Als ich vor vier Jahren bei der energielösung GmbH angefangen habe, steckte die Elektromobilität in den Kinderschuhen. Ok, das ist übertrieben. Besser: Die Elektromobilität war 2018 ein frecher Teenager. So richtig klar kam der Teenie mit den wenigsten, er eckte ständig an und ich wurde ständig auf ihn und sein negatives Karma angesprochen. In meiner Rolle als Papa stand ich wacker hinter ihr. Mit Erfolg. Aus dem trotzigen Teen ist ein junger Erwachsener geworden, der die Verantwortung für die Zukunft übernimmt.
Die Hardware
Als ich bei der energielösung GmbH anfing war die Webasto Pure DIE Universallösung. Egal ob Plugin-Hybrid oder reiner Stromer – die 22kW-Wallbox vom namhaften Autozubehör- und Autoteile-Zulieferer war unsere Brot- und Butter-Wallbox. Kein Wunder. Zwar gab es einige Wallboxen anderer Hersteller, aber gefragt waren die Ladegeräte von namhaften Herstellern. Webasto, ABL, Siemens – das liest sich nicht nur wie das Who-is-who der deutschen Elektronikkonzerne, sondern bildete auch die drei Treppchenplätze bei der Wallbox-Olympiade.
Mittlerweile haben viele neue Hersteller – mit Recht – in den Markt gedrängt. Diese warten mit Wallboxen auf, die mehr als ein Ladegerät für das Elektroauto sind. Aktuelle Wallboxen können Ladevorgänge auswerten und visualisieren, mit dem Home Energy Management System sprechen oder den PV-Überschuss direkt ins Auto befördern. Auch die „universelle“ Ladeleistung von 22kW würde ich heute unseren Kunden nicht mehr anbieten. 11kW ist das neue 22kW – den so ziemlich jedes Fahrzeug wird über Nacht mit 11kW vollgeladen. Ein weiterer Pluspunkt: eine 11kW-Wallbox ist nur meldepflichtig gegenüber dem Netzbetreiber, währenddessen eine 22kW-Wallbox genehmigungspflichtig ist.
Die Einstellung
Ich kann mich gut an die erste Zeit im Support erinnern. Was habe ich mich Kunden über den Sinn und Unsinn der Elektromobilität diskutiert – und das, wo sie sich doch eigentlich über die erste eigene Wallbox informieren wollten. „Brauche ich überhaupt ein Elektroauto?“, „Ob sich die Elektromobilität wirklich durchsetzt?“ und „Ein Elektroauto ist eigentlich ja teurer, langsamer, hässlicher und unflexibler“ waren Sätze die ich nicht nur gelegentlich hörte. Aufklärungsarbeit gehörte in der ersten Phase der Elektromobilität zu meinen täglichen Aufgaben.
Immer mehr Medien berichteten über die Elektromobilität, Automobilhersteller und Länder verkündeten das Aus für die Benziner in gar nicht so ferner Zukunft und plötzlich gab es eine satte Förderung für Jedermann für die Installation einer Wallbox – das änderte alles. Plötzlich waren die Kunden vorinformiert, positiv gegenüber der Elektromobilität eingestellt und Beratungsgespräche wurden mehr und mehr zu Fachgesprächen.
Mit der Anzahl der zugelassenen Elektrofahrzeuge stieg logischerweise auch die Anzahl der Anfragen, die uns täglich erreichten. Man merkte ganz klar, dass sich Interessenten mit dem Thema beschäftigten. Egal ob Blogs, Fachmagazine, Tageszeitungen oder YouTube – viele Anrufer sind vorinformiert und wissen oft schon sehr genau was sie wollen. Für uns war es also ein logischer Schritt die Interessenten genau dort abzuholen. Also schufen wir unser eigenes Magazin und starteten unseren YouTube-Kanal. Mit Erfolg. Häufig gelangen unsere Kunden genau über diese Kanäle zu uns und sind so schon bestens für das Beratungsgespräch zu individuellen Ladelösung gewappnet.
Die Probleme
Leider hat unser junger Erwachsener „Elektromobilität“ momentan arge Wachstumsprobleme. Die aktuelle Weltsituation, der schwache Finanzmarkt, die Probleme der Automobilhersteller in der Produktion – leicht hat es die Elektromobilität aktuell nicht.
Zwar versucht die Regierung aktuell mit einer Förderung für Unternehmer und Kommunen (KfW-Förderung 439 und 441) der eMobility auf die Sprünge zu helfen, aber an den Erfolg der KfW440-Förderung können die beiden Programme nicht anknüpfen. Wenn man sich mal die Ziele der Regierung ansieht, kann man davon ausgehen, dass früher oder später in so gut wie jedem Haushalt ein oder sogar zwei Elektroautos in der Garage stehen. Diese Fahrzeuge müssen geladen werden – und dafür gibt es zwei besonders attraktive Standorte. Zum einen steht das Fahrzeug über Nacht auf dem Parkplatz und zum anderen steht das eAuto mindestens neun Stunden beim Arbeitgeber. Es ist also nur logisch, dass genau diese beiden Orte mit Ladelösungen versorgt werden müssen.
Leider teilen die Arbeitgeber noch nicht 100prozentig diese Meinung und Ladeparks am Job findet man häufig nur bei den wirklich großen Unternehmen. Dazu kommt, dass ein Investment in das heimische Laden erst wieder attraktiv wird, wenn die Wallbox gefördert wird. Wie ich mir da so sicher sein kann? Ganz einfach. Wir hören von unseren Kunden oft genug die Frage, wann es denn wieder eine attraktive Förderung für die Wallbox gibt.
Gerade in dieser finanzschwachen Zeit könnte eine Neuauflage einer Jedermann-Förderung der Neustart eines eMobilty-Kreislaufs sein. Mehr Wallboxen, mehr Interesse an der Elektromobilität, mehr eAuto-Käufer, weniger Verbrenner – das klingt doch nach einem Plan.