Lade-Apps und Ladekarten aktivieren die Ladefunktion
Bei den meisten Anbietern von öffentlichen Ladestationen wird das Laden des E-Autos erst aktiviert, wenn man die entsprechende Funktion freischaltet. Dies geschieht nach aktuellen technischen Standards entweder mit einer Ladekarte oder einer Lade-App.
Der Markt für diese Form der „Betankung“ ist schon vorhanden, wächst aber dennoch mit jedem Menschen, der von einem Verbrenner zu einem E-Auto umsteigt. Für die Umsteiger und die Neukunden ist ein gut ausgebautes Ladesystem wichtig. So kann man nicht nur an der heimischen Wallbox laden, sondern auch auf dem Weg zur Arbeit, im Verlauf eines Ausflugs oder bei einer Dienst- oder Urlaubsreise.
Der Tankstellenmarkt für Verbrenner wird aktuell von einer sehr überschaubaren Zahl von Unternehmen dominiert. Anders ist die Marktlage bei den E-Autos. Hier können Energiekonzerne, Supermärkte, Unternehmen oder auch Parkplatz- sowie Tiefgaragenbetreiber eigene Versorgungsorte zur Verfügung stellen.
Hier den Überblick zu bewahren, ist für einen Laien sowie für die Expertinnen und Experten nicht immer einfach. Wir fokussieren uns der Übersicht halber in diesem Beitrag auf die Energieanbieter sowie ähnliche Unternehmen und ihre Lade-Apps und Ladekarten.
Im Folgenden werden Beträge und Tarife genannt. Die Zahlen sind aufgrund der Vergleichbarkeit aus dem November 2020.
EnBW
Mit der Lade-App und der Ladekarte von EnBW erhält man in Deutschland Zugriff auf aktuell rund 34.500 Ladepunkte. Europaweit kann man sich damit die Lade-Funktion von über 100.000 Ladepunkten erschließen.
Bei EnBW fallen für die Nutzung der beiden Systeme im Standard-Tarif keine Grundgebühren an. Im sogenannten Viellader-Tarif bezahlt man 4,86 Euro im Monat. An den unternehmenseigenen Ladesäulen bezahlen Nutzer und Nutzerinnen des Standard-Tarifs 0,38 (AC) und 0,48 Euro (DC) pro kWh. Die Abrechnung in beiden Tarifen funktioniert über die Lademenge.
Damit die Menschen die Ladepunkte für andere E-Auto-Nutzerinnen und -Nutzer freimachen, gilt bei beiden Tarifen ab der 4 Standstunde eine Parkgebühr von 10 Cent pro Minute.
Hier eine Übersicht für die Preise fürs Laden bei EnBW in Euro pro kWh gesamt:
Lademodell | Standard-Tarif | Viellader-Tarif |
AC 22 kW am eigenen Ladepunkt 15 kWh | 5,7 | 4,2 |
DC über 22 KW am EnBW-Ladepunkt mit 50 kWh (2,5 h) | 24,00 | 19,00 |
D DC über 22 KW am EnBW-Ladepunkt mit 100 kWh (1,5 h) | 48,00 | 38,00 |
15 kWh (45 min) bei anderen Anbietern | 5,70 | 4,20 |
15 kWh (4,5 h) bei anderen Anbietern | 8,70 | 4,20 |
E.ON
Wählt man die Lade-App oder die Ladekarte von E.ON, erhält man über diesen Weg die Möglichkeit, bei den rund 12.000 Ladepunkten des Unternehmens in Deutschland sein E-Auto aufzuladen. Nach aktuellem Stand sind Lade-Kooperationen mit Anbietern im europäischen Ausland mit der E.ON-App nur in den deutschen Nachbarländern Dänemark, Holland, der Schweiz und Österreich möglich[1].
Bei E.ON gibt es zum Beispiel ein Tarifmodell, das der Anbieter E.ON Drive nennt. Dafür entrichten die Nutzer und Nutzerinnen 4,83 Euro Grundgebühr pro Monat. Der Preis für die kWh an den Unternehmens-Ladepunkten ist sowohl bei DC als auch bei AC variabel.
