„vibe“ – was bedeutet das genau und wie lautet das Geschäftskonzept?
Clerici: „good vibes“ kennen wir alle: wenn etwas eine gute Schwingung hat, wenn der Flow übernimmt und völlig klar ist, dass es um etwas Gutes geht. Unser Ansatz, Elektromobilität möglichst barrierefrei zugänglich zu machen und so einer der maßgeblichen Player für echten Wandel zu sein, folgt zuerst dieser Stimmung und dann dem Geschäft. Das kommt – selbst unter so dramatischen Rahmenbedingungen wie der COVID-19 Pandemie – gerade exponentiell zu uns. Wir betrachten uns als das Netflix für E-Autos und bieten Abos in denen alles, wirklich alles, enthalten ist, zum monatlichen Fixpreis an. Es gibt 5 Abo-Klassen für alle Modelle und Marken – vibe ist die Love-Brand für die Mobilitätswende – markenunabhängig und maximal fair zu seiner Community. Wir sagen: wenn wir wirklich etwas verändern wollen, dann müssen wir die Vorbehalte gegen diese neue Technologie, die Ängste und Argumente unserer Zielgruppen ernst nehmen, nicht missionarisch mit erhobenem Zeigefinger oder unrealistischen Schleuderpreisen agieren, sondern mit einem fairen, möglichst breiten Angebot, das Technologierisiko ausschließt und jedes Kopfweh rund um ein Auto vermeidet. Deshalb setzen wir unter anderem auch auf kurze Laufzeiten, damit alle die Möglichkeit haben, E-Mobilität einmal auszuprobieren, ohne gleich für ein paar Jahre an ein Auto gefesselt zu sein.
Geschichte: Wie entstand das Unternehmen?
Clerici: Wir haben schon vor vielen Jahren mit den Vorbereitungen begonnen, haben erkannt, dass sich der Automobilmarkt komplett verändern wird. Nicht nur in Bezug auf Digitalisierung und e-commerce, sondern auch was Antriebstechnologien und Besitzdenken betrifft. Deshalb haben wir uns auch nicht davon entmutigen lassen, wenn wir auf unserem Weg immer wieder feststellen mussten, unserer Zeit voraus zu sein und es mit vielen geschüttelten Köpfen zu tun hatten. Die anfängliche und immer noch verbreitete Skepsis gegenüber Elektromobilität ist ja auch verständlich, immerhin passiert gerade eine der epochalsten Veränderungen in der Mobilitätsgeschichte. Da macht es Sinn ein wenig Geduld und visionäres Bewusstsein zu bilden, um nach und nach, alle auf diese Reise mitzunehmen. Und da sind wir nun: ready for change, just an jenem Tippingpoint, an dem nicht mehr nur die Enthusiasten und early adopter aufspringen, sondern die Technologie im Mainstream ankommt.
Welche schwierigen Hürden mussten übersprungen werden?
Clerici: Wir hatten es, wie schon gesagt, mit unheimlich viel Skepsis gegenüber der neuen Technologie zu tun. Dazu kam massive Desinformation rund um Themen wie Reichweiten, Ladeinfrastruktur, Ökologie und Preisgestaltung. Aber das ist bei jeder großen Veränderung der Fall und durchaus menschlich. Der Umstieg vom Pferd auf das Automobil wurde auch nicht gerade frenetisch bejubelt, glaubte man doch, der Mensch würde ab einer Geschwindigkeit von 30km/h Schaden nehmen. Niemand wollte seinerzeit glauben, dass Mobiltelefonie einmal das Selbstverständlichste der Welt sein würde und heute mutmaßen wir, 5G würde Vögel vom Himmel holen und unsere Gehirne weichkochen. Es geht ja nicht darum, ohne Hinterfragen, jeden technologischen Schritt gutzuheißen; aber eine gewisse Gelassenheit, dass sich am Ende das Beste durchsetzt, darf man mit Blick auf die Geschichte schon haben.
Ich glaube aber: so philosophisch braucht man es gar nicht betrachten. Wenn etwas Neues kommt, ist der Mensch einmal aus Prinzip dagegen. Diese Hürde zu überwinden und die Art und Weise WIE man das tut, macht uns zu einer erfolgreichen Gesellschaft.
Welchen Nutzen liefert vibe für Privatpersonen und Business-Partner?
