In der Autobranche und auch bei Zulieferbetrieben geht immer wieder das Schreckgespenst in Form eines Gerüchtes um – die Elektromobilität soll Jobs zerstören. Eine Studie hat sich nun mit diesem Autobauer-Angsttraum befasst und überprüft, was an diesem dran ist.
Mehr als 2 Millionen Beschäftigte in der Autobranche
In der deutschen Automobilbranche arbeiten laut aktuellen Zahlen rund 830.000 Menschen direkt. 1,3 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze gibt es im KFZ-Bereich und allen abhängigen Zulieferbetrieben. Es geht das Gerücht um, dass von diesen mehr als 2 Millionen Arbeitsplätzen durch die Mobilitätswende bis zu 400.000 bis 2030 verloren gehen könnten. Pessimisten nennen dafür immer wieder einen Grund. Die Elektromotoren seien weniger komplex als die Verbrennungsmotoren.
Forscher des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation haben sich den Befürchtungen wissenschaftlich genähert.
Studie im Auftrag von VW – Rationalisierung mit und ohne E-Mobilität
Anders als viele Vorgängerstudien konnten die Forscher und Forscherinnen nicht nur Branchenschätzungen, sondern vor allem auf echte Planungsdaten von Hersteller VW zugreifen. VW, speziell der hier arbeitende Nachhaltigkeitsbeirat, ist der Auftraggeber der Studie. Diese trägt den Titel „Beschäftigung 2030“.
Florian Herrmann, Koautor der Studie, bilanziert die Studie kurz mit folgenden Worten. „Im Jahr 2029 würde Volkswagen nach unseren Modellrechnungen in der Fahrzeugfertigung 12 Prozent weniger Beschäftigte benötigen als 2019.“ Als Hauptgrund nennt der Leiter des Forschungsbereichs Mobilität- und Innovationssysteme beim Fraunhofer IAO nicht die Elektromobilität, sondern ohnehin geplante Rationalisierungsmaßnahmen sowie Produktivitätssteigerungen. „VW geht davon aus“, so Herrmann, „dass die Fahrzeuge künftig in kürzerer Zeit produziert werden können“. Dies betreffe E-Autos ebenso wie Autos mit Verbrennungsmotoren.
Auch wenn der Rückgang der Beschäftigten nicht primär mit der E-Mobilität zu tun hat, sehen die Studienautoren aber auch Teilbereich speziell dadurch betroffen. Durch technischen Wandel werden die Fertigung von Antriebssträngen, Kupplungen, Getrieben, Antriebswellen sowie Achsdifferentialen stark rückläufig sein. Fortbildung des Produktionspersonals kann hier einen Stellenabbau auffangen. „Der Personalbedarf für die Herstellung eines konventionellen Antriebsstranges ist um 70 Prozent höher als für die Herstellung eines Antriebsstrangs eines Elektrofahrzeugs“, heißt es in der Studie.
Zulieferer müssen sich anpassen
Neben der direkten Produktion sind es die Zulieferer, die sich der neuen Technologie anpassen werden. Laut Herrmann würden Spezialisten für Kontakte und Fügeverfahren auch weiterhin gebraucht. Diese verbänden auch in Zukunft Batteriezellen in einem System miteinander. Unternehmen im Bereich der Filtersysteme würden sich im Thermo-Management bei E-Autos betätigen können.
Die Veränderungen passieren nicht über Nacht. Autobauer und Personal sollten laut der Studie zusammen weiterführende Qualifikationsmöglichkeiten aufbauen. Damit würde ein Stellenabbau überwiegend vermieden werden.