Pilotprojekt startet im 2. Halbjahr 2021
Während Tesla allmählich seine Super-Charger-Ladestationen auch für andere Fahrzeuge freigibt, kommt Audi mit einem eigenen Luxus-Ladesystem um die Ecke gebraust. Audi-Chef Markus Duesmann will mit dem Artemis-Projekt binnen weniger Jahre einen Luxus-E-Audi auf den Markt bringen. Einer der wichtigsten Verkaufsargumente soll dann eine gute Ladeinfrastruktur sein. Der Konzern nimmt also nun eine große Menge Geld in die Hand, um sich selbst um ein verbessertes Ladeangebot für die illustre Kundschaft zu kümmern.
Damit will man dem Branchenführer Tesla mit seinen aktuell 2.000 Super-Charger-Ladepunkten in Europa Konkurrenz machen. Im Handelsblatt bestätigte Duesmann seine hochtrabenden Pläne: „Wir prüfen, ob wir eine eigene Premium-Ladeinfrastruktur in großen Städten aufbauen.“ Ab Juli oder August 2021 soll alles mit einem Pilotprojekt starten. Erst, wenn das System von den Kunden angenommen wird, würde laut Duesmann der Entwurf in Serie gehen.
Das Konzept der Audi-Lade-Würfel
An den von Audi ausgewählten Standorten würden dann flexible Container zu einer Lounge sowie mehreren Ladestationen zusammengesetzt. Kunden von Audi könnten dann einfach einen Schnellladepunkt reservieren. Während des Ladevorgangs kann im Obergeschoss Kaffee getrunken und Snacks genossen werden.
Der Vorteil des „Baukasten“-Systems ist, „dass wir es überall aufbauen können, weil es nicht auf das lokale Stromnetz zugreift“, so Duesmann. In den Ladewürfeln werden gebrauchte Lithium-Ionen-Akkus wiederverwendet. Einer dieser Würfel wird dann über eine Kapazität von 2,54 MWh verfügen, die er über sechs Schnellladepunkte an die E-Autos abgeben kann. Eine PV-Anlage liefert zusätzliche Energie.
Aktuell läuft die Suche nach Standorten. Und anders als Tesla, die erst jetzt ihre exklusiven Ladestationen für andere öffnen, plant Audi, auch Fremdmarken einzuladen. Diese können dann freie und dementsprechend nicht reservierte Ladepunkte nutzen. Auch wenn Fremdmarken an die Ladesäulen dürfen, in die Lounge gelangen lediglich die Audi-Kunden.
Kosten für die Würfel-Idee
Bislang hört man in Bezug auf Zahlen für das Projekt wenig. Bekannt ist bisher lediglich, dass Audi mehr als eine Milliarde Euro reinstecken will. Dass die Investition mit Partnern wie Porsche geteilt werden soll, ist bislang nur ein unbestätigtes Gerücht. Das Geld soll in einem ersten Schritt in den Aufbau von 200 bis 300 Lade-Würfeln fließen.
Wer liefert die Technik?
Audi-intern spricht man wohl darüber, entweder Ionity oder einen Mineralölkonzern für das Ladenetzwerk ins Boot zu holen. Auch darüber, ob man die Technik selbst fabrizieren soll, wird diskutiert. Das System könnte sich von Electrify America inspirieren lassen.
Welches Konzept es am Ende werden wird, steht noch nicht fest. Der Vorstoß von Audi, eine eigene Ladeinfrastruktur für Luxus-E-Autos zu schaffen, zeigt, dass man in vielen Bereichen der deutschen Automobilindustrie den Weg in Richtung E-Mobilität und einer regenerativen Mobilitätswende eingeschlagen hat. Statt auf ein öffentliches Ladenetz zu warten, ergreift Audi selbst die Initiative. Zusammen mit den zahlreichen privaten Wallboxen in Carports, Garagen oder Tiefgaragen entsteht so der Grundstock für eine neue Fahrkultur.
Bildquellen: AUDI AG – abgerufen unter: