Die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) will in Sachen Elektromobilität scheinbar Nägel mit Köpfen machen und veröffentlichte vor kurzem ein neues Förderprogramm für emissionsfreie Nutzfahrzeuge. Mit dessen Hilfe soll es in den nächsten Jahren bundesweit deutlich mehr E-LKW geben und auch die Infrastruktur der Ladestationen im Land soll erweitert werden. Mit diesen Maßnahmen will die Regierung Österreichs die Klimaziele der EU verfolgen, nach denen eine Klimaneutralität bis 2050 erreicht werden soll.
Wie viele E-LKW gibt es derzeit in Österreich?
In den vergangenen Jahren hat der Güterverkehr in Österreich stark zugenommen. 2019 wurden im Land 400 Millionen Tonnen an Gütern transportiert, das waren rund 52 Millionen mehr als noch 2015. Entsprechend sind auch die Treibhausemissionen rasant nach oben gegangen: Fast 9 Millionen Treibhausgase allein in 2019, das ist doppelt so viel, wie noch vor 10 Jahren. Kein Wunder also, dass das EU-Land zunehmend auf die Verwendung von E-LKWs setzt, um die Umwelt zu entlasten. Außerdem wird das Überschreiten von CO2 Grenzwerten von der EU mit hohen Bußgeldern geahndet, welche die Flottenbesitzer entrichten müssen.
2020 hatte Österreich noch einen relativ geringen Anteil an Elektrofahrzeugen: die Elektroautos machten weniger als 1% am Gesamtbestand aus, der Nutzfahrzeuganteil war mit 0,65 % noch geringer. Diese Zahlen sollen sich durch das Förderprogramm in den nächsten Jahren entscheidend ändern. Eine Umstellung der LKW auf emissionsfreie Antriebssysteme, wie Wasserstoff- oder Batterieantrieb und der flächendeckende Ausbau der Ladekapazitäten für E-LKW in Österreich sollen dies ermöglichen.
Worum geht es im neuen Förderprogramm?
Das neue Förderprogramm für Emissionsfreie Nutzfahrzeuge und Infrastruktur (ENIN) soll österreichische Unternehmen dabei unterstützen, ihre LKW-Flotten auf nicht-fossile Antriebssysteme umzustellen. Auch die passende Infrastruktur für die Lademöglichkeiten der E-LKW soll mit Hilfe des Programms geschaffen werden. Insgesamt sollen 275 Millionen Euro in den Ausbau der Elektromobilität im Land fließen, davon 45 Millionen bereits in diesem Jahr.
Welche Bedingungen hat die Teilnahme am Förderprogramm ENIN?
Ein E-LKW kostet in Österreich momentan ungefähr das doppelte wie einer mit fossilem Antrieb. Aktuell sind daher bis zu 80% der Investitionsmehrkosten durch die Anschaffung emissionsfreier Nutzfahrzeuge staatlich förderbar. Zunächst werden nur Nutzfahrzeuge der Klasse N1 gefördert, im weiteren Verlauf des Programms (ab 2023-2025) sollen auch die Fahrzeugklassen N2 und N3 sowie Sonderfahrzeuge berücksichtigt werden. Gefördert werden können E-LKWs mit einer Erstzulassung, die nicht älter sein darf als 12 Monate.
Aber nicht nur batteriebetriebene E-LKW können durch die staatliche Förderung berücksichtigt werden. Auch Modelle mit einem Wasserstoffantrieb oder LKW mit einer Oberleitungstechnologie können durch die staatliche Subventionierung günstig erworben werden. Die Voraussetzung ist dabei jeweils, dass alle Modelle nachweislich ohne zusätzliche Energiequellen auskommen müssen, um förderbar zu sein. Gefördert werden nur die Anschaffungskosten für E-LKW, eine Subventionierung der Betriebskosten oder -ausgaben ist nicht vorgesehen.
Bei der Förderung der Lade- und Wasserstoffbetankungsinfrastruktur werden voraussichtlich 40% der Anschaffungskosten vom Staat übernommen. Dabei muss der Bau der Ladestationen jedoch unmittelbar mit der Anschaffung von Elektrofahrzeugen verbunden sein. Gefördert werden die Planungs- und Umsetzungskosten für den Bau von Lademöglichkeiten. Alle weiteren Kostenpunkte, die beim Bau entstehen, wie Stromgewinnung, Reparatur- und Instandhaltungskosten und Abgaben oder Gebühren können nicht durch das Förderprogramm berücksichtigt werden. Ein Zusammenschluss mehrerer Firmen zu förderbaren Konsortien ist jedoch erlaubt.
