Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg haben auch Auswirkungen auf die Automobilindustrie. Von Kauftag bis Lieferung eines Elektro-Fahrzeugs können bis zu neun Monate vergehen. Wer also im Mai ein neues Elektro-Auto kauft und sich den vollen Umweltbonus erhofft, kann eine herbe Enttäuschung erleben, wenn sein Auto erst 2023 ausgeliefert wird. Lieferzeiten von bis zu neun Monaten schrecken viele Käufer ab, sich jetzt doch noch den vollen „Umweltbonus“ zu sichern. Der Umweltbonus wird nämlich nicht beim Kauf, sondern erst mit der Lieferung ausbezahlt. Diesem Ist-Zustand wollten CDU / CSU nun mit einem neuen Antrag zur Elektroauto-Kaufprämie „Umweltbonus“ Rechnung tragen.
Ampel-Koalition stimmt gegen den Antrag der CDU / CSU
Aber dieser Antrag fand im Deutschen Bundestag keine Mehrheit. Ziel der CDU / CSU war es, für die Auszahlung der Kaufprämie das Datum der Fahrzeugbestellung statt das der Zulassung zugrundezulegen. Eine deutlichere Aussage zur Förderung von Plug-in-Hybridautos wurde ebenfalls gefordert. Bisher wird davon ausgegangen, dass letztere ab 2023 nicht mehr gegeben sein wird.
Direkt nach der ersten Beratung wurde der Antrag mit dem Titel „Nachhaltige Mobilität – Förderung von E-Autos fortsetzen und für die Auszahlung das Datum der Fahrzeugbestellung zu Grunde legen“ zur Abstimmung freigegeben. Zustimmung erhielt dieser jedoch nur in Teilen der Opposition. Die Regierungsparteien SPD, Bündig 90 / Die Grünen und FDP stimmten zusammen mit Die Linke gegen den Antrag. Somit erhielt der Antrag keine Mehrheit und wurde abgelehnt.
CDU / CSU wollten Rohstoffknappheit und Lieferkettenproblemen Rechnung tragen
Ziel des Antrags der CDU / CSU war es, im Rahmen der Förderung von E-Autos grundsätzlich das Datum der Fahrzeugbestellung, nicht das Datum der Fahrzeugzulassung zu verwenden. Vor allem die aktuelle Rohstoffknappheit und Lieferkettenprobleme reizen die Lieferzeiten für Elektrofahrzeuge aktuell so sehr aus, dass sich die Lieferzeiten bis zu einem Dreivierteljahr erstrecken würden.
Forderung nach Klarheit für alle Beteiligten
Zudem forderten die Antragssteller mehr Klarheit für Verbraucher, Händler und Produzenten darüber, ob die Förderung von sogenannten Plug-in-Hybriden Bestand habe oder bis zum Jahresende 2022 auslaufen werde.
Die Förderung von teilelektrischen Automobilen mit Stecker sollen nach dem Willen von Bundeswirtschafts- und Klimaschutz-Ministerium zumindest bis zum Ende des Jahres beendet werden. Innerhalb der Regierung befindet sich dieser Gesetzesentwurf jedoch noch in der Ressortabstimmung.
Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) wollte „Umweltbonus“ bis 2027 ausweiten
Ein Regierungsgutachten soll laut Handelsblatt Informationen darüber bereitgestellt haben, wie Forschungsinstitute den Entwurf für ein Klimaschutz-Sofortprogramm bewerten. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) habe demnach vor, die Kaufprämie für reine Batterie- und Brennstoffzellenautos bis 2027 zu verlängern und sogar deutlich zu erhöhen. Statt den üblichen 6000 Euro sollen bei dem Kauf eines maximal 40.000 Euro teuren Autos künftig statt 6000 Euro 10.880 Euro erhalten. Das entspräche etwas mehr als einem Viertel des Kaufpreises. Hinzu käme noch der Zuschuss der Hersteller von 3000 Euro. Bei Fahrzeugen bis 60.000 Euro sprach plane Wissing wohl mit einer Prämie von bis zu 8400 Euro. Für diese Ideen hat Wissing jedoch bisher nicht nur aus der eigenen Koaltion, sondern auch seitens verschiedener Umweltverbände Gegenwind erhalten.
Robert Habecks (Grüne) Klimaschutz-Ministerium versteift sich darauf, dass eine gutachterliche Bewertung der tatsächlichen Klimaschutzeffekte in die Bewertung des „Umweltbonus“ miteinfließen müsse. SPD-Vizevorsitzender Detlef Müller ging noch weiter und forderte, sich mehr auf den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs zu fokussieren.
