Die Fußball Bundesliga, Elektromobilität und der Aufbau einer grünen Ladeinfrastruktur – wird hier Greenwashing betrieben oder handelt es sich um reales und authentisches Engagement? Wir haben genau hingesehen und uns dank der Studie von Touremo ein detailliertes und objektives Bild machen können.
Grüner Gamechanger oder geht der Trend doch nicht in Richtung Elektromobilität?
Bei der DFL ist gegen Ende des Jahres 2021 der Bereich Nachhaltigkeit zu einem Kriterium für die Lizenzierung für die Bundesliga und 2. Bundesliga angestoßen worden. Nach einer Pilotphase sollen in der Saison 2023/24 die Nachhaltigkeitskriterien erstmals streng kontrolliert und messbar umgesetzt werden.
Greenwashing steht kurz davor, eine eigene olympische Disziplin zu werden. Kaum ein Unternehmen oder Institution verzichtet heute noch darauf, seine Produkte und Dienstleistungen als nachhaltig zu bezeichnen. Da macht auch die Bundesliga in ihrer Sektion Fußball keine Ausnahme. Die Vereine werden nicht müde in allen Medien zu betonen, wie stark sie bereits in der Elektromobilität involviert sind. Ganz zu schweigen vom Ausbau der eigenen Ladeinfrastruktur. Aber Papier und Internet sind geduldig, deshalb hat Touremo Fakten gesammelt. Eine auf einer Umfrage basierenden Studie des Magazins Touremo zum Thema: Wie steht es in der Bundesliga in Sachen Elektromobilität, bringt verblüffende Antworten.
Studienteilnehmer und Themen der Befragung
Befragt wurden insgesamt 54 Vereine (die, die in den ersten drei Profiligen beheimatet sind). An der Studie teilgenommen haben 56 Mannschaften. Doch auf Wunsch von Borussia Dortmund II und dem SC Freiburg II wurden deren Fußballteams aus der dritten Liga nicht separat erfasst.
Touremo versandte online einen Fragebogen an die jeweiligen Pressestellen der Bundesliga Fußball Clubs.
Das erste Hauptthema drehte sich um die Anzahl, die Art, die Art der Nutzung und die Gruppe der Nutzer der elektronischen Fahrzeuge.
Das zweite wichtige Thema handelte von der Ladeinfrastruktur. Welche Charger mit welchen Leistungen sind an welchen Regionen des Vereinsgeländes vorhanden? Und welcher Personenkreis profitierte von diesen Ladeeinrichtungen?
Im dritten Teil der Befragung wurde der Einsatz von regenerativen Energien thematisiert. Setzen manche Clubs schon auf eigene Quellen und Erzeugung von grünem Strom oder wird eher zugekauft?
Der vierte und letzte Teil des Fragenkatalogs beschäftigte sich mit der Zukunft. Welche Investitionen in Sachen Elektromobilität, der Erzeugung von Ökostrom und dem Ausbau der Ladeinfrastruktur planen die Fußball Bundesliga Clubs in relativ naher Zukunft?
Setzen Sie E-Autos ein?
Mit dieser Einstiegsfrage wurde das Vorhandensein und der Einsatz sämtlicher elektronisch betriebener Fahrzeuge abgeklopft. Die erste, noch recht allgemein gehaltene Frage dreht sich um den Einsatz von vollelektronischen Fahrzeugen, wie auch die Verwendung ihrer hybriden Kollegen. Die Frage war auch nicht auf einen Fahrzeugtyp begrenzt, sie implizierte Pkws und Transporter.
71 Prozent der Studienteilnehmer aus dem Bereich Fußball Bundesliga antworten mit „Ja“. 29 Prozent verneinen diese Frage.
Also kommen bereits heute bei mehr als zwei Drittel der Fußballvereine in der Bundesliga E-Autos zum Einsatz. Diese doch recht hohe Zahl an real vorhandener Elektromobilität ist erstaunlich, ja sogar vorbildlich!
Frage 2 grenzt das Themengebiet Elektromobilität in der Bundesliga schon etwas weiter ein. Es ging es um die Quantität, also wie viele E-PKW oder E-Transporter im Verein genutzt werden. Und welche Transportaufgaben die Fahrzeuge ausführen.
