Die Verbesserungen noch vor dem Verkaufsstart
Damit die Kunden und Kundinnen die Vorfreude auf den neuen TESLA Semi-Truck kaum noch aushalten, hat der Konzern von Elon Musk eine Rund-Mail an diese versandt. Der Inhalt: Neue Informationen zu den technischen Verbesserungen, die vor dem Marktstart noch eingebaut wurden. Dies betrifft die Effizienz, die Zuverlässigkeit und die Reichweite. Alle drei Leistungssäulen konnten sich in ihrer Zuverlässigkeit steigern.
Die angekündigten Reichweiten von 483 auf 805 Kilometer soll der Truck mit E-Motor nun erheblich überschreiten. Die verbesserten Akkuzellen sollen den Truck in die Lage versetzen, deutlich über 1.000 Kilometer in einem durchzufahren – zumindest in der großen Variante.
Das Aufladen vom TESLA Semi-Truck
Hier reicht kein Supercharger, hier muss der TESLA Megacharger ran. Für den Semi-Truck hat TESLA einen eigenen Ladestecker erfunden. Dieser nennt sich Megawatt Charging Solution – kurz MCS Connector. Genaue Daten zu dieser Form des Ladens sind noch nicht vollkommen ausgereift. Daher hält sich TESLA hier mit Informationsweitergaben zurück.
Wann wird der TESLA Semi-Truck geliefert?
Mitte Juni 2021 ging der Semi-Truck in der Gigafactory in Austin, Texas in die Serienproduktion. Wann genau mit der Auslieferung begonnen wird, ist noch unklar, aber der Zeitpunkt dürfte in der sehr nahen Zukunft liegen.
Durchgestylter Futurismus statt klassischer Ecken und Kanten
Verschiedene Tester haben sich aber schon mit dem Semi Truck vertraut machen können. Unter anderem sieht man eine solche Testfahrt in einem von TESLA selbst publizierten Video. Darin stellt Unternehmenschef Elon Musk den neuen Truck seiner Fangemeinde vor. Getestet wurde der Truck auch in Steilkurven. Hier sollen die Fahrer davon berichten, dass der Semi Truck über eine ausgezeichnete Kurvenlage und Bodenhaftung verfügt.
Was beim Semi Truck besonders auffällt, ist das moderne, beinahe schon futuristische Design. So haben sich Science-Fiction-Fans noch vor wenigen Jahren die ferne Zukunft vorgestellt. Statt der klassischen Elemente eines rauchenden Verbrennungsungetüms kommt der Semi Truck von TESLA als durchgestyltes Fahrzeug mit poliertem Aluminium und reichlich Lichtelementen daher.
Verschiebungen bei der Auslieferung waren kaum zu vermeiden
Vorpreschen statt ausarbeiten – unter dieses Motto könnte man Elon Musks Strategie bei der ersten Ankündigung des Semi Trucks stellen. Im November 2017 kündigte er die Produktion für das Jahr 2019 an. Verschiedene Probleme kamen auf und der angestrebte Termin konnte nicht gehalten werden.
Man versuchte alles, um wenigstens einige Exemplare für die ersten Vorbesteller zu liefern, aber auch das klappte nicht. Die Produktion soll nun wie oben beschrieben angelaufen sein. Elon Musk selbst hat verlautbaren lassen, woran es lag, dass die Verschiebungen notwendig wurden. Er meinte, neben dem Gewicht der Batterie sei es vor allem die noch nicht ausreichende Energiedichte des Akkus, die gegen eine Lieferung an die Kunden gesprochen habe.
Der TESLA-Rundzellen-Akku hätte zwar die versprochenen 800 km Reichweite erfüllt, allerdings wären damit rund eine Tonne Nutzlast verloren gegangen. Für Transportunternehmen ist aber jedes Tönnchen an Transportmasse bare Münze und so musste dieser Makel vor der ersten Auslieferung behoben werden.
Trotz des großen Akkus kein Gewichtsnachteil gegenüber Diesel-LKWs
Die Zellen, die TESLA nun für den Semi Truck einsetzt, sind erheblich größer als jene, die beim Model S oder auch beim Model 3 zum Einsatz kommen. Die Zellen für den Semi Truck sind 80 mm hoch, während jene beim Model S 65 mm und jene beim Model 3 70 mm hoch sind.
Mit den neuen 4680-Modulen soll es möglich sein, mehr als fünfmal mehr Energie zu speichern als bisher. Vergleichbar große Batterien liegen in der Reichweite rund 16 Prozent hinter TESLA. Mit den neuen Modulen könne laut Musk auch eine Reichweite von mehr als 1.000 km erreicht werden. Und das bei voller Zuladung.
Die Akkus im Semi Truck können „konstruktiv verbaut“ werden. Das bedeutet, unter diese muss kein schwerer Boden eingebaut werden, der das Gewicht der Akkus trägt. Das hat den Vorteil, dass die Semi Trucks trotz der großen Reichweite nicht schwerer sein werden als damit vergleichbare Diesel-LKWs.
