Bevor das Elektroauto den Alltag umkrempelt, muss es geladen werden. Aber wie ist das mit der Installation der Wallbox? Wo darf die hängen, was muss in Sachen Sicherheit beachtet werden? Und welche Kosten sind damit verbunden? Checkliste, Tipps und Kostenpunkte plus Beispielrechnung – mit diesem Ratgeber kommen Sie sicher und einfach zur eignen Wallbox!
Checkliste: Vor der Installation beachten!
Hohe Belastung für das Stromnetz, empfindlich gegenüber der Witterung, Vorsicht vor Ladeverlusten: Die Wallbox ist problematisch, wie es scheint. Und wie sieht das überhaupt in einem Mehrparteienhaus und bei Mietobjekten aus? Darf die Installation einfach vorgenommen werden? Eine Checkliste leitet von den ersten Überlegungen über die Standortwahl bis hin zur Installation.
Vorbereitende Überlegungen für die Installation der Wallbox:
- Ist ein Zugang zu einem eigenen Stellplatz vorhanden?
- Ist eine Berechtigung zur Durchführung von Elektroarbeiten vorhanden?
- Ist eines oder beides nicht der Fall, schreiben Sie einen Brief oder eine E-Mail an Eigentümer oder Hausverwaltung und erfragen die nötigen Punkte.
- Welche Fehlerstromschutzschalter müssen für den Sicherungskasten angeschafft werden?
- Ist der benötigte Fehlerstromschutzschalter schon im Sicherungskasten vorhanden? Wenn nicht: Nachrüsten!
- Welche Leistungsschutzschalter werden für den Sicherungskasten benötigt?
- Ist der benötigte Leistungsschutzschalter bereits im Sicherungskasten vorhanden? Wenn nicht: Nachrüsten!
- Wird ein zusätzlicher Stromzähler benötigt, oder ist der Stromzähler bereits in der Ladestation vorhanden?
- Wie viel kW hat die Wallbox? Hintergrund: Bis 11 kW müssen Sie die Wallbox nur beim Netzbetreiber melden. Liegt die Ladeleistung darüber, muss die Installation der Ladestation genehmigt werden.
Checkliste bezüglich der Stromleitung:
- Sind keine weiteren Verbraucher an die Stromleitung angeschlossen?
- Ist die Anschlussleistung der Ladestation zu 100 Prozent vorgehalten?
- Gibt es ein dynamisches Lastmanagement? Dann darf ein Gleichzeitigkeitsfaktor von weniger als 1 gewählt sein.
- Ist die Stromleitung für die angestrebte Ladeleistung ausreichend dimensioniert?
- Falls nicht: Kann ein 5-adriges Kabel verlegt werden, um mit bis zu 22 kW laden zu können?
- Welcher Kabelquerschnitt wird benötigt? Das muss mit dem Elektroinstallateur geklärt werden!
- Entspricht der Fehlerstromschutzschalter (kurz FI/RCD) der Ladeleistung des Elektroautos?
Checkliste bezüglich der Wallbox und der Installation:
- Befindet sich der Stellplatz im Freien/unter einem Carport, oder in einer Garage?
- Bei einem Stellplatz im Freien/Carport: Ist die Wallbox für die Installation dort geeignet? Erfüllt sie die Einstufung IP44 (spritzwassergeschützt) oder besser?
- Bei einem Stellplatz im Freien: Gibt es eine Befestigungsmöglichkeit, oder muss die Wallbox einen Standfuß für die Installation haben?
- Bei einem Stellplatz in einer Doppel- oder Einzelgarage: Ist das Ladekabel lang genug, um von der Ladestation bis zum Autoanschluss gerade auf dem Boden aufzuliegen? Beachten Sie hierbei die Parkrichtung!
- Wie groß ist der Stellplatz bemessen? Stört die Ladestation mit Stecker, oder reicht der Platz dafür aus?
- Bei Duplexgaragen: Ist für die Installation der Wallbox eine Befestigungsplatte und eine flexible Kabelverbindung nötig?
- Bei Gemeinschaftsgaragen: Können die Kabel so verlegt werden, dass sich andere Nutzer und Nutzerinnen nicht gestört fühlen?
- Gibt es ein Leerrohr für ein LAN-Kabel oder ist bereits ein LAN-Kabel vorhanden? Wenn nicht: Verlegen!
Tipps für die Installation der Wallbox
Die Checkliste hilft Ihnen, schon bei der Planung Ihrer Ladestation die wichtigsten Punkte zu berücksichtigen. Was eine Checkliste aber niemals leisten kann, ist die Erklärung, warum diese Punkte wichtig sind. Ihnen fällt es aber leichter, den idealen Ort für die Installation Ihrer Wallbox zu finden, wenn Sie die Hintergründe verstehen.
