In Deutschland wird die E-Mobilität vom Bund und den Ländern gefördert. So gewährt die öffentliche Hand einen leichten Zugang zu einem E-Auto und senkt die finanzielle Eingangsschwelle. Aber ein Land alleine reicht nicht, um mit dem Umstieg von Verbrennern zu Elektrofahrzeugen den Individualverkehr im Zeichen einer umweltschonenden Verantwortung zu schaffen. Wir werfen einen Blick über den deutschen Tellerrand und schauen, wie unsere Nachbarn die E-Mobilität fördern und voranbringen.
Deutschland hat neun Nachbarländer. Im Uhrzeigersinn sind das Dänemark, Polen, die Tschechische Republik, Österreich, die Schweiz, Frankreich, Luxemburg, Belgien und die Niederlande.
Dänemark – geringe Steuern auf E-Autos
Deutschlands nördlichste Nachbarn sind die Dänen. Die Dänen sind Fans der E-Mobilität. Das erkennt man daran, dass sich der Absatz von E-Autos im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdoppelt hat. Dies ist unter anderem ein Erfolg für die Elektromobilitätspolitik des Landes und der dort möglichen Förderungen.
Dänemark senkt die Steuern für die E-Autos und für den entsprechenden Ladestrom. Im gleichen Atemzug werden die Steuern und andere Abgaben für Verbrenner Schritt für Schritt erhöht. Das Ziel ist, dass in Dänemark bis zum Jahr 2030 mindestens 775.000 E- und Hybridautos auf die Straßen gebracht werden.
Eine weitere Förderung der E-Mobilität wird über die Steuerabgaben erfolgen. In Dänemark galt bislang, dass die Kilometerleistung des Fahrzeuges für die Steuerberechnung verantwortlich ist. Diese soll nun aber an den CO2-Ausstoß gekoppelt werden. So will man die Kohlenstoff-Emissionen senken. Empfohlen wurde diese Maßnahme vom dänischen Klimarat. So kann das Land die Treibhausgasemissionen um 2 Millionen Tonnen senken.
In Dänemark sind aktuell ca. 20.000 E-Autos zugelassen – von 2,5 Millionen Autos insgesamt. Geht es nach der dänischen Regierung, wird ab 2030 der Verkauf von Verbrennern verboten. Damit diese Pläne durchgesetzt und bei der Bevölkerung angenommen werden, sollte auch der öffentliche Personennahverkehr nicht vergessen werden. In den sechs größten Kommunen des Landes haben sich die lokalen Verwaltungen verpflichtet, ab 2021 ausschließlich E-Stadtbusse zu kaufen. Um dem ganzen Vorhaben mehr Gewicht zu verleihen, unterzeichneten Kopenhagen, Aarhus, Odense, Aalborg, Vejle und Frederiksberg ein entsprechendes Klimakooperationsabkommen mit dem Verkehrsministerium.
Auch in Sachen Ladeinfrastruktur tut sich etwas. 80 Millionen Kronen, das sind rund 10,7 Millionen Euro, investierte das Land in den Jahren 2019 und 2020 in den Ausbau von Ladestationen.
Polen – ein politisch zäher Weg, aber mit Licht am Ende des elektrischen Tunnels
Auch die Polen schwenken in Sachen Mobilität auf den elektrischen Weg ein. Der Maireport des polnischen Verbands für alternative Kraftstoffe, kurz PSPA, gab an, dass sich die Zahl der E-Autos auf Polens Straßen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 150 % erhöht hat.
Das Problem: Die Ladeinfrastruktur in Polen kann aktuell mit der steigenden Zahl an Fahrzeugen kaum mithalten. Maciej Mazur, Vorstand der PSPA, sagt zur Problematik Ladeinfrastruktur: „Zwischen Juni 2019 und Mai 2020 wurden in Polen 479 offene Ladestationen für Elektrofahrzeuge zugelassen – in den folgenden Monaten nur mehr 322.“ Im ganzen Land finden E-Auto-Fahrende nur 1.498 Ladestationen. In Deutschland gibt es über 25.000. Im Mai 2021 wurden in ganz Polen nur 42 neue Ladestationen erbaut. Für die Branche und die wachsende Zahl der Elektrofahrzeuge ist das nicht ausreichend.
„Die Automobilhersteller fordern von der Politik das ‚Recht auf Lademöglichkeit‘. Polen ist keine einsame Insel und deshalb muss der Ausbau der Ladestationen mit Europa Schritt halten“, lässt der PSPA verlauten.
