Elektroautos werden immer beliebter und die gesamte Elektromobilität wächst rasant. Alle namenhaften Hersteller haben mittlerweile ein eigenes Elektroauto auf dem Markt. Hersteller wie VW oder Mercedes wollen in Zukunft sogar die gesamte Produktion oder zumindest einen großen Teil auf Elektroautos umändern. Als Vorteil von einem Elektroauto werden unter anderem oft die geringen Unterhaltskosten genannt. Dadurch soll sich der aktuell immer noch höhere Kaufpreis ausgleichen. Doch stimmt das? Sind die Unterhaltskosten von einem Elektroauto wirklich geringer als bei einem Verbrenner und sogar so gering, dass sie am Ende sogar günstiger als Verbrenner werden? Diese Frage wird Ihnen in diesem Artikel beantwortet.
So kann verglichen werden, ob sich ein Elektroauto wirklich lohnt
Um überprüfen zu können, ob sich ein Elektroauto wirklich lohnt, müssen alle Kosten miteinander verglichen werden. Hierzu zählen Anschaffungskosten, Unterhaltskosten sowie Wartungs- bzw. Servicekosten. Ebenfalls in den Vergleich mit einbezogen werden müssen Kaufprämien und der Wiederverkaufswert eines Fahrzeuges. Natürlich macht es nur Sinn, Fahrzeuge einer gleichen Klasse zu vergleichen. Ein kleines Elektrofahrzeug wird wahrscheinlich in allen Bereichen deutlich günstiger sein als ein Verbrenner der Spitzenklasse. Doch heißt das noch lange nicht, dass ein Verbrenner immer teurer ist als ein Elektroauto.
Die Anschaffungskosten
Einem Elektroauto wird oftmals hinterhergesagt, dass es äußerst teuer ist und im Vergleich zu klassischen Autos ein sehr schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis besitzt. Tatsächlich sind Elektroautos in der Anschaffung immer noch oftmals sehr teuer. Doch müssen hier zwei Aspekte berücksichtigt werden. Zum einen gibt es heutzutage viele E-Autos, die sehr preiswert sind und nicht sonderlich teurer sind als ein Verbrenner. Einen deutlich größeren Unterschied macht jedoch die Umweltprämie, offiziell auch Innovationsprämie genannt. Diese Prämie wird vom Staat finanziert und unterstützt den Kauf eines E-Autos in Form einer Zuzahlung. Diese kann bis zu 9000 EUR betragen. Ein Elektroauto mit einem Listenpreis von 30.000 EUR kann dadurch bereits für 21.000 EUR erhältlich sein. Wie sich der Umweltbonus in den nächsten Jahren entwickeln wird, ist unklar. Bekannt ist jedoch bereits, dass es eine Veränderung gibt, da die Prämie durch geschicktes Kaufen und schnelles Verkaufen eines E-Autos ausgenutzt werden kann. Bis zum Jahr 2025 wird diese jedoch weiterhin unverändert angeboten.
Im Punkt der Anschaffungskosten schlägt das Elektroauto den klassischen Verbrenner also nicht. Durch eine Innovationsprämie, die bis zu 9000 EUR betragen kann, gleichen sich die beiden Preise jedoch weiter an. Fakt ist, dass je günstiger ein E-Auto ist, umso größer der Einfluss der Innovationsprämie ist. Während 9000 EUR Förderung bei einem Anschaffungspreis von 100.000 EUR nur einen geringen Unterschied ausmacht, wird der Anschaffungspreis eines günstigen E-Autos mit einem Anschaffungspreis von 20.000 EUR fast halbiert.
Die Unterhaltskosten
In der Anschaffung ist ein E-Auto also immer noch teurer als ein Verbrenner. Um auf lange Sicht günstiger zu sein, müssen die Unterhaltskosten somit erheblich geringer sein. Leider lassen sich die Unterhaltskosten nicht pauschal beziffern. Sowohl der Stromtarif, eine eventuell vorhandene PV-Anlage als auch der Fahrzeugtyp und die Fahrweise beeinflussen die Unterhaltskosten maßgeblich. Betrachtet man die durchschnittlichen Sprit- und Strompreise, ergeben sich folgende Kosten pro 100 km Reichweite. Ein durchschnittlicher Verbrenner kostet auf 100 km ca. 7,11 EUR. Die Kosten eines E-Autos auf der gleichen Strecke liegen lediglich bei 4,54 EUR. Das macht einen Kostenunterschied pro 100 km von 2,57 EUR. Doch können diese Werte leider stark schwanken bzw. abweichen. So sind bei einem Verbrenner mit höherem Verbrauch, also z. B. 7 Liter pro 100 km, auch Kosten von 10 EUR pro 100 km keine Seltenheit. Dennoch lässt sich unterm Strich sagen, dass ein E-Auto in der Regel günstiger im Unterhalt ist als ein Verbrenner.
So können sich die Unterhaltskosten verändern
Sowohl die Unterhaltskosten eines Verbrenners als auch die einer E-Autos sind stark abhängig von den Sprit- bzw. Strompreisen. Aktuell erleben wir auf der gesamten Welt einen hohen Anstieg der Preise für Sprit. Wie lange und weit die Preise in Zukunft noch steigen werden, ist unklar. Doch auch die Strompreise werden in Zukunft immer höher werden. Der durchschnittliche Strompreis liegt im privaten Haushalt aktuell bei ca. 34 Cent pro kWh. Steigt diese an, z. B. auf 38 Cent pro kWh, steigen auch die Unterhaltskosten erheblich an. Oftmals besteht jedoch die Möglichkeit, einen speziellen Stromtarif für Elektroautos zu nutzen. Dieser kann die Unterhaltskosten dann deutlich absenken.
