Die Fragen vor einem E-Auto-Kauf
Ab wann lohnt sich der Kauf eines E-Autos? Wie lange dauert das Aufladen des Akkus nach heutigem Technikstand? Welche Möglichkeiten habe ich, mein Elektroauto daheim aufzuladen? Mit welchen Fördermitteln kann ich den Kaufpreis des E-Autos und einer Wallbox senken? Fragen über Fragen – und hier sind die Antworten von führenden Experten auf diesem zukunftsträchtigen Gebiet.
Kostenfaktoren, Laufleistung und der Vergleich E-Auto vs. Hybrid
Manuel Griesmann ist ADAC-Experte im Technikzentrum in Landsberg am Lech. Auf die Frage nach den aktuell noch hohen Kosten für einen E-Neuwagen sagt er: „Natürlich sind E-Autos teurer in der Anschaffung, aber der Preis kann sich schnell relativieren. Zum einen ist die Wartung deutlich günstiger und man muss weniger Steuern zahlen. Im Schnitt muss man mit 0,36 Cent pro kWh rechnen. Je nach Fahrweise liegt der Verbrauch bei etwa 20 Kilowattstunden auf 100 Kilometern. So lassen sich die Kosten ganz gut hochrechnen und mit den Spritkosten eines Verbrenners vergleichen.“
energielösung: Sie können die Kosten für das Laden senken, wenn Sie den Strom für Ihr E-Auto selbst über eine Photovoltaikanlage erzeugen. Diese kann den Strom über Ihre Wallbox direkt in das E-Auto speisen. Verfügen sowohl das Elektrofahrzeug wie auch die Wallbox über die Möglichkeit des bidirektionalen Ladens, können Sie den Akku des E-Autos auch als Zwischenspeicher für den PV-Strom zur späteren Nutzung im Haushalt verwenden. Auch so können Sie Geld sparen.
Was sagt Manuel Griesmann in Bezug auf die Laufleistung: „Je höher die Laufleistung ist und je günstiger man laden kann, desto schneller rechnet sich der höhere Kaufpreis für ein Elektroauto. 300.000 Kilometer sollten mit einem E-Auto machbar sein.“
energielösung: Aktuelle Standard-Akkus für E-Autos laufen zwischen 8 und 10 Jahren. Das bedeutet aber nicht, dass sie danach kaputt sind. Das heißt nur, dass die Hersteller gewährleisten, dass nach der jeweils genannten Zeitspanne, 70 bis 80 % der Maximalladeleistung noch vorhanden sind.
Was sagt Manuel Griesmann zu den Kosten bei Hybrid- und E-Fahrzeugen: „Aus rein wirtschaftlicher Sicht ist ein Hybrid natürlich teurer, weil das Fahrzeug mit Motor und Batterie zwei Techniken mit sich schleift. Dementsprechend ist auch der Verbrauch höher. Deshalb macht es eigentlich eher Sinn, komplett auf elektrisch zu gehen.“
energielösung: Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass Hybridfahrzeuge für die Mobilität der Zukunft gebaut werden. Von den beiden Motoren in einem Hybridfahrzeug ist einer immer noch ein Verbrenner. Schaltet dieser sich ein, fährt ein Hybrid ganz konventionell wie ein Verbrenner.
Fördermittel, Antragsstellung und der Faktor Umwelt
Zu den Bereichen Förderungen von E-Fahrzeugen und Antragsstellung bezieht Manuel Griesmann Position: „Die Förderung ist schon beachtlich und sorgt auch für günstige Leasingraten. Wir empfehlen jedem Käufer, die Förderrichtlinien unbedingt vorab genau anzuschauen. Die Förderung teilen sich der Fahrzeughersteller und der Staat. Daher ist es sehr wichtig, dass der Händler die Rechnung mit ausgewiesenem Herstelleranteil korrekt stellt. Wird eine falsche Rechnung eingereicht, ist es mit der staatlichen Förderung dahin. Seit 1. Juni [2021] ist keine nachträgliche Rechnungskorrektur mehr möglich.“
energielösung: Was die Förderung der E-Mobilität in Deutschland betrifft, hat sich unser Redakteur schlau gemacht. Sie finden seine detaillierten Erkenntnisse zur Förderlandschaft für E-Autos und Wallboxen im Artikel Förderung für Elektroauto und Ladestation.