Besser in einer Garage installieren
Zahlreiche Hersteller haben witterungsfeste Modelle im Sortiment. Trotzdem sollte die Wallbox im Idealfall in einer geschlossenen Garage installiert werden. Das hat zwei Gründe:
Erstens bedeutet „witterungsfest“ nur, dass die Ladestation spritzwassergeschützt ist. Ein leichter Nieselregen macht der Elektronik nicht aus. Bei einem Wolkenbruch kann das schon anders aussehen. Und über die Empfindlichkeit der Kunststoffverkleidung gegenüber UV-Strahlung, Katzen- und Vogelkrallen sowie Staub und andere Umwelteinflüsse sagt das gar nichts aus.
Soll die Wallbox möglichst lange ihre Funktion einwandfrei und sicher versehen, hängt sie besser an einem geschützten Ort. Das bedeutet: Die Ladestation sollte grundsätzlich überdacht sein. Besser ist, wenn zusätzlich ein Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung besteht und die Umgebungstemperatur möglichst gleich bleibt. Frostfrei und nicht zu heiß sollte es ebenfalls sein, das versteht sich von selbst.
Und damit sind wir schon beim zweiten Punkt: Der Ladeverlust sind bei einem ungünstigen Standort größer. Starke Temperaturschwankungen, vor allem innerhalb kurzer Zeitspannen, treiben die Ladeverluste in die Höhe. Damit der Strom, den Sie zahlen und aus der Leitung holen, auch wirklich im Akku des Wagens ankommt und genutzt werden kann, sind gleichbleibende Temperaturen im mittleren Bereich wichtig. Das sollte während des gesamten Ladevorgangs gewährleistet sein. Im Freien oder in einem Carport ist das kaum möglich. Auch in einer ungeheizten Garage kann das schwierig werden.
Für Ihren Wagen ist ein geschützter Standort in einer wohltemperierten Garage übrigens auch die bessere Wahl. Denn insbesondere sehr niedrige Temperaturen machen Stromern zu schaffen.
Standort geschickt wählen und Ladeverluste vermeiden
Soweit zur Installation der Wallbox in einem geschlossenen, geschützten Raum. Wie wird nun der genaue Standort innerhalb des Raums ausgewählt? Wichtig ist, dass das Kabel lang genug ist.
Denken Sie darüber nach, wie genau Sie Ihren Wagen parken und wo am Wagen sich der Anschluss befindet. Dann wissen Sie schon, wohin das Kabel führen muss. Messen Sie den Abstand zwischen dem geplanten Ort der Installation und diesem Punkt. Das Kabel reicht? Das ist fein. Aber reicht es wirklich?
Damit Sie Ihren Wagen sicher laden können, muss das Kabel auf dem Boden aufliegen. Es darf nicht gespannt sein. Und idealerweise liegt es gerade. Denn jeder Kringel und Dreher im Kabel, Kurven und aufgerollte Stellen steigern die Ladeverluste. Dazu kommt, dass ein auf dem Boden herumschlängelndes Kabel auch immer eine Stolperfalle darstellt.
Sorgen Sie also dafür, dass das Kabel gerade und sicher liegt. Vielleicht ist es möglich, das Kabel mehr oder weniger komplett an der Wand entlang zu führen? Vielleicht können Sie auch mit einer handelsüblichen Abdeckung arbeiten, um wenigstens die Stolpergefahr zu minimieren. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn Sie die Garage nicht alleine nutzen.
In Gemeinschaftsgaragen sollten Sie sich mit den anderen Nutzern und Nutzerinnen der Garage abstimmen. Vielleicht besteht auch bei diesen Menschen Interesse an einer Wallbox? Dann können Sie sich vielleicht auf einen für alle zugänglichen, günstig gelegenen Standort einigen. In diesem Fall ist besonders wichtig, dass das Kabel zwischen Wallbox und Wagen sicher verläuft und niemandem im Weg ist. Beachten Sie, dass insbesondere keine anderen Fahrzeuge über das Kabel fahren sollten.
Kosten der Installation: Was kommt da eigentlich auf Sie zu?
Sie tragen bereits die Kosten für Ihr Fahrzeug. Sie müssen die Ladestation erwerben, die Installation bezahlen und einiges an Zubehör. Und was kommt noch auf Sie zu? Es ist, wie so oft im Leben, kompliziert. Mit einer einfachen Additionsrechnung ist es nicht getan, denn Kleinigkeiten wie Abstände, benötigtes Zubehör und dergleichen können in der Rechnung einen richtig großen Unterschied machen. Damit Sie die Kosten wenigstens grob einschätzen können, haben wir eine weitere Checkliste für Sie vorbereitet.