Für alle notwendigen Informationen und Daten für die Förderbarkeit der jeweiligen Fahrzeuge stellt die Bundesregierung auf ihrer Homepage einen Ausschreibungsleitfaden zur Verfügung. Damit eine Förderung bewilligt werden kann, muss ein schriftlicher Antrag gestellt werden. Die Bewertung der Anträge erfolgt durch interne sowie externe ExpertInnen, die jeden Antrag mithilfe bestimmter Kriterien, wie z.B. Eignung und Relevanz überprüfen und ihre Entscheidung im Anschluss an die Evaluation mitteilen.
Welche Ziele sollen mit Hilfe von ENIN erreicht werden?
Die Europäische Kommission plant eine Klimaneutralität bis 2050. In Österreich soll dieses Ziel laut Angaben der Bundesregierung sogar bis 2040 erreicht werden. Da vor allem LKWs einen besonders hohen CO2 Ausstoß haben, sollen mit Hilfe von ENIN mehr klimafreundliche Trucks gebaut und vermarktet werden um die Treibhausgasemissionen nicht weiter anzuheben.
Konkret will Österreich bis zum 2. Quartal 2026 mindestens 2.767 Nutzfahrzeuge der Klasse N1 auf emissionsfreie Modelle umstellen. Unter günstigen Umständen kann diese Zahl sogar bis zu 3.400 betragen. Auch die Infrastruktur, die für den Betrieb der LKWs notwendig ist, soll bis dahin installiert werden.
Die beiden Methoden, mit deren Hilfe das erreicht werden soll, sind Wasserstoffantrieb oder batteriebetriebene Modelle. Aktuell sind E-LKW noch ca. doppelt so teuer, wie die „herkömmlichen“ Dieselmodelle. Außerdem ist bislang unklar, wo in Österreich größere Ladestationen für die LKWs gebaut werden könnten, so wie das z.B. in den letzten Jahren in Deutschland gemacht worden ist.
Ein alternatives Modell schlägt die Stromversorgung über eine Oberleitung vor, also ähnlich wie bei einem Zug oder einer Straßenbahn. In Deutschland wird dieses System derzeit auf 3 sog. eHighway Teststrecken erprobt. Es scheint rein rechnerisch durchaus kosteneffektiv zu sein, aber nur wenn der Ausbau der Leitungen nicht an der Grenze endet. Für die Verwirklichung des Vorhabens sind außerdem Brennzellen notwendig, da der Strom nicht komplett von den Oberleitungen erzeugt werden kann.
Doch wo soll der Strom für die beiden Technologien herkommen? Bislang macht Strom in Österreich lediglich 20 % des gesamten Energievolumens aus, auch wenn dieser bereits überwiegend aus erneuerbaren Quellen stammt. Nach derzeitigem Stand reicht die Menge an Strom in Österreich für eine komplette Elektrifizierung des Mobilitätssektors bei weitem nicht aus. Dies stellt sicherlich ein Hindernis für den Ausbau der Elektromobilität im Land dar.
Die Umstellung auf E-LKW hat jedoch auch in Österreich durch das internationale Unternehmen DB Schenker bereits begonnen. Schenker hat mehrere LKW-Flotten in ganz Europa, 4 davon sind in Österreich. Neben den E-LKW will Schenker in Zukunft auch Brennstoffzellenmodelle und schließlich auch Wagen mit Wasserstoffantrieb auf den Markt bringen.
Fazit
Die Energiewende macht auch vor Österreich nicht halt. Ob das Land die eigenen hohen Ambitionen der Klimaneutralität bis 2040 erreichen kann, ist fraglich, vor allem angesichts des aktuellen Strommangels im Land. Das Förderprogramm ENIN stellt jedoch zumindest einen guten Ansatz dar, um die Elektromobilität flächendeckend auszubauen und die LKW auf emissionsfreie Modelle umzurüsten. Wie sich die Förderung in den nächsten Jahren auswirken wird, bleibt abzuwarten.