Für manche könnte der Winter und damit auch das (ausgiebige) Schneeerlebnis nie enden. Gut, zugegeben, wir gehören jetzt nicht zwangsweise dazu, aber der Winter in den Alpen hat schon seine Reize! Diesen Reizen sind wir vor Kurzem auch (wieder) erlegen. Uns zog es also „in de Berg“ – genauer gesagt „zur Spitz“ (zur Zugspitze)! Ein kurzer Erlebnisbericht von Florian Kulzer.
Erste Etappe: Kurze Vorbereitung
Von der heimischen Regensburger Haustürschwelle bis hin zum Fuße des höchsten Bergs Deutschlands (2.962 Meter) sind es genau 225 Kilometer Fahrstrecke. Zu Fuß ist das – wohl wenig überraschend – etwas weit und mit den Skiern im Gepäck auch etwas mühsam. Schnell fällt die Wahl auf unser Elektroauto (einen Audi e-tron).
Große Reise-Vorbereitungen hielten sich hierbei allerdings in Grenzen. Den obligatorischen Auto-Check, den wir vor jeder größeren Fahrt immer einplanen und vollziehen, hatten wir schon am Vorabend absolviert. Gepackt hatten wir ebenfalls schon am Vortag, sodass die Utensilien bereits abfahrbereit im ebenfalls abfahrbereiten Auto warteten.
Abfahrbereites Auto? Ja genau…, denn dank der heimischen Wallbox konnte der Audi über Nacht ganz entspannt mit 11 kW aufladen. Vollgeladen und gut gelaunt konnten wir dann auch schon starten. Einziger Wehrmutstropfen: die Reichweite lag (wohl aufgrund der kalten Nachttemperaturen im Regensburger Raum) „nur“ bei 301 Kilometern.
Zweite Etappe: On the road
Wer Regensburg, diese traumhafte Stadt am nördlichsten Punkt der Donau gelegen, wirklich kennt, der kennt nicht nur den Dom, die steinerne Brücke und die Wurstkuchl…..nein, der kennt auch ihren „hartnäckigsten Bewohner“: den Nebel. Da Regensburg in einem kleinen „Talkessel“ liegt, ist der Nebel ein ständiger Begleiter – gerade in den Wintermonaten. Gegen die Mittagszeit verzieht sich dann der Nebel meistens und die Sonne lässt sich oftmals blicken.
So lange wollen wir aber nicht warten! Rein ins Auto, rauf auf die etwas befahrene Autobahn und ab in Richtung Süden. Nach nur wenigen Kilometern begrüßt uns auch schon die Sonne. Das gepackte Auto läuft ohne Probleme. Die Reichweitenanzeige hält was sie verspricht und so gleiten wir leise dahin.
Dritte Etappe: Box Box
Die Formel-1-Fans wissen mit diesem Wort sicherlich etwas anzufangen. Der schnelle Ausruf „Box Box“ signalisiert dem Fahrer das sofortige Anfahren der Boxengasse. Reifen wechseln, Frontflügel tauschen usw. … das volle Programm eben. Keine Sorge, so schlimm ist es bei uns nicht, wir wollen ja nur mal schnell laden!
Schnell laden ist im Übrigen auch ein sehr gutes Stichwort – und das geht am Autobahnrasthof Fürholzen West an einem alpitronic Schnelllader von E.ON (in unserem Fall mit 135 kW) wirklich sehr gut. In neun Minuten laden wir unser Fahrzeug wieder. Den Cappuccino, den wir uns zur kleinen Stärkung derweil holen, ist da noch gar nicht ausgetrunken, schon konnten wir, wenn es nach dem Auto an der Ladesäule geht, wieder weiterfahren. Top – so geht schnelle und einfache Elektromobilität!
Vierte Etappe: On the road – again!
Weiter geht´s in Richtung bayerische Landeshauptstadt, die wir allerdings schon kurz darauf wieder im Rückspielgel betrachten konnten. Die schneebedeckten Berggipfel grüßten uns schon aus der Ferne und unsere Vorfreude stieg merklich an. Denn, nur zum „einfachen Skifahren“ waren wir diesmal nicht aufgebrochen – aber dazu später ein bisschen mehr!
Fünfte Etappe: Box Box, die Zweite
In Oberau, eine kleine Gemeinde vor den Toren unseres Ziel-Orts Garmisch, fahren wir dann nochmal raus. Dort laden wir an einer EnBW Schnellladestation. Praktisch, dass sich da auch ein kleines Outlet niedergelassen hat. So stöbern wir kurz durch zwei, drei Läden. Lange haben wir dafür aber nicht Zeit, denn nach gerade einmal 18 Minuten Ladezeit können wir fast komplett vollgeladen weiterfahren. Wieder ein schneller und unkomplizierter Ladevorgang!
Beim Verlassen des Rasthofs fällt unser Blick dann noch auf die Verbrenner, die gerade an der Zapfsäule tanken. Die Tankstelle ist gut besucht und alles andere als menschenleer. Im selben Moment wandert unser Blick auf die große Preistafel der Tankstelle, nur um einen Augenblick später einen für uns historischen Moment im negativen Sinne zu erleben…… Super E5….2,04 EUR…… Wahnsinn – Eine „2“ vor dem Komma….für einen Liter Kraftstoff.
