Elektroautos fahren energiesparsamer als Wagen mit Verbrennungsmotor. Aber die Energie, die beim Ladevorgang genutzt wird, landet nicht komplett im Akku. Ladeverluste sind normal und müssen ebenfalls gezahlt werden. Im extremsten Fall liegt der Ladeverlust laut ADAC bei bis zu 25 Prozent der kompletten Akkuladung – das ist viel. Diese Energie ist komplett verloren und kommt überhaupt nicht im E-Auto an, vergleichbar mit Treibstoff, der oben den Tank statt hinein gegossen wird. Kann man den Ladeverlust verhindern oder wenigstens minimieren? Wie kommen die Verluste beim Ladevorgang überhaupt zustande?
Was ist ein Ladeverlust?
Im Grunde genommen kennen wir das vom Smartphone oder vom Laptop: Das Gerät wird an das Ladekabel oder Adapter angeschlossen. Kaum steckt der Stecker in der Dose, werden Kabel und Akku heiß. Elektrische Energie wird also in Wärmeenergie umgeleitet – und das ist ein Ladeverlust. Energie geht genau genommen niemals verlustig, sondern wird immer in eine andere Energieform umgewandelt. Wir erinnern uns an den Physikunterricht: Wenn ich einen Bollerwagen den Berg hinaufziehe, kostet mich das viel Kraft. Ich schwitze – ein Teil der Kraft oder Energie geht in Wärmeenergie verloren. Ist der Wagen oben, lasse ich los. Er rollt alleine wieder den Berg herunter. In der immer höheren Geschwindigkeit wird die Energie sichtbar, die ich vorher aufgewendet habe, um den Wagen den Berg hinauf zu bugsieren. Energie geht nicht verloren, sondern wird nur umgewandelt.
Im Elektroauto sind genauso wie in der Ladestation Kabel und Leitungen verbaut. Diese Kabel haben einen elektrischen Widerstand, der für die Umwandlung von elektrischer Energie in Wärme verantwortlich ist. Wie viel Elektrizität in Wärme umgewandelt wird, hängt von Kabeldurchmesser und Kabellänge ab. Auch die Temperatur von Umgebung und Bauteilen sowie der Akkufüllstand speilen eine Rolle. Ladeverluste sind bei der Schnellladung in der Regel höher als beim langsamen Laden über viele Stunden.
Wie hoch ist der Verlust beim Ladevorgang?
Neben den genannten Umweltbedingungen hängt es auch vom Elektroauto ab, wie hoch der Ladeverlust ist. Und tatsächlich gibt es dazu schon detaillierte Erkenntnisse. Der ADAC hat sich im Ecotest mit diesem Thema befasst. 29 Elektroautos standen auf dem Prüfstand, 27 davon sind aktuell (Oktober 2021) erhältlich. So kommen insgesamt 27 Werte zustande, die die Ladeverluste bei den aktuellen Modellen ganz gut abbilden.
- Tesla X 100D – 100,0 – 108,3 – 8,3 – 451
- Tesla 3 Longe Range AWC – 75,0 – 89,5 – 14,5 – 429
- Porsche Taycan 4S Performance Plus – 93,4 (netto 83,7) – 95,2 – 1,8 (netto 11,5) – 400
- Kia e-Niro 64 kWh Spirit – 64,0 – 72,3 – 8,3 – 398
- Audi e-tron Sportback 55 quatrro – 95,0 (netto 86,5) – 96,0 – 1,0 (netto 9,5) – 390
- Kia e-Soul 64 kWh Spirit – 64,0 – 73,9 – 9,9 – 390
- VW ID.4 Pro Performance 77 kWh – Max 82 (netto 77) – 88,5 – 6,5 (netto 11,5) – 385
- Hyundai Kona Elektro 64 kWh Trend – 64 – 73,9 – 9,9 – 379
- Jaguar I-Pace EV400 S AWD – 90,0 – 100,8 – 10,8 – 366
- Audi e-tron 55 quattro – 95,0 (netto 83,6) – 94,3 – 10,7 – 365
- Mercedes EQC 400 AMG Line – 80,0 – 93,0 – 13,0 – 335
- Renault Zoe R135 Z.E. 50 52 kWh Intens – 52,0 – 64,3 – 12,3 – 335
- VW ID.3 Pro Performance 1st – Max 62,0 (netto 58,0) – 64,8 – 2,8 (netto 6,8) – 335
- Tesla 3 Standard Range Plus – 53,0 – 60,0 – 7,0 – 305
- Nissan Leaf e+ Tekna 62 kWh – 62,0 – 68,4 – 6,4 – 300
- Polestar 2 Long Range Dual Motor – 78,0 (netto 72,5) – 86,0 – 8,0 (netto 13,5) – 290
- Peugeot e-208 GT – 50,0 (netto 47,5) – 53,1 – 3,1 (netto 5,6) – 280
- BMW i3 120 Ah – 42,2 (netto 37,9) – 48,8 – 6,6 (netto 10,9) – 272
- DS 3 Crossback E-Tense So Chic 500 – (netto 47,5) – 55,4 – 5,4 (netto 7,9) – 270
- Hyundai Ioniq Elektro Style – 38,3 – 44,1 – 5,8 – 270
- Peugeot e-2008 GT – 50,0 (netto 47,5) – 53,1 – 3,1 (netto 5,6) – 260
- Renault Zoe Intens 41 kWh – 41,0 – 49,5 – 8,5 – 243
- Mini Cooper SE – 32,6 (netto 28,9) – 37,6 – 5,0 (netto 8,7) – 210
- Nissan Leaf Acenta 40 kWh – 40,0 – 44,5 – 4,5 – 201
- Mazda MX-30 e-Skyactiv – 35,5 (netto 32,5) – 37,5 – 2,0 (netto 5,0) – 170
- Nissan e-NV 200 Evalia – 40.0 – 46,9 – 6,9 – 167
- Smart forfour EQ passion – 17,6 – 18,9 – 1,3 – 100
Legende: Modell – Batterie in kWh nach Hersteller – Benötigte Energie je Vollladung in kWh laut ADAC Ecotest – Ladeverlust in kWh – Reichweite in Kilometern nach ADAC Ecotest
Ladeverlust ist teure Angelegenheit
Rechnet man die Ladeverluste bei einem durchschnittlichen Preis von 31,89 Cent je Kilowattstunde auf das Jahr hoch, kommt man bei einer jährlichen Laufleistung von 10.000 Kilometern beim Tesla X100D auf 58,30 Euro jährlich. Beim VW ID.3 Pro Performance 1st Max sind es 65 Euro, beim Renault Zoe R135 Z.E. 50 52 kWh Intensität sogar 117 Euro. Rechnet man diese Beträge auf die durchschnittliche Lebensdauer der Fahrzeuge hoch, kommen niedrige bis mittlere vierstellige Beträge heraus.
Ganz lassen sich die Ladeverluste nicht vermeiden. Aber sie lassen sich eindämmen: Langsames Laden über mehrere Stunden ist besser als der Schnellladevorgang. An der Wallbox sind die Ladeverluste geringer als an der normalen Steckdose.