Einen Schub für die E-Mobilität erhoffen sich Branchenexperten davon, dass vor allem polnische Unternehmen auf E-Autos und E-Lastwagen umstellen. Das Wachstumspotential ist hier enorm. Das liegt aber auch daran, dass der Anteil an diesen Fahrzeugen in den Gewerbebranchen bei 2 % liegt. Ca. 20 % der Unternehmen haben ihre Bereitschaft erklärt, auf vollelektrische oder hybride Antriebe umzustellen.
Die polnischen Verkehrsteilnehmer setzen nicht auf Fahrzeuge, die binnen weniger Jahr nur noch die Hälfte des Kaufpreises wert sind. In Polen werden Langzeitanmietungen sowie Fahrzeugabos immer marktwichtiger. Ob die E-Mobilität in Polen voranschreitet, wird also auch davon abhängen, welche Anforderungen Unternehmen an Leasinganbieter sowie Autovermietungen stellen.
Tschechische Republik – E-Autos meist noch zu teuer und politischer Unwille
Auch wenn sich laut einer Umfrage der Wirtschaftsberatungsgesellschaft EY 10 % der Unternehmen und der Fahrenden in Tschechien am Kauf eines E-Autos starkes Interesse haben, hat die E-Mobilität in dem Land einen schweren Stand. Der Grund ist das Verhältnis Durchschnittseinkommen zu Neupreis eines E-Autos. Der Durchschnittslohn liegt bei 1.354 Euro (35.402 Tschechische Kronen). Das Problem, ein großer Teil der Bevölkerung erreicht diesen Durchschnitt nicht. Die meisten E-Autos werden als Neuwagen verkauft. Die Tschechen fokussieren sich aufgrund der finanziellen Lage aber meist auf den Markt der Gebrauchtwagen. Und hier kann man kaum von einer Sättigung mit E-Autos sprechen.
Ein weiteres Problem in Tschechien ist, dass der Staat entgegen der Entscheidung der EU-Kommission von fossilen Energieträgern abzukommen, hier wenig unternimmt. Die E-Mobilität wird im Land nur sehr eingeschränkt gefördert. Ein Positivbeispiel ist der Erlass der Autobahngebühren für E-, Wasserstoff- und Hybridautos seit dem 1. Januar 2021.
Das Ministerium für Industrie und Handel sagt, man wolle die Entwicklung der E-Mobilität bis 2027 mit rund 30 Milliarden tschechischer Kronen (1,1 Mrd. Euro) fördern. Im öffentlichen Nahverkehr sollen in Zukunft einige Fahrzeuge mit keiner oder einer geringen Emission eingesetzt werden.
Österreich – Förderungen erleichtern den Umstieg auf das E-Auto
Hat Tschechien in puncto E-Mobilität definitiv Aufholbedarf, ist unser südlicher Nachbar Österreich ein Vorreiter. Hier werden gesondert Förderungen für den Kauf von privaten E-Autos sowie bei gewerblichen Elektrofahrzeugen angeboten.
Kauft man in Österreich als Privatperson ein Elektroauto, erhält man vom Staat eine Förderung von 5.000 Euro. Dies gilt für E-Autos, deren Listenpreis unterhalb der Grenze von 60.000 Euro liegt. Zudem erhalten nicht nur Unternehmen, sondern auch Gebietskörperschaften und Vereine eine Förderung von bis zu 4.000 Euro.
Für ein privat genutztes Hybridfahrzeug bekommt man auch noch bis zu 2.500 Euro. Die Voraussetzung für diese Förderung von Hybriden ist, dass die rein elektrische Reichweite über 50 Kilometer liegt. Wichtig ist, dass Dieselhybrid-Fahrzeuge nicht gefördert werden. Dafür erhalten die Käufer von Elektromotorrädern einen Zuschuss von 1.200 Euro.
Neben dem Geldregen für den Kauf von E-Fahrzeugen können auch Wallboxen und andere Ladestationen bezuschusst werden – und vor allem auch, ohne dass man ein E-Auto kaufen muss. Für eine Wallbox oder für ein intelligentes 3-phasiges Ladekabel für ein Ein- oder Zweifamilienhaus können Käuferinnen und Käufer bis zu 600 Euro erhalten. Wählt man eine intelligente OCPP-fähige Ladestation für ein Mehrparteienhaus können max. 900 Euro für Einzelanlagen sowie 1.800 Euro für Gemeinschaftsanlagen gefördert werden.
Schweiz – gestückelte Förderlandschaft
Im Vergleich zu Deutschland und Österreich liegt die Förderung von E-Autos in der Schweiz etwas brach. Allerdings gibt es auch bei den Eidgenossen verschiedene Maßnahmen, mit denen man die Elektromobilität fördert.