Eine PV-Anlage nutzen
Eine PV-Anlage kann mittlerweile an die meisten Wallboxen angeschlossen werden, sodass der Solarstrom direkt zum Laden genutzt werden kann. Dies senkt die Unterhaltskosten natürlich enorm. In den ersten 10 Jahren liegt der Strompreis einer PV-Anlage bei ca.
10 Cent. Nach den ersten Jahren fällt der Strompreis noch weiter, sodass Sie Ihr E-Auto dann fast kostenlos laden könnten.
Service- und Wartungskosten
Auch die Service- und Wartungskosten sorgen während der Benutzung eines Autos für hohe Kosten. Hier hat das Elektroauto einen ganz klaren Vorteil gegenüber dem Verbrenner. Tatsächlich betragen die Service- und Wartungskosten eines VW ID.3 rund 50 % weniger als die des VW Golf 7 TDI. Grund hierfür ist, dass ein E-Auto keinen Ölwechsel benötigt, die Bremsen durch das Rekuperieren durch den Motor geschont werden und auch Verschleißteile wie eine Zündkerze im Elektroauto fehlen. Generell ist ein Elektroauto im Vergleich zu einem klassischen Verbrenner deutlich einfacher und aufgebaut und besteht aus weniger einzelnen Bauteilen. Ganz ohne Service- und Wartungskosten, so wie es Tesla z. B. ermöglicht, kommen Sie bei den meisten E-Autos jedoch nicht durch. Gerade die Batterie benötigt eine regelmäßige Wartung. Das Wartungsintervall ist bei einem E-Auto jedoch deutlich länger als bei einem Verbrenner.
Kosten für die Steuer
Alle Elektroautos, die bis Ende 2025 zugelassen wurden, sind 10 Jahre oder bis zum 31. Dezember 2030 von der Kfz-Steuer befreit. Dies gilt auch für Leasingfahrzeuge und soll als Unterstützung für die Entwicklung der Elektromobilität dienen. Die Kfz-Steuer eines Verbrenners ist abhängig von mehreren Faktoren wie z. B. dem Verbrauch. Sie kann zwischen 60 EUR und aber auch 750 EUR pro Jahr liegen. Zudem gibt es Steuervergünstigungen bei elektrischen Dienstwagen.
Kosten für die Versicherung
Grundsätzlich wird ein Elektroauto genauso versichert wie ein Verbrenner. Durch einen hohen Anschaffungspreis sollte ein Elektroauto per Vollkasko versichert sein. Wichtig ist auch, dass die Batterie und ein möglicher Schaden beim Abschleppen mitversichert sind. Das hört sich erstmal sehr teuer an. Doch werden Elektroautos durch geringe Unfallzahlen, die vermutlich durch neue Assistenzsysteme begründet sind, sehr günstig eingestuft, sodass eine Versicherung für ein Elektrofahrzeug 20 bis 34 % günstiger ist als eine eines Verbrenners.
Weitere Kosten
Damit das E-Auto zuhause sicher und schnell geladen oder z. B. der Strom einer PV-Anlage genutzt werden kann, muss eine entsprechende Wallbox gekauft und installiert werden. Der Anschaffungspreis einer durchschnittlichen Wallbox liegt bei 800 bis 1000 EUR. Viele Modelle werden jedoch mit der KfW-Förderung 440 gefördert, die bis zu 900 EUR pro Ladepunkt erstattet. Daher sind diese Kosten letztendlich sehr gering und eher zu vernachlässigen.
Ein Blick in die Zukunft
Experten gehen davon aus, dass ein Elektroauto im Jahr 2025 auch ohne eine Umweltprämie nicht mehr teurer sein wird als ein vergleichbarer Verbrenner. Grund hierfür sind vor allem die in Zukunft sinkenden Batteriepreise. Die Batterie ist Hauptgrund für den hohen Preis eines E-Autos. Eine typische Batterie eines aktuellen E-Autos kann zwischen 5000 und 10000 EUR liegen. Wenn diese Kosten sinken, werden auch die E-Autos deutlich im Preis sinken. Dafür werden Unterhaltskosten durch höhere Strompreise zukünftig steigen.
Fazit
Ob sich ein E-Auto lohnt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Die hohe Prämie bei der Anschaffung eines E-Autos macht dieses sehr attraktiv. Wenn Sie also ein gutes Angebot für ein E-Auto erhalten, bei dem Sie nur unmittelbar mehr zahlen als bei einem vergleichbaren Verbrenner, wird sich der Stromer definitiv lohnen. Die Unterhalts-, Service-,Wartungs- und Versicherungskosten sind deutlich geringer als bei einem Verbrenner. Doch besteht die Gefahr, dass durch die weiter steigenden Energiepreise die Unterhaltskosten so weit ansteigen, dass das Elektroauto den höheren Anschaffungspreis während der Nutzung nicht mehr ausgleichen kann. Sollten Sie eine eigene PV-Anlage besitzen, würden Sie von den höheren Unterhaltskosten nicht betroffen sein.