Clerici: Gerade in Fuhrparks und dort, wo E-Fahrzeuge betrieblich genutzt werden, sind die Vorteile der Technologie besonders schnell sichtbar. Allein schon die Kostenersparnis durch den Wegfall des Sachbezugs, aber auch die ökologische Visitenkarte, die ein Unternehmen mit einem nachhaltigen Fuhrpark verteilt, sind nicht zu unterschätzen und ganz starke Argumente im Flottenbetrieb. Das gilt auch für große Flotten und KMUs. Auch in Bezug auf Employerbranding hat ein sauberer Fuhrpark hohe Attraktivität bei jungen, gut ausgebildeten Mitarbeitern, die ein elektrisch angetriebenes Firmenauto nicht als Statussymbol betrachten, sondern als Ausdruck ihres Umweltbewusstseins. Ganz abgesehen davon, dass Unternehmen, die über die entsprechende Ladeinfrastruktur verfügen, das volle Potential der Technologie ausnutzen können.
Für den Privatkunden sind wir ganz sicher durch unser breit gefächertes Angebot attraktiv und vor allem die Flexibilität punktet. Eines unserer Mottos ist: „Frag´nicht, was Du für Dein Auto tun kannst, sondern Dein Auto für Dich“ Nutzen statt besitzen, all-inklusive Abos, in denen alles enthalten ist. Anmeldung, Versicherung, Service, saisonale Bereifung, Ladeflatrate mit sauberem Strom von regionalen Energieversorgern, einfach alles. Am Ende steht ein monatlicher Preis. Damit kann jeder gut kalkulieren und merkt auch schnell, dass er preislich mit einem Abo besser fährt, als wenn er das Auto least, kreditfinanziert oder womöglich sogar bar bezahlt. Es gibt kaum etwas, das schneller an Wert verliert als ein Auto – kein Wunder, dass auch B2C-Kunden dieses Risiko nicht voll und ganz tragen wollen.
„vibe“ ist „easy“ – aber was bedeutet das genau?
Clerici: Niederschwelliger Zugang zu Elektromobilität und das mit ein paar Klicks. Dazu emphatischer und sehr kompetenter Service. Wir bei vibe leben die Technologie, sind also echte Fans – entsprechend beraten und informieren wir. Wenn jemand nach 6 Monaten draufkommt, dass er etwas anderes möchte, tauscht er das Auto einfach gegen ein anderes Modell oder eine andere Marke aus oder er steigt ganz aus. Ohne, dass irgendwelche zusätzlichen Kosten anfallen. Oder er fährt sein Auto weiter und zahlt, weil er verlängert, auch entsprechend weniger. Klar, je länger, je günstiger.
Worin liegt Ihr USP?
Clerici: Wir haben zusätzlich in Kooperation mit regionalen Energieversorgern wie bspw. Energie Burgenland, Energie Steiermark, EVN und der Wienenergie auch ein gemeinsames Produkt geschaffen: die Strom-Flatrate „boost“, welches zu jedem Auto-Abo einfach dazu gebucht werden kann. So laden unsere Abonnenten ganz sorgenfrei grünen Strom aus der Region.
Was ist Ihre Vision? Was treibt Sie an?
Clerici: Mich beflügelt die Vorstellung an einer der größten Transformationen der Mobilitätsgeschichte aktiv mitzuwirken. Ich bin Autoliebhaber, seit ich denken kann, sammle Oldtimer, fahre Autorennen, elektrifiziere mit meinen Schraubern Oldtimer, liebe Technologie und Geschwindigkeit. Bei so einer Frage bremse ich bewusst hier und jetzt, sonst ufert das aus 🙂
Und die Vorstellung, in der besten aller möglichen Welten zu leben – dafür lohnt es sich ganz sicher, jeden Tag aufs Neue in die Hände zu spucken.
Wie sollte sich die Kommunikation zur Elektromobilität darstellen?