Beantworten Sie die Fragen der Checkliste, addieren Sie die mit Ihren Antworten verbundenen Punkte, dann bekommen Sie einen Überblick über die Kosten. Wenn Sie keine Lust auf die Checkliste haben, können Sie auch gleich nach unten zu unserer Beispielrechnung springen.
Checkliste Kosten
- Wie groß ist die Distanz zwischen dem Stellplatz und dem Sicherungskasten? Bis zu 10 Meter – 3 Punkte. 10 bis 20 Meter – 4 Punkte. 21 bis 30 Meter – 6 Punkte.
- Verfügt der Zählerschrank über freien Platz für FI-Schalter und Leitungsschutzschalter? Ja – 0 Punkte. Nein – 2 Punkte.
- Ist in der Wallbox ein DC-Fehlerstromschutz verbaut? Ja – 0 Punkte. Nein – 7 Punkte.
- Müssen Sie zum Verlegen der Kabel zwischen Sicherungskasten und Wallbox die Wand oder eine Decke durchbrechen? Ja – 5 Punkte. Nein – 0 Punkte.
- Brauchen Sie einen Standfuß für die Installation der Ladestation? Nein – 0 Punkte. Ja – 10 Punkte.
- Müssen Sie einen Zwischenzähler für die Berechnung des Stromverbrauchs einbauen? Ja – 3 Punkte. Nein – 0 Punkte.
Addieren Sie jetzt die Punkte zusammen.
- Bei einem Ergebnis von 0 Punkten kostet Sie die Installation der Wallbox vermutlich so um die 1.000 Euro.
- Bei weniger als 10 Punkten sind es bis zu 1.500 Euro.
- Liegen Sie im Bereich von 11 bis 20 Punkte, kommen etwa 1.500 bis 2.000 Euro auf Sie zu.
- Benötigen Sie viel Zubehör, sind es vielleicht auch 21 bis 30 Punkte. Dann können Sie mit 2.000 bis 2.500 Euro rechnen.
- Wanddurchbrüche, Installationen mit Standfuß und lange Distanzen sind richtig teuer. Bei 31 bis 40 Punkten rechnen Sie besser mit etwa 3.000 Euro Kosten.
Bedenken Sie: Die Kosten variieren auch abhängig von Hersteller, Fördermöglichkeiten, Arbeitsstunden und Anfahrtswege des Elektroinstallateurs und anderen Faktoren.
Beispielrechnung für die Installation einer Ladestation in der Garage eines Einfamilienhauses
Wir gehen davon aus, dass Sie die Wallbox in Ihrer Garage installieren lassen wollen. Die zweite Anfahrt für die Installation kostet etwa 60 Euro. Sie benötigen eine Genehmigung vom Netzbetreiber für Ihre Ladestation mit 22 kW Ladeleistung. Das kostet 233 Euro. Für Montage, Inbetriebnahme und andere Arbeitszeit werden 300 Euro fällig. Das Verlegen des Kabels veranschlagen wir mit 250 Euro. Die Installation von FI- und Leitungsschutzschalter wird mit etwa 300 Euro berechnet. Damit würde die Installation insgesamt 1.143 Euro kosten.
Beispielrechnung für die Installation einer Wallbox in einer Tiefgarage, Eigentümergemeinschaft
Anders sieht die Rechnung aus, wenn Sie in einer Anlage mit mehreren Parteien wohnen und Ihre Ladestation in der gemeinschaftlich genutzten Tiefgarage installieren lassen wollen. Holen Sie als Erstes das Okay der Hausverwaltung ein, dann sollten Sie die Eigentümergemeinschaft informieren und die Umbaumaßnahmen mit allen abstimmen. Diese Kosten kommen auf Sie zu:
- Anfahrt: 60 Euro
- Genehmigung des Netzbetreibers für die 22 kW Ladeleistung: 233 Euro
- Arbeitszeit für Montage, Inbetriebnahme und mehr: 480 Euro
- Verlegen des Kabels: 350 Euro
- Installation von FI- und Leitungsschutzschalter: 480 Euro
Die Gesamtkosten belaufen sich in diesem Fall auf 1.603 Euro. Die höheren Kosten liegen daran, dass mehr Zusatzarbeiten nötig sind, inklusive einem Wanddurchbruch und das Verlegen von 25 Meter Kabel.