Wir beschäftigen uns in unserer Reihe „Mythen der Elektromobilität“ mit Aussagen, die im Rahmen der Mobilitätswende immer wieder aufkommen und nehmen sie auf ihren Wahrheitsgehalt hin unter die Lupe. Bisher konnten wir so zum Beispiel klarstellen, dass die Ladeinfrastruktur wächst, dass die Ladezeiten immer kürzer werden oder auch, dass ein E-Auto-Boom das heimische Stromnetz nicht überlasten kann. Dieses Mal gehen wir den Aussagen nach, E-Autos würden Jobs kosten oder seien aufgrund des leisen Antriebs eine Gefahr für Fußgänger.
E-Autos kosten Jobs
Dieser Aussage könnte man auf den ersten Blick zustimmen. Der Grund hierfür ist die ressourcenschonendere Herstellung von E-Autos im Vergleich zu Verbrennern. Daher geben Hersteller wie beispielsweise VW an, dass deren Elektroautos mit rund 30 % weniger Aufwand gebaut werden als deren Verbrenner. Daraus kann man folgern, dass die Produktion von E-Autos weniger Arbeitskräfte benötigt, als ein Benziner oder Diesel.
Aber auch bei der Produktion von Verbrennern ersetzen Automationsstraßen und Roboter immer mehr die reine Muskelarbeitskraft von Menschen. Aufgrund der Nachhaltigkeit der Energiegewinnung bei E-Autos wird in Zukunft die Nachfrage dieser Fahrzeuge steigen. Dies bedeutet, auch wenn für das einzelne E-Auto weniger Arbeitskraft vonnöten sein wird, wird die Gesamtzahl der Beschäftigten vermutlich dank der Mobilitätswende eher steigen als stagnieren oder gar fallen.
Leise E-Autos sind eine Gefahr für Fußgänger
Jeder, der an einer viel befahrenen Straße, einem gut frequentierten Bahnhof oder nahe einem Flughafen wohnt, kennt die Probleme, die Lärm verursachen kann. Ein Vorteil der Mobilitätswende im Straßenverkehr ist es, dass die Antriebsart in einem E-Auto im Vergleich zu einem ratternden und brummenden Verbrenner leise ist. Dieser Vorteil, der Ruhe und Stille in viele Teile Deutschlands zurückbringt, kann allerdings auch ein Nachteil sein.
Fußgänger haben seit es Autos gibt gelernt, diese nicht nur optisch, sondern auch akustisch wahrzunehmen. Daher kommt es oftmals zu dem Bild, dass Fußgänger ohne hinzusehen vor der Überquerung der Straße stehen bleiben, da sie ein Auto unbewusst in ihrer Nähe gehört haben. Hier kann der leise Antrieb von E-Autos durchaus ein Problem darstellen – besonders bei geringen Geschwindigkeiten, wenn das Abrollgeräusch der Reifen ebenfalls schwer wahrgenommen wird.
Herstellern ist diese Tatsache allerdings bewusst. Zahlreiche E-Autos geben mittlerweile bei geringen Geschwindigkeiten ein individuelles Geräusch ab, dass Fußgänger aufmerksam macht. Bei höherem Tempo hingegen reichen die Abrollgeräusche der Reifen, um das nahende E-Fahrzeug mit einem Sicherheitsabstand zu bemerken.
E-Autos zu fahren macht weniger Spaß als das Fahren von Verbrennern
Wer dieses Gerücht in die Welt gesetzt hat, hat noch nie eine Fahrt in einem E-Auto genossen. Beschleunigt ein E-Auto, merkt man sofort, welch eine Kraft dahintersteckt. Das Gefühl, beim Losfahren in den Sitz gepresst zu werden, ähnelt beinahe jenem in einem Flugzeug. Der Grund – anders als Verbrennungsmotoren verfügen Elektromotoren vom Start weg über das volle Drehmoment. Dieses lässt das Fahrzeug auf Wunsch den Lenker und alle anderen Insassen auch spüren. Zudem liegt ein E-Auto deutlich dynamischer auf der Straße, denn der Akku im Fahrzeugboden sorgt für reichlich Anpressdruck. E-Autos bieten auch mehr Beinfreiheit, da hier kein Verbrennungsmotor oder Schaltgetriebe Platz wegnimmt.