Die Massenproduktion der Akkus ist laut Musk eine Herausforderung. Man wird sehen, in welcher Stückzahl der Semi Truck geliefert werden kann.
Ankündigung: 100.000 Semi Trucks pro Jahr?
Gigafactory – so nennt TESLA seine Montagehallen. Bislang wurden am Standort in Nevada nur Batterien sowie die Antriebsstränge hergestellt. Nun werden dort auch die Zugmaschinen zusammengeschraubt. Aus anderen Produktionsstätten des Unternehmens werden die restlichen Komponenten angeliefert. Glaubt man Elon Musk, soll bei Vollauslastung ein Kontingent von 100.000 Semi Trucks hier vom Band laufen.
Wer hat bereits einen TESLA Semi Truck bestellt?
Eines der ersten Unternehmen, die sich offen einen TESLA Semi Truck bestellt haben, ist die Musikproduktionsfirma des kanadischen Produzenten deadmau5. Er kündigte an, eine seiner nächsten Touren mit einem in ein Musikstudio umgebauten Semi Truck erleben zu wollen.
Auch PepsiCo will die 15 Diesel-LKWs für die Kartoffel- und Maischips-Marke Frito-Lay gegen batteriebetriebene Semi Trucks austauschen.
Noch hat TESLA keine genauen Vorbestellzahlen veröffentlicht. Experten und Expertinnen gehen aber davon aus, dass bislang mehr oder weniger 1.000 davon geordert wurden.
Das Eingemachte – welche Daten sind bislang zu TESLAs Semi Truck bekannt?
Die Bilder und Videos lassen es vermuten. Der Semi Truck von TESLA verfügt über eine windschlüpfrige Kabine. Laut Herstellerangaben soll der Luftwiderstandswert cW bei 0,36 liegen.
Dafür, dass der Semi Truck ein Lastwagen für einen typischen Auflieger ist, spricht der Name. Semi Truck kommt aus dem englischen und ist die Abkürzung für Semi-Trailer-Truck. Das beschreibt einen LKW, der einen Sattel auf einem typischen Auflieger zieht.
Die Fahrerkabine des Semi Trucks gibt es als flache Kabine und als Langstreckenvariante. Zweitere kommt mit einem Hochdach und einer Schlafkabine daher. Diese Variante kann auch mit einem verstellbaren Winddeflektor ausgestattet werden.
Die Batterievarianten des TESLA Semi Trucks
Laut Hersteller haben die Käufer des Semi Trucks die Wahl zwischen zwei unterschiedlichen Akku-Varianten. In der Grund- und Basisversion soll eine Reichweite von 480 km erreicht werden. Wie in der E-Mail an die Vorbesteller nun bekannt gegeben wurde, soll ein Fahrzeug mit der zweiten Version eine Reichweite von 1.000 km zustande bringen. Wichtig zu erwähnen – die Reichweitenangaben beziehen sich auf vollbeladene 40-Tonnen Anhänger.
Verwendet man zum Laden einen „normalen“ Supercharger, soll der Akku binnen 30 Minuten auf 50 Prozent geladen werden können. Das entspricht bei der großen Variante rund 400 km Reichweite. Geht man von den Angaben von TESLA aus, soll der E-LKW bei maximal zugelassener Zuladung pro 1,6 Kilometer (eine Meile) zwei kWh Energie verbrauchen. Umgerechnet auf unsere Maßeinheit bedeutet das einen Verbrauch von 125 kWh auf exakt 100 km.
Will TESLA also die anvisierte Reichweite sicherstellen, muss der Energiegehalt der Batterie bei etwa 1.000 kWh liegen. Das wäre beinahe 10-mal so viel wie bei einem Tesla-E-Auto. Vergleicht man den Verbrauch mit einem deutschen Durchschnittshaushalt mit vier Personen, käme die Familie mit dem Energievolumen des Akkus rund drei Monate gut zurecht.
Die Ladeleistung des Semi Trucks stößt in neue Sphären vor. Um die 80 Prozent der 1.000-kWh-Batterie aufzuladen, würde es 800 kWh bedürfen. Will man diese binnen 30 Minuten abrufen, sind ohne einen Ladeverlust zu kalkulieren 1.600 kW Leistung notwendig. Das sind 1,6 Megawatt. Aktuell müsste man elf der ausgereiftesten Supercharger verwenden, um das hinzubekommen. Daher ist der Megacharger schon in Arbeit und der Gigacharger in der Entwicklung.
Was wird der TESLA Semi Truck kosten?
Bisher müssen viele Europäer und Europäerinnen warten, um den exakten Verkaufspreis des Semi Trucks zu erfahren. Bislang gibt es nur einen gültigen Preis für den US-amerikanischen Markt. Tröpfchenweise erfährt jedes Land, was der TESLA-Guru für einen Preis ausrufen wird.