Clerici: Ich glaube man muss mitreißende Geschichten erzählen und nicht einfach nur über Vernunft, Ökologie und Technologie sprechen. Die Automobilgeschichte ist eine der ergiebigsten und emotionalsten Storylines, die wir in den letzten 125 Jahren hatten. Kultur- und Designgeschichte, aber auch all die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen, die durch individuelle Mobilität gekennzeichnet waren, sind beachtenswert. Es ist also sicher keine Lösung, einfach so zu tun, als ob das fossile Zeitalter ein Fehler gewesen ist, im Gegenteil: jetzt haben wir die Möglichkeit, es besser zu machen. Man kann durchaus mit Stolz auf die Errungenschaften der Verbrennungsära zurückschauen und sie wird uns ja, da sollten wir uns keine Illusionen machen, noch einige Zeit begleiten. Jetzt braucht die Automobilgeschichte neue Fans, jetzt müssen wir mit Optimismus für das Neue begeistern. Und da lassen sich ganz großartige Geschichten erzählen.
Wir haben zusammen mit dem Klima & Energiefonds ein Content-Projekt umgesetzt, das „Elektromobilität in der Praxis“ mit lässigen Features auflädt. Lust auf ein paar Beispiele? Wie wäre es mit einer kleinen Spritztour im Kreisel RE-X1? Raimund Baumschlager, der 14-fache Rallyestaatsmeister ist neuerdings auch elektrisch unterwegs:
Oder wie wäre es mit einer Runde in einem elektrifizierten 356er Porsche Speedster Replica:
Wer mehr von diesen Geschichten erleben möchte, soll uns gerne mal auf unserem YouTube-Kanal besuchen oder kann auch gerne bei mir auf Linkedin vorbeischauen.
Wie erachten Sie den Status Quo der deutschen E-Mobility?
Clerici: Ich bin Österreicher und vibe ist ein österreichisches Unternehmen. Entsprechend haben wir natürlich vor allem den heimischen MarktBlick. Und das macht Mut. Österreich hat exzellente Voraussetzungen für E-Mobilität, gerade was die Erzeugung von sauberem Strom betrifft, sind wir ein Rolemodel in Europa. Weit über 70% unserer Energie kommt aus erneuerbaren Quellen, die Förderungen für Elektroautos sind üppig und die Zulassungszahlen steigen und steigen und steigen. Ganz sicher wird es noch eine ganze Weile dauern, bis wir relevante Stückzahlen im Verhältnis zu Verbrennern auf der Straße haben, aber die Transformation ist am Weg. Und das ist das Wichtigste. Jedes einzelne Elektroauto ist ein Botschafter für den Wandel, je mehr Menschen die Technologie in der Praxis benutzen, umso mehr wird sie akzeptiert werden. Wir befinden uns jetzt mitten in einer Beschleunigung, die auch durch die Modelle unterstützt wird, die in den Markt kommen. Alle Hersteller feuern jetzt aus allen Rohren.
Deutschland hat natürlich als Herstellerland und einer der großen Player der europäischen Automobilwirtschaft mit ganz anderen Voraussetzungen wie Österreich umzugehen. Da kommen Themen wie Arbeitsplätze und Wirtschaftspolitik dazu. Das in Kombination mit der großen Diskussion um die Energiewende schafft schon ziemlich große Herausforderungen, die nicht nur ökologischer Natur sind. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in Europa allgemein auf dem richtigen Weg sind.
Wo muss es in der E-Mobility zeitnahe Verbesserungen geben?
Clerici: Ich glaube der Ausbau von öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur wird entscheiden sein. Und natürlich die Reichweitenthematik. Viele dieser Hürden sind eigentlich schon ganz gut genommen. Elektromobilität ist längst praxistauglich, aber wir haben noch einen enormen Nachholbedarf, das auch in die richtige Sichtbarkeit und vor allem Kommunikation zu bringen. Natürlich sind wir bei der Technologie noch längst nicht am Ende der Fahnenstange angekommen, wie beispielsweise beim Verbrennungsmotor – dieses Konzept ist mehr oder weniger ausgereizt – das schreckt derzeit noch viele Menschen ab. Es wird aber nicht mehr lange dauern, dann ist dieses Thema durch und man darf sich voll und ganz dem Potential widmen, das in dieser Entwicklung hin zum Besseren steckt. In ein paar Jahren werden wir schmunzeln, wie schwer wir uns den Umstieg gemacht haben.
Was derzeit noch fehlt ist der lustvolle Umgang mit Elektromobilität. Daran müssen wir arbeiten. Sehnsüchte müssen geweckt, Vorurteile ausgeräumt werden!
Bildquelle: Titelbild © Maximilian Rosenberger
Bildquelle: Gruppenbild © Ludwig Schedl
Bildquelle: Car-Fotos © vibe