Es wird immer wieder verglichen, ob Verbrenner oder E-Autos umweltverträglicher sind. Dazu Manuel Griesmann: „E-Autos sind heute in der Regel schon sauberer als vergleichbare Verbrenner-Modelle. Die verwendeten Rohstoffe sind meist recyclebar. Bei Benzinern oder Dieseln ist der verbrannte Kraftstoff einfach weg.“
energielösung: Bei der Energie für die Akkus in E-Autos können wir uns entscheiden – laden wir mit Strom aus fossilen Brennstoffen oder mit Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wind, Wasser und Sonnenenergie. Es gib mittlerweile auch Batterien für E-Autos, die in der Produktion auf bedenkliche Rohstoffe überwiegend verzichten.
Fahrweise und Reichweite bei E-Autos sowie die Lebensdauer der Batterie
Ein weiterer Experte ist Dr. Kurt Reinking. Er ist Rechtsanwalt, Autor und Referent für das Thema „Autokauf und Leasing“. Was beeinflusst die Reichweite? „Mit der eigenen Fahrweise kann ich die Reichweite beeinflussen. Es gibt immer mehr unabhängige Ladepunkte, die öffentlich zugänglich sind. Die Erreichbarkeit der nächsten Ladesäule sollte zukünftig kein Problem mehr sein. Ich rate aber dazu, maßvoll zu fahren. Denn auch das Laden ist teurer geworden. Kleine E-Autos haben natürlich auch einen wesentlich niedrigeren Verbrauch.“
energielösung: Die Reichweite eines E-Autos ist im Durchschnitt auch heute noch geringer als jene eines vergleichbaren Verbrenners. Durch das immer dichtere Netzwerk an öffentlichen Ladepunkten ist das aber kein Problem mehr. Viele Arbeitgeber stellen den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen eigene Ladestationen mit einem Lastmanagement zur Verfügung. Die eigene Wallbox zu Hause komplettiert dieses Dreigestirn. Ein Auto steht durchschnittlich 23 von 24 Stunden herum. Diese Zeit kann ideal zum Laden genutzt werden und somit spielt im Alltag bei den meisten die Reichweite kaum eine Rolle. Bei längeren Fahrten kann man die 20 bis 40 Minuten für eine 80-%ige Ladung für eine Genusspause nutzen.
Die Batterie (Akku) eines E-Autos ist ein Verbrauchsgut. Mit der Zeit nimmt die Ladeleistung ab. Dazu Dr. Kurt Reinking: „Es gibt beim E-Auto-Kauf 8 Jahre Garantie auf die Batterie, begrenzt auf eine Laufleistung von zum Beispiel 160.000 oder 240.000 Kilometer. Bei gebrauchten E-Autos sollte man vom Hersteller den Zustandsbericht des Fahrzeugs anfordern, denn es lässt sich schlecht feststellen, wie es der Batterie geht. Generell sind die praktischen Erfahrungen mit den Batterien besser als die noch bestehenden Ängste. Der Batterieleistungs-Verlust ist wesentlich geringer, als man befürchtet hat. Bei 300.000 Kilometern Laufleistung wurden Restkapazitäten von mehr als 90 Prozent festgestellt. Und bei der Batterieentwicklung stehen wir noch am Anfang. Forschungen weisen darauf hin, dass demnächst kein Kobalt und Lithium mehr benötigt werden könnte. Momentan sind 90 Prozent der Batterien wiederverwertbar.“
energielösung: Die Forschung erhöht die Lebensdauer der Akkus stetig. Aber irgendwann ist die Verwendung in E-Autos nicht mehr praktikabel. Doch dann beginnt das zweite Leben eines E-Auto-Akkus.
