Elektromobilität ist in aller Munde, aber die Darstellung der Möglichkeiten und Herausforderungen ist oft verkürzt und einseitig. Die Fragen sind berechtigt, was die Elektromobilität uns genau bringt, wofür sie gut und wofür sie weniger gut brauchbar ist. Wir diskutieren die Punkte, die Sie für Ihre eigene Beurteilung berücksichtigen sollten. Wie diese Beurteilung genau ausfallen wird, ist nicht nur eine Einschätzungsfrage, sondern hängt auch von heute nur abschätzbaren Entwicklungen ab.
Die Ausgangslage
Wir haben einen Individualverkehr, der hauptsächlich mit fossilen Brennstoffen betrieben wird. Deren Verbrennung ist ein Problem für die Erderwärmung. Dazu sind diese Brennstoffe nicht erneuerbar, nicht unbegrenzt verfügbar und befinden sich wesentlich unter der Kontrolle von politisch wenig stabilen und oft sehr fragwürdigen Regimen.
Es drängt sich auf, unter diesen Umständen nach Alternativen zu suchen.
Die Technologie der Elektromobilität
Zu den unbestreitbaren Vorteilen der Elektromobilität gehört es, dass der notwendige Strom erneuerbar erzeugt werden kann. Ein Elektroauto stößt keine Abgase aus und verursacht kaum Lärm. Technisch gesehen ist ein elektrischer Antrieb einem traditionellen in vielen Bereichen überlegen. Der Wirkungsgrad ist höher, es sind kaum Schmierstoffe notwendig und keine Verschleißteile wie Ventildichtungen. Ein Getriebe ist nicht erforderlich und die Fahrleistungen sind exzellent.
Zu den Nachteilen gehört eine immer noch geringere Reichweite und eine Ladezeit, die wesentlich länger ist als das Betanken eines Verbrennungsmotors dauert. Der Strombedarf belastet das Netz zu Teilen und einige Bauteile, wie die Batterie, haben ihre eigenen Umweltprobleme.
Wie lässt sich eine allgemeine Analyse der Elektromobilität anstellen?
Eine quantitative Betrachtung ist selbstverständlich wichtig, hängt aber von Prognosen so stark ab, dass sie dadurch entsprechend weniger aussagekräftig wird. Ein typisches Beispiel für dieses Problem ist die Abschätzung der Wirtschaftlichkeit des Betriebs im Vergleich zu einem Verbrennungsmotor. Eine solche Beurteilung läuft auf die Vorhersage der Treibstoffpreise über mindestens ein Jahrzehnt hinaus. Es scheint daher geboten, uns zu einem wesentlichen Teil auf qualitative Argumente abzustützen.
Welche qualitativen Punkte sind für eine Beurteilung der Elektromobilität relevant?
- Die Umstellung des Individualverkehrs dauert auch bei maximaler Anstrengung noch viele Jahre. Auch wenn die Elektromobilität keine perfekte Technologie ist, kann sie fossile Technik auf jeden Fall ergänzen. Das gesamte System wird so stabiler, weil die Teile unter verschiedenen Bedingungen besser funktionieren und sich so gegenseitig stützen. Schon heutige Elektroautos sind so weit ausgereift, dass sie sehr viele Anforderungen an ein Individualverkehrsmittel erfüllen.
- Nach über einem Jahrhundert intensiver Entwicklung ist die Technik der Verbrennungsmotoren weitgehend ausgereizt. Das ist für die Elektromobilität nicht der Fall. Der Motor selbst und viele andere Teile funktionieren sehr gut, während am kritischen Teil der Batterie intensiv geforscht wird. Diese Suche nach guten Batterien ist auch für viele andere Zwecke von großem Interesse. Auch wenn nur ein verhältnismäßig kleiner Teil aller Autos auf elektrischen Antrieb umgestellt wird, ergeben sich aus dieser Entwicklung Chancen mit viel Potential.
- Das Stromnetz kann vom Anschluss der alten Batterien profitieren, die nicht mehr in Autos eingesetzt werden können. Wird mehr elektrische Energie aus erneuerbaren Quellen erzeugt, sind Speicher für Strom in jedem Fall notwendig. Die Batterietechnologie ist also nicht nur für die Elektromobilität wichtig, sondern hat Potential für die gesamte Stromversorgung.
- In oft vorkommenden Anwendungen spielen die Nachteile der Elektromobilität kaum eine Rolle. Das betrifft insbesondere den Nahverkehr mit kurzen Fahrstrecken im urbanen Raum. Die Vorteile der Elektromobilität wie die Abwesenheit von Lärm und Abgasen sind dafür umso interessanter. Es scheint kaum sinnvoll, auf diese Vorteile zu verzichten.
- Die Elektromobilität kann wesentlich zur allgemeine Krisenresistenz beitragen. Wenn notwendig, kann elektrischer Strom im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen auch lokal erzeugt werden. Damit sinkt die Abhängigkeit von ölfördernden Staaten, bei denen es sich mit wenigen Ausnahmen wie Norwegen um politisch instabile und schlecht regierte Länder handelt. Wenn auch nur ein Teil der Fahrzeugflotte elektrisch angetrieben wird, ist die Gesamtsituation des Verkehrs wesentlich stabiler als mit der jetzigen fast ausschließlichen Verwendung von Verbrennungsmotoren.
Die Ökobilanz der Elektromobilität
Wesentlich für eine realistische Beurteilung ist es, nicht nur auf den fehlenden Auspuff zu schauen. Die Ökobilanz hängt ganz wesentlich von der Erzeugung des Stroms für die Elektromobilität ab. Diese wiederum ist bestimmt durch politische Vorgaben, die sich auch kurzfristig ändern können. Ein bekanntes Beispiel ist der Ausstieg aus der Kernkraft, der nach der Fukushima-Katastrophe beschlossen wurde.
Darüber hinaus gibt es Punkte zu beurteilen wie die Geschwindigkeit des Kohleausstiegs, die Bewilligung von neuen Hochspannungsleitungen und die Aufstellung von Anlagen zur Erzeugung von elektrischem Strom aus erneuerbaren Quellen.
energielösung-Fazit
Wie können Sie nun eine Entscheidung treffen, wenn es um die Anschaffung eines Elektroautos oder auch um die Auswahl eines politischen Programms geht? Die angeführten Punkte lassen sehr verschiedene Einschätzungen zu. Jeder wird Effizienz, Verschmutzung und Versorgungssicherheit verschieden gewichten. Es sollte trotzdem möglich sein, die Punkte durchzugehen und für Sie selbst diejenigen zu bestimmen, die für Sie wesentlich sind. Ausgehend von diesen werden Sie noch persönliche Bedingungen haben, die bestimmte Wege vorzeichnen oder auch ausschließen. Können Sie Ihre Entscheidung vor sich vertreten, dann ist sie für Sie auch die richtige. Ein Anspruch letzter Wahrheit ist im Fall der Elektromobilität kaum erfüllbar und muss es auch nicht sein.