In der Funktion als als Mannschaftstransporter im Jugendbereich werden elektrische Fahrzeuge sehr selten eingesetzt. Das verwundert nicht, denn die Distanzen, die zu Auswärtsspielen zurückgelegt werden müssen, sind meist zu lang für eine einzige Batterieladung. Am häufigsten werden E-Autos als Betriebsfahrzeuge von Mitarbeitern genutzt. Gleich und knapp dahinter in der Statistik fahren Mitarbeiter der Führungsebene, also Manager, Vorstände und Funktionäre mit E-Autos. Die Spieler selbst liegen auf dem mittleren Rang, was das Fahren mit Fahrzeugen aus dem Sektor der Elektromobilität angeht. Obwohl gerade die Gruppe der aktiven Spieler bei den Sponsoren von E-Wagen ziemlich weit oben auf der Wunschliste stehen.
Laut Umfrage befinden sich bei einigen Bundesliga-Fußballvereinen mehr als nur ein E-Auto im Fuhrpark. Es sind sogar in vielen Fällen mehr als drei E-Autos vorhanden. Da stellte sich die nächste Frage ganz automatisch: Von welchen Herstellern stammen die E-Autos?
Audi nimmt hier die Spitzenposition ein. Das Unternehmen ist bei gleich drei Erst- und Zweitliga-Vereinen als Partner in Sachen Elektromobilität involviert.
Die Kooperation zwischen Audi und den Bundesliga Vertretern bezieht sich aber nicht nur auf E-Wagen. Doch der Anteil der elektrisch betriebenen Fahrzeuge, die von dieser Kooperation profitieren, wächst beständig. Zu den „Big Five“ der Sponsoren für Elektromobilität für die Fußball Bundesliga gehören, abgesehen von Audi, auch Mercedes, VW, BMW und Volvo.
Im vierten Punkt der Befragung wurde sich nach weiteren elektrischen Fahrzeugen (zum Beispiel E-Roller oder E-Bikes) erkundigt.
39 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, diese Art von Fortbewegungsmitteln zu besitzen. Über ein Drittel der Vereine haben E-Mopeds im Einsatz und auch die Verwendung von Elektro-Scootern ist bei jedem fünften Verein alltäglich.
Im zweiten Teil der Befragung drehte sich alles um die Ladeinfrastruktur.
61 Prozent der befragten Bundesliga Vereine gaben an, bereits eigene Ladesäulen und/oder Wallboxen installiert zu haben.
Die Mehrheit dieser Elemente, die zur Ladeinfrastruktur gehören, stehen direkt auf den Mitarbeiter-/Spielerparkplätzen, neben der Vereinszentrale oder sind im Trainingsgelände integriert. Eine nicht öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur besitzen ein Drittel der Vereine. So bleibt die Nutzung dieser Charger den Spielern, Vereinsmitarbeitern und Besuchern der Stadions vorbehalten.
Die Ladeleistung der Wallboxen und Ladesäulen liegt bei fast der Hälfte der gemeldeten Ladeinfrastruktur bei 22 Kilowatt. 36 Prozent kamen immerhin noch auf 11 Kilowatt und 6 Prozent schafften nur 3,7 Kilowatt.
Den Spitzenwert von 22 Kilowatt plus x wurde nur von 9 Prozent der Charger erreicht. Eine geringere Ladeleistung reicht aus, wenn Mitarbeiter mehrere Stunden auf dem Vereinsgelände zubringen. Wirklich hochleistungsfähige Fast-Charger wird es wohl nur dort geben, wo die Führungsriege und die Spieler parken und aufladen. Man muss bedenken, dass die Fast-Charger eine immense Investition darstellen. Doch wenn sich die Fußball Bundesliga Vereine mit ihrer Ladeinfrastruktur auch dort ansiedeln, wo sich zum Beispiel Besucherparkplätze befinden, dann könnte das für beide Seiten ein lohnendes Geschäft werden.