Das Laden zu Hause und die Wallbox-Förderung
Hermann-Josef Kastenholz ist der stellvertretende Obermeister der Elektroinnung Köln. Zudem ist er Gesellschafter des E-Mobilitäts-Fachbetriebs Kastenholz. Er nimmt zum Laden zu Hause Stellung: „Die herkömmliche Steckdose auf dem Balkon oder in der Garage sollte man nach Möglichkeit nicht zum Aufladen nutzen. Die deutsche Steckdose ist für eine solche Dauerleistung nicht ausgelegt. Beim Ladevorgang entstehen hohe Temperaturen an Kontaktpunkten und das kann zum Brand führen. Mit einer Wallbox kann hingegen nix passieren. Die Box überwacht Zeit und Temperatur und hat eine automatische Abschaltvorrichtung.“
energielösung: Eine an eine Starkstromleitung angeschlossene Wallbox minimiert die Ladezeit im Vergleich zu einer Schuko-Steckdose beträchtlich. Wichtig ist, dass Sie eine Wallbox niemals selbst anschließen sollten, außer Sie sind fachlich dafür qualifiziert. Starkstrom ist lebensgefährlich.
Aus seinem täglichen Geschäft beim E-Mobilitäts-Fachbetrieb Kastenholz kennt Hermann-Josef Kastenholz auch Kniffe im Bereich der Wallbox-Förderungen: „Es gibt eine stattliche Förderung von bis zu 900 Euro von der KfW-Förderbank für die private Anschaffung einer Wallbox. Voraussetzung dafür ist unter anderem, dass man Ökostrom zu Hause nutzt. Wenn nicht, muss zunächst der Stromtarif darauf umgestellt werden. Das ist zwar etwas teurer, aber auch gut für die Umwelt.“
energielösung: Unser Redaktionsteam arbeitet immer mit den neuesten Informationen – auch was das Thema „Wallboxförderungen“ betrifft. Im Artikel Wallbox Förderungen: Antrag stellen finden Sie viele Informationen dazu.
Laden in der Tiefgarage und wie kaufe ich ein gebrauchtes E-Auto?
Hermann-Josef Kastenholz ist technisch versiert. Daher ist auch das Gebiet des Ladens in der Tiefgarage für ihn kein neues: „Inzwischen hat der Gesetzgeber dafür gesorgt, dass auch an Tiefgaragenstellplätzen von Mietern einfacher Ladepunkte eingerichtet werden können. Eine Wallbox mit 11 kW Ladeleistung geht relativ problemlos.“
energielösung: Mittlerweile haben Mieter das Recht, sich eine Wallbox an einem fixen Tiefgaragenplatz installieren zu lassen. Mehr dazu im Artikel Wallbox in einer Wohneigentumsgemeinschaft – Reform des WEG. Damit Sie hier gut beraten sind, empfehlen wir auch die Informationen aus dem Artikel Wallbox – worauf sollten Mieter und Vermieter achten?
Was sagt Hermann-Josef Kastenholz zum Thema Kauf eines gebrauchten E-Autos? „Die Ladetechnik hat sich in den letzten Jahren gewaltig verändert. Ein 3 bis 4 Jahre altes Auto hat eine alte Ladetechnik, das sollte man bei einem gebrauchten Elektro-Fahrzeug beachten. Das Ladesystem ist ein heikles Thema, da kann die Batterie noch so toll sein. Teilweise haben ältere E-Auto-Modelle zwölf Stunden Ladezeit. Ob man so ein Fahrzeug kaufen möchte, wage ich zu bezweifeln. Deshalb vor dem Kauf nachfragen und gut informieren.“
energielösung: Das raten auch wir. Informieren Sie sich beim Hersteller des E-Autos, wie es in Sachen Batterielebensdauer aussieht. Dann können Sie entscheiden, ob Sie ein gebrauchtes Elektrofahrzeug kaufen wollen.