Hier eine Übersicht für die Preise fürs Laden bei E.ON in Euro pro kWh gesamt (Durchschnitt):
Lademodell | E.ON Drive |
AC 22 kW am eigenen Ladepunkt 15 kWh | 5,80 |
DC über 22 KW am EnBW-Ladepunkt mit 50 kWh (2,5 h) | 8,72 |
D DC über 22 KW am EnBW-Ladepunkt mit 100 kWh (1,5 h) | 8,72 |
15 kWh (45 min) bei anderen Anbietern (aktuell nur Innogy) | 5,80 |
15 kWh (4,5 h) bei anderen Anbietern (aktuell nur Innogy) | 5,80 |
Maingau Energie
Wenn Sie den Ladezugang für die Ladepunkte von Maingau Energie verwenden, können Sie innerhalb Deutschlands bei 28.000 und innerhalb Europas bei 92.000 Ladepunkten Ihr E-Auto aufladen. Das Unternehmen bietet Karten sowie eine eigene Lade-App an.
Bei Maingau Energie können Sie als Nutzerin oder Nutzer zwischen zwei Tarifen wählen:
- Einfach Strom Laden – Business/Energiekunden
- Einfach Strom Laden – Business
Grundgebühren fallen bei beiden Tarifmodellen keine an. Die preislichen Unterschiede sind wie folgt: Bei „Business/Energiekunden“ bezahlen Sie für AC pro kWh 0,27 und für DC 0,37 Euro. Bei „Business“ entrichten Sie für AC 0,37 und für DC 0,47 Euro pro kWh.
Wenn man an den Maingau Energie-Ladepunkten länger als 4 Stunden steht, entfallen pro jede folgende Minute Standgebühren von 10 Cent.
Hier eine Übersicht für die Preise fürs Laden bei Maingau Energie in Euro pro kWh gesamt:
Lademodell | Business/Energiekunden | Business |
AC 22 kW am eigenen Ladepunkt 15 kWh | 4,09 | 7,01 |
15 kWh (45 min) bei anderen Anbietern | 4,09 | 7,01 |
15 kWh (4,5 h) bei anderen Anbietern | 7,01 | 9,93 |
NewMotion/Shell Recharge
Ja, auch der Erdölkonzern Shell hat sich die Sparte der E-Mobilität hinzugefügt. Unter der Marke NewMotion ermöglicht man es, E-Autos zu laden. Wer die App oder die Shell Recharge-Karte verwendet, kann innerhalb Deutschlands auf 35.000 und innerhalb Europas auf 165.000 Ladepunkte zugreifen.
Der Name des Shell-Lade-Tarifs lautet sinnigerweise NewMotion. Dafür verlangt der Konzern keine Grundgebühr. Hier können sich die Nutzerinnen und Nutzer entscheiden, ob sie nach der Menge, der Zeit oder pauschal bezahlen wollen. Egal, welche Stromform man lädt, der Preis pro kWh ist variabel.
Ebenfalls stark variieren die Preise, wenn man mit der Ladekarte von Shell bei anderen Anbietern laden möchte. So bezahlt man für 15 kWh (45 min) bei Vattenfall Berlin 5,55, bei Innogy Düsseldorf 6,30, bei EnBW München 10,20 und bei Allego in Brüssel 10,35 Euro. Da die Preise pro Anbieter so stark variieren, raten wir hier für die Nutzerinnen und Nutzer pro Stadt und Region zu einem individuellen Preisvergleich.
Vattenfall
Der wegen des Aussortierens von sparsamen Nutzerinnen und Nutzern kritisierte und zu 900.000 Euro[2] Bußgeld verurteilte schwedische Konzern Vattenfall (dt. Wasserfall) ist ebenfalls mit einer eigenen Lade-App und einer Ladekarte unterwegs. Damit kann in Deutschland die Ladefunktion bei 25.000 und in Europa von 85.000 Ladestationen freigeschaltet werden.
Der Tarif von Vattenfall nennt sich Incharge Key. Eine Grundgebühr fällt keine an. An den Ladesäulen von Vattenfall bezahlt man nach dem Freischalten pro kWh für AC 0,38 und für DC 0,57 Euro. Abgerechnet wird bei Vattenfall ausschließlich über die Lademenge. Standgebühren sind hier aktuell keine vorgesehen.
