Die Elektroautos kommen! Aber mit der steigenden Beliebtheit der modernen, umweltfreundlichen und emissionsfreien Fahrzeuge stellt sich auch zunehmend die Frage nach deren Reichweite und Ladekapazitäten, damit die E-Autos schließlich Benziner und Diesel weitgehend ablösen können. Nach Deutschland und Österreich hat nun auch Großbritannien die Bedeutung des Ausbaus der landesinternen Infrastruktur erkannt, und will bis 2030 über insgesamt 300.000 funktionsfähige Ladesäulen verfügen. Dafür macht sich die Regierung stark und will so für die Bürger Anreize schaffen, sich bei einem Neukauf für ein umweltfreundliches E-Auto oder ein Hybridmodell zu entscheiden. Auch die Wirtschaft soll von dem geplanten Ausbau der Ladeinfrastruktur im Land profitieren.
Elektromobilität in Europa
Das Thema Elektromobilität ist derzeit überall in Europa präsent. Schweden ist in der Hinsicht neben anderen skandinavischen Ländern klarer Vorreiter, aber auch in Österreich und Deutschland wird derzeit viel bewegt, um die Ziele der Klimaneutralität zu erreichen. Hierfür müssen allerdings nicht nur wesentlich mehr E-Autos gebaut und verkauft werden, als dies derzeit der Fall ist, sondern auch die Ladeinfrastruktur in Europa muss sich unbedingt weiterentwickeln, damit die umweltfreundlichen Fahrzeuge eine echte Alternative zu den fossilen Modellen sein können. So gibt es in vielen Ländern aktuell Förderprogramme, um den flächendeckenden Ausbau von Ladestationen zu subventionieren. Außerdem nutzen viele private Anbieter die Fördergelder und investieren in große Ladeparks und leistungsfähige Schnellladestationen, welche die Ladekapazitäten enorm erhöhen sollen. Denn nur, wenn es in der Zukunft genügend schnelle, attraktive, günstige und benutzerfreundliche Lademöglichkeiten in einem engen Radius geben wird, steigt der Kaufanreiz bei den Menschen weiter an, und die E-Autos können auch wirklich überwiegend für den Transport von Menschen und Gütern genutzt werden. So ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur in ganz Europa inzwischen erklärtes Ziel beim Thema Elektromobilität.
Großbritannien hat eine Sonderstellung – aber nicht beim Thema Elektromobilität
Seit 2020 gehört Großbritannien nicht mehr zu EU und somit betrifft auch das Ziel einer Klimaneutralität bis 2050 das Land nicht direkt. Auch in Großbritannien ist man sich der Klima- und Energiewende jedoch inzwischen bewusst, und so will der Staat mit anderen europäischen Ländern gleichziehen und treibt den Ausbau der Ladeinfrastruktur im eigenen Land voran.
Bis 2030, so das Ziel, soll es in Großbritannien insgesamt 300.000 Ladestationen geben. Dafür will die Regierung insgesamt 1,6 Milliarden Pfund investieren.
Mit dieser Strategie will der Premierminister Boris Johnson dafür sorgen, dass die Beladung von E-Fahrzeugen sowohl einfacher als auch günstiger wird, als bei vergleichbaren Autos mit Verbrennungsmotor. Um dies zu erreichen, werden aktuell neue gesetzliche Vorgaben an die Anbieter von Ladestrom verabschiedet. Aufgrund von diesen Änderungen müssen Ladekunden künftig die Möglichkeit haben, kontaktlos zu bezahlen und vor dem Laden die Preise der einzelnen Anbieter vergleichen zu können. Mithilfe spezieller Apps soll es zudem ganz einfach werden, Ladestationen in der näheren Umgebung zu finden.
Welche Ziele verfolgt Großbritannien mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur?
Mit den oben genannten Maßnahmen will Großbritannien nicht nur den Umweltschutz fördern und die Auswirkungen des globalen Klimawandels eindämmen, indem der CO2 Ausstoß in die Atmosphäre verringert werden soll – es gibt auch noch andere Gründe für den momentan geplanten Ausbau der Ladeinfrastruktur im Land. Durch ein zunehmendes Interesse der Bürger an nachhaltigen Elektroautomodellen soll die eigene Abhängigkeit von ausländischen Ölimporten minimiert werden. Außerdem sollen die Elektroautos und deren Verbreitung im Land Großbritannien weniger empfindlich gegen die weltweiten Entwicklungen der Spritpreise machen.
Mit den Geldern, die von der Regierung für den Ausbau der Ladeinfrastruktur zur Verfügung gestellt werden, erfolgt eine Förderung auf mehreren Ebenen: Zum einen sollen öffentliche Ladestationen ausgebaut und verbessert werden. Der sog. LEVI-Fonds (Local Electric Vehicle Infrastructure) unterstützt beispielsweise innovative Projekte im Bereich Elektromobilität sowie die Entwicklung öffentlicher Ladestationen. Der Rapid Charging Fund setzt sich außerdem für die Verbreitung von sogenannten HPC (High Power Charge) Ladepunkten ein, bei denen die Beladung mit Gleichstrom erfolgt und dadurch wesentlich schneller vonstatten geht, als bei den „Standard“ Ladesäulen. Beide Fonds werden mit insgesamt 1.650.000 Pfund subventioniert, um die Probleme, die sich bei der Entwicklung der Elektromobilität in Großbritannien ergeben, rasch und effektiv lösen zu können.
Aber nicht nur die Regierung in Großbritannien ist an einem Ausbau der Ladeinfrastruktur interessiert. Auch private Unternehmen wie der Konzern BP, der die meisten Ladestationen im Land betreibt, will nach eigenen Angaben in den nächsten Jahren insgesamt 1 Milliarde Pfund in den Ausbau von Ladestationen stecken. Dafür soll das Ladenetzwerk BP Pulse sorgen. Unter anderem soll in Zusammenhang mit diesem Ziel ebenfalls die Verbesserung von HPC Ladepunkten im Vordergrund stehen. Außerdem will das Unternehmen durch den Ausbau neue Arbeitsplätze schaffen und so auch die Wirtschaft in Großbritannien vorteilhaft unterstützen. So wirkt der Ausbau der Ladeinfrastruktur in Großbritannien sich gleich auf mehreren Ebenen vorteilhaft für das ehemalige EU-Mitglied aus – umso mehr Anreiz, die selbst gesteckten Ziele auch erfolgreich und zeitnah umzusetzen.
Fazit: Großbritannien hat Sachen Elektromobilität noch viel Arbeit vor sich
Die Ziele sind klar: 300.000 Ladepunkte in den nächsten 8 Jahren, günstige Preise und Benutzerfreundlichkeit beim Laden von E-Autos – So will Großbritannien für mehr E-Autos und weniger Abhängigkeit von Ressourcen wie Erdöl im eigenen Land sorgen. Ob diese Ziele auch erreicht werden können, bleibt abzuwarten. Die finanziellen Mittel von Seiten der Regierung und privaten Unternehmern sind vorhanden und die Pläne, auf HPC Ladepunkte zu setzen, haben Hand und Fuß. Ob die Umsetzung der geplanten Vorhaben und Projekte allerdings gelingt und Großbritannien bei der Mobilitätswende mit anderen europäischen Ländern gleichzieht, ist jedoch zum derzeitigen Zeitpunkt nicht absehbar. Die Voraussetzungen dafür bringen die Briten in jedem Fall mit.