Der Skoda Enyaq iV könnte auch als die Neuinterpretation eines Kombi durchgehen. Klar, es ist ein SUV-Modell, wie sollte es in 2021 auch anders sein. Die generelle Linienführung als auch Aufmachung des Modell lehnt aber stark an einen Kombi an, was mit den größeren Felgen nochmals unterstrichen wird. Im weitesten Sinn folgt der Enyaq iV dabei der tschechischen Designsprache der letzten Jahre. Harte Kanten mit gestreckten Flächen. LED-Beleuchtung rundherum ist ab Werk inklusive. Wer mehr wünscht kann sich die Matrix-LED-Scheinwerfer bestellen oder auf das sogenannte „Crystal Face“ warten. Ein besonderer Hingucker. Mit 131 LEDs wird der ansonsten schwarze Grill hell erleuchtet.
Im Innenraum profitiert der Skoda Enyaq iV von der MEB Plattform (modularer Elektrifzierungsbaukasten). Soll heißen viel Platz für fünf Passagiere, mit beeindruckend viel Beinfreiheit auf den hinteren Plätzen. Grundsätzlich sind die Modelle unabhängig von der Antriebsleistung relativ gleich ausgestattet, einzelne Pakete werten den Innenraum optisch als auch den Wagen technisch auf. Vom Start weg hat man an kabellose Konnektivität per Smartphone gedacht, was sich auf einem 10-Zoll-Touchscreen abspielt. Letzterer ist bereits ab der 60-Leistungsstufe 13 Zoll groß. Das Fahrerdisplay von 5,3-Zoll wächst allerdings nie und kann lediglich durch ein in einem teuren Paket versteckten AR-Head-Up-Display erweitert werden.
Insgesamt gibt es beim Skoda Enyaq drei Batteriegrößen von 51 über 58 bis hin zu 77 kWh NettoKapazität und Leistungsstufen von 109 bis 220 kW. Für den ersten Test stand der Skoda Enyaq iV 80 zur Verfügung. Der Reichweiten-Champion. An der Hinterachse sitzt eine permanentmagneterregte Synchronmaschine mit einer Peakleistung von 150 kW (310 Nm). Zwischen den Achsen sitzt die 77 kWh (netto) Lithium-Ionen-Batterie mit 288 Pouchzellen verpackt in 12 Modulen. Bei der Variante mit Hinterradantrieb lassen sich bei 12% Steigung noch 1.000 Kilogramm anhängen. Mehr bietet nur die Allradvariante mit 1.200 Kilogramm.
Allen Varianten gleich ist der DC-Ladeanschluss von 50 kW. Optional lässt er sich beim 60er auf 100 und beim 80er Modell auf 125 kW erhöhen. Dies kann per Over-the-Air-Update auch noch nach dem Kauf freigeschaltet werden. Für potentielle Dienstwagen-Kunden lässt sich auch eine vernetzte Wallbox bestellen, die per App eine Abrechnung mit dem Arbeitgeber ermöglicht.
Der Enyaq iV 80 fährt sich mit großen 21 Zoll Rädern und ebenfalls optionalem adaptiven Fahrwerk erstaunlich komfortabel. Es gibt keinerlei Komforteinbußen und der Verbrauch leidet nicht unter der besseren Optik. Gerade einmal rund 16 kWh/100km waren im ersten Test notwendig, um das große Elektroauto zu bewegen. Dabei verwöhnt der Wagen mit einer leisen Kabine, welche in der Suite-Ausführung nicht nur Ledersitze ziert, sondern auch die Armaturen teilweise damit überzieht.
Auf dynamischer Seite reicht der 150 kW Antrieb mehr als aus, allerdings muss sich der Enyaq-Kunde auch mit den deutlichen Aufbaubewegen anfreunden. Trotz Elektroauto typischem Schwerpunkt, neigt sich die Karossiere in Kurven deutlich und lässt die Köpfe bei starker Rekuperation deutlich nicken. Letztere lässt sich dabei in drei Stufen verstellen. Das typische „One-Pedal-Drive“ bietet man aber nicht ganz an. Etwa ab 10 km/h rollt der Enyaq iV langsam aus, es sei denn man übergibt dem Assistenten die Führung.
Unser Kurzfazit: Der Skoda ENYAQ iV 80 ist ohne Zweifel ein tolles Kraftpaket – und ja, man schwebt förmlich über die Straße! Ein komfortables Fahren – gerade für die ganze Familie – ist mit diesem Elektroauto bestens möglich. Aber: Für den täglichen Gebrauch in der Stadt ist er schlichtweg zu groß und zu schwer. Auch bei der Parkplatzsuche wird man sich mit einem E-Auto dieser Größe keinen Gefallen tun. Wer zudem so richtig Wert auf schnelles, sportliches wie spritziges Fahren legt, der könnte mit dem ENYAQ nicht ganz zufrieden gestellt werden. Dennoch: Wir sind sehr angetan vom ENYAQ und können eine Probefahrt nur wärmstens empfehlen.