In Wien sind die Wiener Linien sicherlich die beste Möglichkeit, um schnell und ökologisch von A nach B zu kommen. Auch ich selbst nutze diesen ÖPNV fast ausschließlich. Rund 90 Prozent meiner Fahrten erledige ich derartig. Doch als Ergänzung zur städtischen Mobilität habe ich mir stets einen PKW für Freizeitaktivitäten und Familienbesuche vorgehalten.
Ein paar Jahre zurück: ich bin auf dem Land aufgewachsen und habe dementsprechend sehr früh verinnerlicht, welche Bedeutung ein PKW für meine Mobilität haben kann. Sicherlich stellt sich in einer Metropole wie Wien dieser Fakt gänzlich anders dar. Dennoch bleibt das Bedürfnis einer individuellen Mobilität – Stichwort: selbstbestimmte (Reise-)Freiheit. Natürlich bleibe ich nach wie vor den Wiener Linien treu. Gerade innerstädtisch versuche ich so viele Wege wie nur möglich mit dem ÖPNV zu bewältigen. Dies funktioniert in der Regel auch sehr gut. Auch das Thema Wocheneinkauf kann so, ausreichend Willen vorausgesetzt, erledigt werden. Freizeitfahren außerhalb der Stadt und Familienbesuche an eher abseitsgelegenen Zielen, sowie mitgeführte Ausrüstung (Fahrrad etc.) im Gepäck, stellen jedoch einen im ÖPNV noch schlecht abgebildeten Anwendungsfall dar. Ein eigener PKW schafft da eine deutliche Abhilfe, zumal unsere Familien in ländlich geprägten Teilen der Steiermark und damit rund 200 Kilometer entfernt von Wien leben.
Ein PKW muss also her! Nun gut, aber meiner Frau und mir ist es wichtig, dass wir lokal emissionsfrei mit dem PKW auf das Land und auch verlässlich wieder zurückkommen können. Und da wir leidenschaftliche Radfahrer sind, müsste ein passender PKW auch eine Radmitnahme ermöglichen. Doch genau hier begannen die Sorgenfalten zu wachsen. Ich zögerte lange und fragte mich, ob all unsere Wünsche, die wahrlich nicht utopisch sind, mit einem E-Auto realisiert werden können. Um gleich ein Zwischenfazit vorneweg zu nehmen: Ja, es geht! Aber bei vielen potenziellen E-Auto-Fahrern überwiegen sicherlich noch die Ängste und hemmen so die Entscheidung für die Elektromobilität.
Doch nachdem wir uns nach anfänglichen Ängsten dennoch für ein Elektrofahrzeug entschieden haben, rissen die Sorgen nicht wirklich ab. Natürlich muss so ein Kauf gut überlegt sein! Wir stellen uns daher zahlreiche Fragen: Welches E-Auto schafft in der Praxis eine Reichweite von etwa 400 Kilometern? Wie wirkt sich die Witterung auf die Reichweite aus? Wo können wir unser Fahrzeug aufladen? Wie lange dauert der Ladevorgang? Fragen über Fragen und gefühlt keiner da, der uns bei diesen Unsicherheiten verlässlich weiterhelfen kann. Potenzielle Kunden werden allein gelassen. Das macht nicht nur wütend, sondern frustriert auch zusätzlich. Es wird schnell deutlich: unabhängige Fachexperten, die sich noch die Zeit für die Anliegen der Kunden nehmen, sind Mangelware. Qualitativ hochwertige Angaben, mit denen man als Interessent auch verlässlich etwas anfangen kann, sind selten und schwer auffindbar. Allein auf die Herstellerangaben wollten wir uns da nicht einfach verlassen.
Wir haben uns sodann für Informationen aus dem Internet entschieden, da wir schlichtweg keinen lokalen Fachexperten gefunden haben, der uns unter die Arme greifen konnte. Wir recherchierten viel, lasen seitenweise aus Foren- und Blogbeiträgen und sahen uns zahlreiche YouTube-Videos an. Das alles war nicht nur sehr zeitintensiv – es setze auch einen sehr hohen Willen zum Umstieg voraus. Doch gerade für „ältere“, deren der Umgang mit bzw. der Zugang zum Internet fehlt, oder ohnehin eher zurückhaltende Interessenten ist die Informationsbeschaffung ein starkes Hemmnis. Wir hatten letztendlich Glück und fanden über einen gleich gelagerten Beitrag auf YouTube sogar einen Kontakt zu einem praxiserprobten Elektriker, der selbst ein E-Fahrzeug sein Eigen nannte und bereit war eine bedarfs- und fördergerechte Wallbox fachgerecht zu installieren. Um die Genehmigung, die Wallbox im genossenschaftlichen Wohnbau (ca. 100 Parteien) zu errichten, hatten wir uns vorsorglich bereits bemüht und auch erhalten. Was hier unproblematisch klingt, kann je nach (Mit)Eigentümersituation oder Willen des Vermieters dem Ansinnen schnell ein jähes Ende bereiten. Wir hatten Glück.
Doch auch wenn sich unsere Odyssee nun etwas harmlos liest, hat uns der Umstieg auf ein E-Fahrzeug sehr viel mehr Zeit und Mühen abverlangt als die Beschaffung eines vergleichbaren Verbrenners. Dementsprechend haben wir uns diese eine Frage gestellt: „Was bleibt nun?“ – besser gesagt: „Wo muss die Elektromobilität zwingend nachlegen (Stichwort: Kundenzentrierung)?“ Kritisieren ist das eine, aber konstruktive Verbesserungen geben ist das andere!
Es steht aus unserer Sichtweise außer Frage, dass für den Erfolg der E-Mobilität lokale, vertrauensvolle und praxiserprobte Ansprechpartner zwingend vonnöten sind. Das müssen nicht fünfzehn oder zwanzig Stück sein. Einer – ein guter Betreuer – reicht da vollkommen aus! Und genau hier sind Beratung und Begleitung wichtig. Thematische Inhalte müssen vermittelt werden. Einfach – schnell – unkompliziert. Von der Auswahl der Wallbox, über das Abschöpfen der Fördersumme bis hin zur Installation und Genehmigung der Wallbox. „Professionalität“ und „Kundenorientierung“ müssen – auch wenn es Kapazitäten kostet – im Vordergrund stehen. Die „normalen“ Verbraucher sind schlichtweg noch nicht so weit, sich in der E-Mobilität zurecht zu finden. Sie müssen, wollen gar an die Hand genommen werden. Genau hier liegt aus unserer Sicht der springende Punkt. Schafft es die Elektromobilität die Kundenzentrierung in den Vordergrund zu stellen und dabei die zahlreichen Kundenhindernisse aus dem Weg zu räumen, dann wird sie Erfolg haben. Wenn nicht, werden Interessenten früher abspringen als den meisten lieb sein dürfte und noch einmal zum bekannten Produkt – dem Verbrenner – greifen. Die Automobilhersteller haben dem bislang nicht ausreichend Rechnung getragen, doch insbesondere kleinere Unternehmen – wie etwa die Energielösung GmbH – hat der Bedeutsamkeit der professionellen Beratung den höchsten Stellenwert eingeräumt. Sie besetzen hier eine wichtige Nische zwischen Hersteller und Kunden, bieten zahlreiche Services aus einer Hand und tragen zudem zur regionalen Wertschöpfung bei.