoch weiterhin von E-Mobilität überzeugt
Dass Verbesserungspotential bei den Schnellladern und deren Infrastruktur vorhanden ist, sehen die meisten Befragten so. Allerdings zeigt die Umfrage deutlich, dass die Nutzer und Nutzerinnen der E-Autos von dem Konzept der Elektromobilität weiterhin sehr überzeugt sind.
Lediglich ein Viertel aller Befragten könnten sich einen Rückschritt in Richtung Verbrenner vorstellen.
Sollten regelmäßige Strecken über 250 km gefahren werden müssen, würde ebenfalls ein Viertel der Teilnehmenden einen Verbrenner als Alternative zu einem E-Auto in Erwägung ziehen.