Große Unterschiede herrschen bei den Preisen zwischen den eigenen Ladepunkten und jenen von anderen Unternehmen.
Bezahlt man für AC 22 kW an den Vattenfall-Ladepunkten (15 kWh und 45 min) 5,70 Euro, bezahlt man für dasselbe mit der Lade-App von Vattenfall zum Beispiel bei Innogy Düsseldorf 8,63 Euro.
Lade-Apps und Ladekarten für E-Autos – andere Anbieter
Neben den genannten Strom- und Netzanbietern gibt es für den europäischen und damit heimischen Markt noch weitere Anbieter für Ladekarten sowie Lade-Apps.
BMW Group
Auch der süddeutsche Autohersteller BMW mischt im Geschäft von Ladepunkten, Ladekarten und Lade-Apps kräftig mit. Nutzt man die angebotenen Möglichkeiten, erhält man in Deutschland an 33.900 Ladepunkten Zugang zu Strom. In Europa liegt die so erreichbare Anzahl an Ladepunkten bei 160.000. Das Unternehmen nennt dies Active Tarif. Zu diesem kann man das Ionity-Plus-Zusatzpaket hinzukaufen. Beim Active Tarif fallen 4,99 Euro Grundgebühr an. 13 Euro mehr werden fällig, wenn man das Ionity-Paket hinzunimmt.
Abgerechnet wird in beiden Tarifen nur über die Lademenge. Der Preis für ein kWh AC-Strom beträgt 0,33 Euro. Bei DC-Strom steigt der Preis auf 0,39 Euro. DC-Strom mit dem Ionity-Paket kostet 0,35 Euro. Bislang sind keine eigenen Standgebühren bekannt. Man richtet sich wohl nach jenen der Stromanbieter.
Die Preise über die Lade-App von BMW sind über die verschiedenen Anbieter hinweg relativ stabil. Für 15 kWh (45 min) bezahlt man bei Vattenfall Berlin, Innogy Düsseldorf und EnBW München 4,95 Euro. Bei New Motion in Amsterdam fallen 4,05 und bei Allego in Brüssel 5,25 Euro an.
DKV Euro Service
Die Abkürzung DKV steht für Deutscher Kraftverkehr. Das Unternehmen bietet eine Lade-App sowie eine Ladekarte an. Mit beiden erhält man Zugang zu 33.700 Ladepunkten innerhalb der Bundesrepublik Deutschland. In Europa kann man damit die Ladefunktion an 110.000 Ladepunkten freischalten.
Der Tarif dahinter nennt sich +Charge. Als monatliche Grundgebühr hat das Unternehmen den Betrag von 2,00 Euro festgelegt. Hier haben die Kunden und Kundinnen die Wahl, ob sie per Lademenge oder per Ladezeit abrechnen wollen.
Für das Laden von AC-Strom bezahlen die Anwenderinnen und Anwender der Karte und der App 0,28 Euro pro kWh. Bei DC-Strom liegt der Preis bei 0,69 Euro. Die Standgebühren beim Parken an den Ladesäulen können unterschiedlich ausfallen.
DKV Euro Service arbeitet nicht mit Vattenfall oder New Motion zusammen. Bei Innogy Düsseldorf muss man mit der Ladefreigabe von DKV für 15 kWh (45 min) 5,62 Euro bezahlen. Der Preis für die gleiche Leistung bei EnBW in München liegt bei 5,82 Euro. Günstiger ist das Laden in Belgien. Bei Allego bezahlt man dort nur 4,59 Euro.
Fazit
Die Preise für die Verwendung und damit das Laden Ihres E-Autos an den verschiedenen Ladepunkten in Deutschland zeigen, dass sich ein Vergleich auf jeden Fall lohnt. In der Regel ist das Laden an den unternehmenseigenen Ladepunkten jeweils die kostengünstigste Lösung. Laden bei „fremden“ Unternehmen ist meist teurer. Wenn keine Grundgebühren eingezogen werden, können Sie sich jede mögliche Lade-App oder Ladekarte holen, die Sie wollen. Erst wenn es um den Einzug einer Grundgebühr geht, sollten Sie genau auswählen.
[1] – 20.11.2021
[2] https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr/vattenfall-wechselkunden-101.html – 20.11.2021