In den Niederlanden soll der Semi Truck ab 130.000 Euro zu haben sein (Basisvariante). Bestellt man im Land der Grachten die stärkere Version, legt man rasch 150.000 Euro auf den Tresen. Allein die Reservierung des E-LKWs kostet bereits 17.000 Euro.
Die US-Käufer und US-Käuferinnen bezahlen für die Basisversion 150.000 Dollar (ca. 128.000 Euro). Die stärkere Version soll dort 180.000 Dollar (ca. 154.000 Euro) kosten. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten fallen 20.000 Dollar an Anzahlung für die Basisvariante an. Die hochklassige Founders Series muss sogar komplett im Voraus bezahlt werden. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass hier allein der Akku rund 100.000 Dollar teuer sein wird.
Für Musk ist der Verkaufspreis kein schlechtes Omen. Er betont, dass ein Diesel-LKW im Vergleich zum Semi Truck pro Kilometer 20 Prozent teurer im Betrieb ist. Musk:
„Mit dem Elektro-Truck können Fuhrunternehmer bis zu 200.000 Dollar pro Jahr sparen.“
Was leistet der Motor des Semi Trucks?
TESLAs Semi Truck verfügt über vier unabhängig voneinander operierende E-Motoren – und das an beiden Hinterachsen. Geht man von den Schätzungen der Expertinnen und Experten aus, kommen hier die 261 PS und 525 Nm leistungsstarken Motoren aus TESLAs Model 3 zum Einsatz. Nimmt man die Leistung der Motoren und addiert diese, kommt man auf sagenhafte 1.044 PS und auf 2.100 Nm.
Die beiden Achsen erfüllen hier auch unterschiedliche Aufgaben. Die Vorderachse übernimmt die Hauptarbeit in den unteren Geschwindigkeitsbereichen, während die hintere Achse für die höheren Geschwindigkeiten zuständig ist. Laut Hersteller kommt der Semi Truck binnen fünf Sekunden von 0 auf 60 Meilen. Das entspricht 96,6 km/h. Das trifft aber definitiv auf die Zugmaschine ohne Ladung zu. TESLA sagt, mit voller Beladung würde man binnen 20 Sekunden quasi die 100 km/h erreichen.
Die Pannenanfälligkeit des Semi Trucks sei laut Elon Musk minimal. Er verspricht sogar, dass der LKW ganze 1,6 Millionen Kilometer ohne eine einzige Panne fahren könne. Durch die vier Motoren kann das Fahrzeug sogar den Ausfall zweier davon kompensieren – speziell im Vergleich zu einem Diesel-LKW. Die Bremsen des Semi Trucks sollen laut des Herstellers verschleißfrei funktionieren. Der Grund: die Verzögerung würde zum großen Teil durch Rekuperation (Energierückgewinnung) erfolgen.
TESLAs Trick für den britischen Markt
… aber auch für den Rest der Welt. Fahrer oder Fahrerin sitzen beim Semi Truck komplett in der Mitte der Kabine. Damit entfällt der Platz für etwaige Beifahrer. Der Vorteil für TESLA, man muss keine Versionen für den Links-Verkehr herstellen.
Etwas ganz Besonderes soll die Frontscheibe sein. Diese sei, so Musk, explosionssicher. Er meint mit einem Lächeln auf den Lippen, „diese übersteht sogar eine Nuklearexplosion. Und falls nicht, bekommen Sie den vollen Kaufpreis zurück“. Speziell für den US-Markt ist diese hochgradig bruchsichere Frontscheibe ein Verkaufsargument. Der Grund: LKWs dürfen dort mit einer auch nur leicht beschädigten Windschutzscheibe nicht mehr weiterfahren. Das ist ein echter Nachteil in dem teilweise dünn besiedelten Land.
Fahren im teilautonomen Konvoi?
Nevada ist TESLA-Testgebiet. Speziell, was die Sache mit dem autonomen Fahren bei LKWs angeht. Der Semi Truck soll teilautonom im Konvoi fahren können. Dafür ist in den Truck der TESLA-Autopilot eingebaut. Dieser beinhaltet Spurhalte- sowie Notbremsassistenten. Die Sensorik im Fahrzeug soll die Antriebsmotoren dahin steuern, dass das Einknicken zwischen Zugmaschine und Auflieger nichts passiert.
Fazit
Der Semi Truck ist in der Anschaffung ein teures Vergnügen. Stimmen aber all die Ankündigungen von TESLA, könnte das Elektrofahrzeug im Regelbetrieb für viele Fuhrunternehmen eine finanzielle Erleichterung darstellen. Da es der Branche um Nutzlast und Geschwindigkeit geht, ist man hier (noch) gespaltener Meinung. Die Geschwindigkeit und speziell die Beschleunigung des Semi Trucks sind einwandfrei. Bislang können die Unternehmen nur das Gewicht des Akkus nicht abschätzen.
Bildquelle: Tesla