Eine Möglichkeit ist die kantonale Motorfahrzeugsteuer. Verschiedene Kantone ermöglichen besonders energieeffizienten Fahrzeugen eine Reduktion der Motorfahrzeugsteuer. Auch der Verzicht auf die Besteuerung ist möglich. Welcher Kanton hier wie besteuert, können Sie in unserer Quelle nachlesen.
Holen sich die Schweizerinnen und Schweizer ein E-Auto aus dem Ausland, sparen sie Geld. Die eidgenössische Zollverwaltung verlangt hier keine Automobilsteuer. Das heißt, man spart sich 4 % des Kaufpreises. Wenn der E-Wagen über einen Händler bezogen wird, ist es aber dessen Sache, ob er die 4 % weitergibt.
In der Schweiz bezahlen laut der Zeitschrift „Auto Schweiz“ die Fahrer und Fahrerinnen von Verbrennern durchschnittlich 800 Schweizer Franken (CHF) an Mineralölsteuer. Von dieser Abgabe sind E-Autos befreit.
Regionale Förderungen der E-Mobilität gibt es in der Schweiz ebenso. Der Kanton Thurgau zum Beispiel fördert durch seine Umweltprämie von 4.000 CHF Elektroautos. Interessierte können sich das Formular umgehend besorgen. Mehr Geld gibt es in der Stadt St. Gallen. Über den dortigen Energiefonds werden E-Autos mit 5.500 CHF gefördert. Zudem muss man dort in den ersten 4 Jahren keine Fahrzeugsteuer bezahlen – anschließend auch nur den halben Satz. Im Kanton Wallis erhalten die Besitzer und Besitzerinnen von Elektroautos eine Umweltprämie von 3.000 CHF.
Frankreich – die Grand E-Nation fördert Ladepunkte
Frankreich ist neben Deutschland und Norwegen DAS E-Mobilitäts-Land in Europa. Hier werden nicht nur besonders viele E-Autos verkauft, auch die Anzahl der Ladepunkte steigt rasant. Bis Ende 2021 sollen in ganz Frankreich mehr als 100.000 neue, frei zugängliche Ladepunkte für die Menschen bereitstehen. Ein Weg, das zu erreichen, ist, dass der Staat die entsprechenden Förderungen anhebt.
Das Corona-Konjunkturpaket France Relance soll der Elektromobilität einen Schub verleihen. Mit allen Fördermaßnahmen will die Regierung ein Ziel erreichen: Wenn alles klappt, sollen bis zum Ende des Jahres 2022 1 Million Elektrofahrzeuge sowie Plug-in-Hybride die Straßen der „Grand Nation“ befahren. Der aktuelle Stand: 390.000. Anreize für die Käuferschicht sollen Kauf- und Verschrottungsprämien sein. Dafür liegen auf dem Konto der Regierung 2 Milliarden Euro bereit. Dieses Geld fließt auch in den weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur.
Über das französische Energiesparzertifikat wird die Installation von Ladestationen an Straßen sowie an frei zugänglichen Privatparkplätzen gefördert. Mit diesen Zertifikaten übt die Regierung in Paris Druck auf die Energieunternehmen aus. Ölkonzerne, Tankstellennetzwerk-Betreiber, Strom- sowie Gaslieferanten müssen pro Jahr eine bestimmte Anzahl an diesen Zertifikaten vorlegen. Diese erhalten sie unter anderem durch den Bau von Ladestationen.
Luxemburg – Prämien an Stromverbrauch gekoppelt
Die Verkäufe von E-Autos steigen, aber die Zahl der angemeldeten E-Autos bleibt aktuell in Luxemburg verschwindend gering. 0,5 % der Fahrzeuge im Kleinstaat sind E-Autos. Nimmt man die Hybridfahrzeuge hinzu, steigert sich die Zahl auf 1,7 %. In Luxemburg sind aktuell rund 430.000 Autos zugelassen.
Die Regierung Luxemburgs will bei solch niedrigen Zahlen nicht tatenlos danebenstehen. Daher hat man das Förderprogramm für Elektrofahrzeuge bis 31. März 2022 verlängert. Die Kaufprämie für E-Autos wurde nun an den Stromverbrauch gekoppelt.
E-Autos, die einen Stromverbrauch von unter 18 kWh auf 100 km aufweisen, werden mit 5.000 bis 8.000 Euro gefördert. Verbraucht ein Stromer mehr, liegt die Grenze der Förderung bei 3.000 Euro. Auch das Programm „Clever fueren“ des Umweltministeriums kann hier helfen.
„Die neue Formel heißt, gezielt die effizienteren kleinen und mittelgroßen emissionsarmen Autos zu fördern“, so Umweltministerin Carole Dieschbourg.
