Stefan Penninger ist Teil eines Familienunternehmens im bayerischen Wald. Ein brandneues Model 3 vermutet man hier weniger- Der Edelbrandsomelier erzählt in einem Mehrteiler über seine Erfahrungen mit der Elektromobilität.
Ein Klick zur Elektromobilität
Mein erster Kontakt mit Elektroautos dürfte, wie bei so vielen Menschen, in den Beginn der Nuller-Jahre fallen. Ein eher mickriges, an einen eingehaustes Liegerad erinnerndes Etwas kam mir in der Regensburger Altstadt entgegen. Dieser Eindruck von eher kleinen und schmächtigen Behelfsfahrzeugen blieb mir auch lange so im Gedächtnis. Erst im Jahr 2009 stolpertie ich zum ersten Mal auf einer Veranstaltung über erneuerbare Energien über eine neue Variante Elektroautos – den Tesla Roadster.
Elon Musk hatte damals angeblich die Vision, dass die Elektromobilität nur über den Fahrspaß und über eine Premiumstrategie zum Erfolg zu führen sei. Aus Marketingsicht leuchtete mir das sofort ein – und ich fand die Automanufaktur aus Kalifornien recht sympathisch, auch weil der Roadster auf Basis der Lotus Elise gefertigt wurde, für die ich schon immer geschwärmt hatte. Die Autos waren mir natürlich zu teuer, und und 120 Kilometer Reichweite beim Roadster waren mir als Kind der niederbayerischen Provinz auch viel zu lachhaft – aber der schicke Flitzer hatte es mir schnell angetan.
Meine automobile Laufbahn ist, wie sicher bei vielen anderen auch, durch Dieselfahrzeuge aus dem Wolfsburger Konzern geprägt. Mein erstes Auto war ein gebrauchter Golf, dann kam ein Passat und zuletzt ein Superb – obwohl dieser schon nach dem Bekanntwerden des Manipulationsskandals dann als Firmenwagen für mich bestellt wurde. Ein Tesla war vor vier Jahren immer noch unerschwinglich teuer – eigentlich war ja nur das Model S im Lieferprogramm.
Der BMW i3 hatte mich aus technischer Sicht immer interessiert, aber das Design und die wieder zu geringe Reichweite sowie das geringe Ladevolumen sprachen dagegen. Und auch die anderen damaligen Alternativen, wie der Nissan LEAF oder die Renault Zoe, kamen damals für mich nicht in Frage. Aber das Thema Elektromobilität hatte mich bereits gefangen. Ich begann, die einschlägigen Blogs zu abonnieren und die Podcasts zu hören, allen voran den Cleanelectric Podcast, und war damit immer gut über das Thema informiert.
Zweieinhalb Jahre später kam der Superb langsam in das Alter, in dem man sich um einen Ersatz umsieht. Zweieinhalb Jahre scheint erstmal eine sehr kurze Zeit, um ein Auto auszutauschen. Dies hat aber einen recht üblichen Grund: Es handelt sich um ein Firmenfahrzeug. Die Firma erwirbt ein Auto für einen Arbeitnehmer. Wenn dieser das Auto auch privat nutzen will, gibt es die sogenannte Ein-Prozent-Regelung: Ein Prozent des Listenpreises müssen Arbeitnehmer mit ihrem Lohnsteuersatz versteuern.
Das führt aber auch dazu, dass man sich im dritten oder vierten Jahr ganz genau überlegt, ob man das Auto weiter fährt: Man zahlt immer noch denselben Steuerbetrag, hat aber keinen Neuwagen mehr. Das Ganze ist natürlich ein Anreiz, regelmäßig ein neues Auto zu kaufen – und damit ein steuersubventioniertes Konjunkturprogramm für die Autoindustrie. Allen voran der deutschen Autoindustrie, da viele Firmen aus Prestige- oder anderen Gründen nur deutsche KFZ erwerben.
Inzwischen hatte sich der Markt der Elektroautos aber noch einmal deutlich entwickelt. Das Model 3 von Tesla war angekündigt, in den USA auch schon ausgeliefert. Vielerorts war auch von vermeintlichen, günstigeren „Tesla-Killern“ zu lesen, alleine erhältlich war noch keiner. Hartes Kriterium bei der Entscheidungsfindung war eine Netto-Reichweite von 250 Kilometer. Ein Familienbesuch bei der Verwandtschaft musste auf jeden Fall ohne Ladestop möglich sein. Dazu kam die leichte Unsicherheit, ob das mit der Ladeinfrastruktur und so denn tatsächlich schon so weit ist. Mein Erweckensmoment war eine Aussage in einem Podcast, dass Tesla fahren ja Cheaten ist: Jeder „Depp kann ohne Hirn und Plan“ Tesla fahren, weil mit dem Supercharger-Netzwerk und der enormen Reichweite niemand Angst haben muss, unterwegs liegen zu bleiben.
Dazu kam, dass man mit Elektroautos aktuell nur 0,5% des Listenpreises als Firmenwagen versteuern muss, und auch von der KFZ-Steuer befreit ist. Das führte dazu, dass ich für ein Model 3 weniger zahlen müsste, als für den Superb „im besten Alter“. Diese Argumenten hatten mich schließlich davon überzeugt, online die Vorbestellung für ein Model 3 abschickte. Ende März konnte ich dann nach langer Wartezeit in München mein neues Auto abholen – und ich habe die Entscheidung seitdem kein einziges Mal bereut.
Im nächsten Post: Die Ersteindrücke mit dem Fahrzeug, das erste Laden, die Ladeinfrastruktur für Zuhause und die Arbeitstätte und warum der Tipping Point für die Elektromobilität jetzt erreicht sein müsste.