Umweltorganisationen kritisieren Sinnhaftigkeit des „Umweltbonus“
Auch Olaf Bandt (BUND) warb dafür „in eine neue Mobilität mit weniger Autos“ zu investieren. Greenpeace-Verkehrsexperte Tobias Austrup sieht wenig Sinn für den Klimaschutz und nur teure „Geschenke an die Autoindustrie“. Hätte die Ampel-Koalition hingegen das Tempolimit von 100 km/h auf der Autobahn eingeführt, hätte das bis zu 9,2 Millionen Tonnen CO2 einsparen können. Doch das Tempolimit scheint ja für die Ampel-Koalition erst einmal vom Tisch zu sein.
Der Umweltbonus für den Kauf von Elektroautos hat seit dem Sommer 2020 mehrere Erhöhungen erlebt. Zum aktuellen Zeitpunkt erhalten Käufer eines neuen Autos bis zu 9000 Euro, während für den Kauf eines Plug-in-Hybridautos immerhin noch 6750 Euro Umweltbonus seitens des Staates beigesteuert werden. Hierbei ist allerdings noch ein wichtiges Detail anzumerken: Der Umweltbonus besteht nur zu zwei Dritteln aus Mitteln des Staates. Das letzte Drittel gewähren die teilnehmenden Hersteller im Rahmen eines Netto-Nachlasses beim Kauf. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat bereits im vergangenen Jahr angekündigt, den Umweltbonus ab 2023 neu zu gestalten und allmählich auslaufen zu lassen.
Die Ampel-Koalition hatte sich in ihrem Koalitionsvertrag ursprünglich dafür ausgesprochen, auch Plug-in-Hybride weiterhin zu fördern. Von dieser Idee hat sich Robert Habeck nun aber wohl verabschiedet. Der Funke-Mediengruppe etwa sagte er in einem Interview: „Plug-in-Hybride sind unserer Meinung nach marktgängig und brauchen keine öffentliche Förderung mehr.“
Umweltorganisationen kritisieren schon länger die tatsächlichen Emissionen von Plug-in-Hybriden. Eine weitere Subventionierung von Plug-in-Hybriden kann so wohl im Rahmen eines sinnvollen Klimaschutz-Projektes nicht weiter gutgeheißen werden.
Hybrid-Hersteller sehen Auslaufen des Umweltbonus als Kauf-Motivator
Automobil-Hersteller Toyota hat sich bisher besonders auf Plug-in-Hybridautos spezialisiert. Einem Förderende ab 2023 sehe Toyota entlassen entgegen, sagte Vertriebschef Mario Köhler in einem Gespräch mit der Automobilwoche. Darin garantiert er allen Bestellungen, die bis Ende August eintreffen, eine garantierte Lieferung noch in diesem Jahr und so die Mitnahme des „Umweltbonus“ vor dessen voraussichtlichem Auslaufen. Allein die Diskussion um ein Auslaufen des „Umweltbonus“ für Plug-in-Hybridautos sieht Köhler laut Automobilwoche als eine Motivation zur Kaufbeschleunigung. Wenn nicht jetzt, wann dann.
Förderung von „grünen“ Autos bleibt ausbaufähig
Doch wie sinnvoll bereits jetzt eine Abschaffung des Umweltbonus ist, wird wohl weiterhin fürs Diskussionsbedarf sorgen. Das Elektroauto ist noch längst nicht so gängig, wie es nach den Klimazielen der Ampel-Koalition sein sollte. Auch die freie Verfügbarkeit von Ladestationen ist vor allem in Deutschland noch weiterhin ausbaufähig.
Nutzen Sie die Gelegenheit
Wenn Sie schon länger mit der Entscheidung ringen, ein Elektroauto oder einen Hybridantrieb zu kaufen, ist jetzt vielleicht die richtige Gelegenheit, den vollen Umweltbonus noch mitzunehmen. Ein Auto mit Hybridantrieb bietet sicher den Vorteil nicht auf das Vorhandensein von Ladestationen angewiesen zu sein. Die Anschaffung eines reinen Elektroautos lockt viele wohl gerade nicht zuletzt aufgrund der hohen Kraftstoffpreise. Für einfache Fahrten innerhalb der Stadt ist ein E-Auto sicherlich mehr als ausreichend. Egal, ob Sie sich für ein E-Auto oder einen Hybridantrieb entscheiden, könnte der Kaufanreiz aufgrund der hohen Treibstoffpreise und der auslaufenden Prämien aktuell nicht größer sein.