Damit auch finanziell benachteiligte Familien etwas von der Förderung haben, wird jedes reine E-Auto mit sieben und mehr Sitzen unabhängig vom Stromverbrauch mit 8.000 Euro gefördert. Große Familien sollen von dieser Regelung profitieren. Das Budget von „Clever fueren“ beträgt laut der Regierung 58 Millionen Euro. All die Maßnahmen sollen letztlich dahin führen, dass im Jahr 2030 mindestens 49 % E-Autos auf den Straßen des Kleinstaates unterwegs sein werden.
Belgien – Verbot von neuen Dienstwagen mit Verbrennungsmotor ab 2026
Belgien geht bei der E-Mobilität einen leicht radikaleren Weg als viele Nachbarländer. So plant die aktuelle Regierung, die Neuanschaffung von Verbrennungswagen als Firmenfahrzeuge ab dem Jahr 2026 komplett zu verbieten. Da im Vorhaben wortwörtlich von „mit Verbrennungsmotor“ die Rede ist, sind hier auch die Plug-in-Hybride gemeint. Das Verbot würde laut aktuellen Angaben in Belgien 10 % der gesamten zugelassenen Fahrzeuge (600.000 von 6 Mio.) betreffen.
Eine weitere Maßnahme ist auch, dass ab 2026 elektrische Neuwagen zu 100 % steuerlich absetzbar sein werden. Dieser Bonus sinkt dann bis 2031 auf 67,5 %. Im Gegenzug verlieren die Firmenwagen mit Verbrennungsmotor, die man im Zeitraum 1. Juli 2023 bis 31. Dezember 2025 angeschafft hat, Schritt für Schritt die steuerliche Absetzbarkeit. Ab 2028 wird diese auf null gesenkt.
Die Umstellung auf die E-Dienstwagen wird den Unternehmen schmackhaft gemacht. So können Firmen den Bau von Ladestationen für E-Autos auch steuerlich geltend machen. Um die Vorzüge der Steuererleichterung zu genießen, müssen die Ladestationen außerhalb der Öffnungszeiten für die Allgemeinheit verfügbar sein.
Niederlande – Förderungen auch für E-Gebrauchtwagen
Im Land der Radfahrer setzen sich auch immer mehr Menschen umweltbewusst hinter das Steuer eines E-Autos. Dies fördert die Regierung durch eine geplante Kaufprämie, speziell für privat genutzte Elektrofahrzeuge. Nicht von dieser Maßnahme profitieren Hybridfahrzeuge, PHEVs sowie alle Fahrzeuge, deren Listenpreis über 45.000 Euro liegt. Im Gegenzug sind E-Gebrauchtwagen inkludiert.
Beträgt der Preis eines E-Neuwagens zwischen 12.000 und 45.000 Euro und verfügt dieser dabei über eine Mindestreichweite von 120 km, können bis zu 4.000 Euro Förderung in Anspruch genommen werden. Bei den E-Gebrauchtwagen halbiert sich diese Förderung. Bei geleasten E-Autos wird der Zuschuss eingestellt, wenn der Vertrag innerhalb von vier Jahren gekündigt wird. Dies klappt, da hierbei die Förderung in monatlichen Raten ausbezahlt wird. Damit kein Schindluder mit der Förderung betrieben wird, gilt dieser nur für den Kauf eines E-Autos über einen anerkannten Fachhändler.
Man blickt in Holland auch in die Zukunft. Da man davon ausgeht, dass die Preise für neue E-Autos sinken werden, wird auch die Förderung in Zukunft immer geringer ausfallen.
Steuererleichterungen in der EU für die E-Mobilität – ein Überblick
Abschließend wollen wir Ihnen einen kurzen Überblick über die länderspezifischen Steuererleichterungen innerhalb der EU (nicht nur deutsche Nachbarländer) anbieten.
E-Autobesitzer und E-Autobesitzerinnen werden von der Eigentumssteuer befreit:
- Rumänien
- Bulgarien
Befreiung von der KFZ-Steuer:
- Tschechien
- Schweden
- Österreich
- Italien
- Großbritannien
- Deutschland
Befreiung von der Zulassungsteuer:
- Zypern
- Ungarn
- Portugal
- Polen
- Niederlande
- Griechenland
- Belgien
Verschiedene Vergünstigungen in der KFZ-Steuer:
- Zypern
- Spanien
- Slowenien
- Slowakei
- Schweiz
- Norwegen
- Luxemburg
- Irland
- Finnland
Zudem wird man als Besitzer oder Besitzerin eines E-Autos in Frankreich von der Gewerbe-KFZ-Steuer und in Malta von der Emissionssteuer befreit.