Next Point: Die nachhaltige Ladeinfrastruktur ist erst durch Ökostrom gegeben! Wer, wie viele und wie beziehen Energie aus regenerativen Quellen?
Erstaunliche 82 Prozent der befragten Vereine gaben an, dass bei ihnen Ökostrom, zumindest teilweise, zum Einsatz kommt.
Dieser hohe Anteil zeigt, dass die Mehrheit der Bundesliga Fußball Clubs sehr gut in Sachen Nachhaltigkeit aufgestellt sind. Zumindest was die Nutzung der regenerativen Energiequellen betrifft, sind die Studienteilnehmer nachhaltige Vorzeigekandidaten.
Wird Ökostrom aus eigenen Quellen genutzt?
65 Prozent der Vereine gaben an, dass sie ihren regenerativen Strom von einem externen Energielieferanten beziehen. Doch stattliche 27 Prozent erhalten ihren Ökostrom bereits aus eigenen Solar und/oder Photovoltaikanlagen. Und 8 Prozent nennen sogar Blockheizkraftwerke ihr eigen!
Ein Blick in die (hoffentlich sehr grüne) mobile Zukunft:
Mehr als ein Drittel der befragten Bundesliga Fußball Clubs gaben an, ihre Ladeinfrastruktur in naher Zukunft weiter ausbauen zu wollen.
Fast 40 Prozent planen die Anschaffung von weiteren Fahrzeugen aus dem Bereich der Elektromobilität. 5 Prozent setzen zeitnah auf mehr Verwendung, beziehungsweise in die eigene Gewinnung von grünem Strom. Gute 20 Prozent der Vereine hatten zum Zeitpunkt der Befragung keine relativ kurzfristigen Pläne, die einen Ausbau ihrer Elektromobilität oder der Ladeinfrastruktur betreffen.
Es ist davon auszugehen, dass dieses Fünftel der Clubs bereits in der Gegenwart zu den sehr gut aufgestellten Kandidaten in der „grünen Sache“ gehört. Wer jetzt schon zu den Klassenbesten im Fach Nachhaltigkeit gehört, hat natürlich aktuell wenig Bedarf an einem weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur und/oder Elektromobilität.
Fazit – in der Fußball Bundesliga ist nicht nur der Rasen grün!
Das Thema Nachhaltigkeit ist nicht nur in der Mitte der Gesellschaft angekommen, auch in der Fußball Bundesliga dreht sich einiges um Elektromobilität und die dazu gehörende Ladeinfrastruktur. Das lässt sich nicht nur an der sehr hohen Rücklaufquote der Fragebögen ablesen. Auch das Engagement und die Investitionen der Clubs zeigen, wie bedeutsam grüne Mobilität und auch ganz allgemein grünes Denken in ihren sportlich geprägten Reihen ist.
Mehr als 70 Prozent der Clubs verwenden Autos und Transporter aus der Sektion Elektromobilität. Und bei 40 Prozent ist der Einsatz von E-Rollern, E-Scootern und E-Bikes schon lange grüner Alltag.
Der Aufbau der Ladeinfrastruktur wird von mehr als der Hälfte der Vereine eifrig vorangetrieben. Die Ladeleistungen der Charger bewegen sich in der Regel zwischen 11 und 22 Kilowatt.
80 Prozent der Fußball Vereine in der Bundesliga verwenden Strom aus regenerativen Quellen. Zur Zeit wird der Ökostrom noch hauptsächlich von externen Zulieferern bezogen dann und in die eigene Ladeinfrastruktur eingespeist. Ein weiterer Teil des grünen Stroms wird aber auch schon heute zum Beispiel über Sonnenkollektoren, die auf den Stadiondächern verbaut sind, selbst produziert.
Die Mehrzahl der Fußball Vereine sind entweder schon jetzt so hervorragend aufgestellt in Sachen Nachhaltigkeit, dass sie in naher Zukunft kein Bedarf an einem weiteren Ausbau ihrer Ladeinfrastruktur und der Ausweitung ihrer Elektromobilität sehen. Die anderen Clubs aus der Sparte Fußball planen diese grünen Investition in naher Zukunft.