Etwas kopfschüttelnd – wir glauben dieses Kopfschütteln auch bei einigen Tankenden erkannt zu haben – und gleichzeitig beruhigt, dass für uns das Tanken längst der Vergangenheit angehört, fahren wir weiter.
Sechste Etappe: Hans Rosenthal wusste es schon immer
„Das war spitze!“ – ein Ausruf Rosenthals´ aus der legendären ZDF-Show „Dalli Dalli“, welcher selbst Kultstatus erhielt…. die Älteren unter uns werden sich sicherlich noch erinnern. Nun aber sind wir angekommen und stehen am Fuße des höchsten Bergs Deutschlands. Beeindruckend – das ist (im wahrsten Sinne des Wortes) spitze!
Mit der neuen Zugspitzbahn geht es hinauf auf 2.962 Meter Höhe. Die Sonne thront über uns. Der Schnee zeigt sich von seiner besten Seite. Eine klare, frische Luft erwartet uns. Doch dafür waren wir nicht hier – also nur zum Teil. Meine Frau und ich haben uns eine Übernachtung in einem Igludorf gegönnt – mitten auf der Zugspitze. Ein „Dorf“, nur gebaut aus Eis und Schnee. Ebenso auch die einzelnen (Hotel-)Zimmer.
Wer jetzt aber höchsten Schlafkomfort auf Mahagoni-Betten mit wohltemperierten Matratzen erwartet, den muss ich enttäuschen (das wäre auch nichts für uns). Ein Eisblock als Bett und ein Kunstfell als Matratze müssen da schon reichen – okey… und natürlich ein Schlafsack! Aber das war es dann schon auch… wie in einem Iglu eben.
Nach der Übernachtung im Igludorf (bei kalten minus 13 Grad) und ein paar Schwüngen auf den Brettern, ging es für uns dann aber auch schon wieder zurück in Richtung Heimat.
Theoretisch hätten wir vor der Rückfahrt auch an der Talstation laden können. Doch das war einerseits nicht nötig, aber andererseits auch nicht möglich. Denn die maximale Standzeit (ohne Zahlung einer Strafgebühr) liegt hier bei 240 Minuten (also vier Stunden). Das ist aus meiner Sicht auch absolut in Ordnung, doch – wie bereits beschrieben – ist das für unseren Fall nicht anwendbar. So geht es einfach so zurück, das stört uns nicht!
Siebte Etappe: Rückfahrt mit leichten Bauchschmerzen
Die Rückfahrt verläuft erstmal ohne nennenswerte Probleme. Das Auto läuft leise vor sich hin. Der Verbrauch hält sich im Rahmen und auch München konnten wir ohne größeren Stau hinter uns lassen. Wie auf der Hinfahrt halten wir ebenfalls an der Raststation Fürholzen. Diesmal jedoch nicht an der Station Fürholzen West (Fahrtrichtung Süden), sondern an der direkt gegenüberliegenden Station Fürholzen Ost (Fahrtrichtung Norden). Fürholzen, da haben wir ja auf der Hinfahrt gute Erfahrungen gemacht! …Das hätten wir mal lieber sein lassen…
In Fürholzen Ost können wir nur an einem einzigen EnBW-CCS mit 50 kW laden. Das ist für uns gerade so noch ok, aber nur ein CCS an einem so stark frequentierten Rastplatz?! Das ist wirklich viel viel zu wenig…. Und genau hier, genau an solchen Orten zeigt sich deutlich, dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur noch stark vorangetrieben werden muss und selbiger noch einige Aufgaben vor sich hat…. Es muss sich etwas ändern und der schnellere Ausbau der Ladeinfrastruktur ist unumgänglich. Ich hoffe, dass das bald geschieht und das auch der Rastplatz Fürholzen Ost hierbei bedacht und berücksichtigt wird.
Achte Etappe: Dahoam is dahoam!
Auch wenn wir unseren Ausflug keinesfalls missen möchten – dahoam is dahoam! So sind wir froh, als wir wieder in die Wohnstraße und letztendlich in unsere Garage einbiegen. Unser Ausflug war wirklich ein nachhaltiges Erlebnis – nicht des Ladens wegen, sondern aufgrund der nachhaltigen „Iglu-Eindrücke“. Zuhause kommt der Audi e-tron natürlich gleich wieder an die heimische Wallbox.
Eine paar Handgriffe, die schon längst zur Routine geworden sind. So kann ich am nächsten Morgen gleich wieder vollgeladen losfahren. Einfacher und stressfreier geht es – aus meiner Sicht – wirklich nicht!
Fazit:
Sicherlich war aus E-Mobilitätssicht diese kleine Reise nicht hundertprozentig fehlerfrei – man denke etwa an die Ladesituation an der Raststation Fürholzen Ost. Aber eine neue Mobilitätsform, die eigentlich noch im Teenager-Alter steckt und sich gerade mit der Gesellschaft anfreundet, kann das auch noch nicht zu 100 Prozent sein.
Nicht, dass wir uns falsch verstehen: ich möchte die Elektromobilität und deren Schwachstellen (wie etwa der noch immer zu zögerliche Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur) sicherlich nicht in Schutz nehmen, aber im Endeffekt hat mir unser Ausflug wieder einmal etwas Wichtiges gezeigt: die Elektromobilität ist auch heute schon alltagstauglich ist! Und genau dieser Fakt lässt jedes E-Mobilitäts-Herz warm werden – sogar bei minus 13 Grad am höchsten Punkt Deutschlands!