Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen – wenn er mit dem e-Auto fährt umso mehr! So erging es auch meiner Familie und mir. Unsere diesjährige Urlaubsreise von Regensburg in das 800 Kilometer entfernte, kroatische Krk war in vielerlei Hinsicht aufregend. Was wir erlebt haben, wie sich unser E-Auto – ein Audi e-tron – geschlagen hat und wie es mit der öffentlichen Ladeinfrastruktur aussieht, das lesen Sie im nachfolgenden, elektrischen Reisebericht. PS: Und natürlich auch, ob und wie genervt meine beiden Kids und meine Frau waren…!
Auf 3 Kilometer gleich 39 Kilometer Reichweite verloren!
Dank der heimischen Wallbox (11 kW) starten wir aus der hauseigenen Garage vollkommen entspannt. Unser Audi e-tron hat über die Nacht in aller Ruhe vollladen können, sodass wir unsere Reise ohne Sorgen starten können. Und die Reichweiten-Anzeige? 320 Kilometer – das ist …!?! Naja so ganz ohne Vorbereitung geht eine Reise in der heutigen Zeit natürlich doch noch nicht so ganz. Wir haben uns einen Plan (ganz old-school auf einem Küchenzettel) gemacht, wo wir die Ladestopps planen … mit Alternativen für alle Fälle.
Doch nach lediglich drei Kilometern auf der Autobahn wird uns dann gleich ein wenig unwohl. Restreichweite – „nur“ noch 281 Kilometer. Zugegeben, ein komplett vollbepacktes Auto, inklusive Dachbox, vier Personen und unser Hund „Teddy“ – da darf man auch von der Reichweite keine Wunder erwarten. Doch da die Reichweitenverluste so schnell und stark zu spüren sind lässt sich auch eine kleine Sorgenfalte auf meiner Stirn nicht leugnen. Doch für Reichweitensorgen ist jetzt keine Zeit – schließlich ist jetzt Urlaubszeit!
„Papa, das kann doch nicht wahr sein!“
Wie wir, braucht auch unser e-tron mal eine Pause – schließlich müssen die Akkus wieder aufgeladen werden. Unseren ersten Stopp wollten wir eigentlich am Ladepark Holzkirchen absolvieren. Doch am Konjunktiv lässt sich schon erkennen, dass daraus nichts wurde.
Alle Ladesäulen – ja, alle (!); vier Ionity-Ladesäulen und zwei E.ON-Ladesäulen – waren defekt. Und dies, obwohl sie in der App als „verfügbar“ gekennzeichnet sind. Zumal wir uns in der Ferienzeit befinden. Genau diese Schwachstellen ärgern mich (obwohl ich ein überzeugter e-Mobilist bin) und zeigen, dass sich bei der öffentlichen Ladeinfrastruktur wirklich noch einiges ändern muss!
In Bernau am Chiemsee werden wir dann aber glücklich. An einem von sechs Allego-Chargern laden wir fast voll (148 kW / 51,7 kWh / 30,8 EUR) – und das in gerade einmal 23 Minuten. Diese Zeit nutzen wir gleich für einen Kaffee und eine kurze Gassi-Runde. Teddy freut´s und uns auch!
„A Bickerl brauchst allawei“
Ohne Bickerl, wie wir in Bayern sagen – also ohne Vignette – geht auf Österreichs Autobahnen nichts! Kurz vor der Grenze fahren wir deshalb raus, um selbiges zu kaufen. Die sieben Minuten nutzen wir natürlich gleich erneut, um an einer EnbW-Ladestation zu laden. Das funktioniert problemlos, jedoch leider nur mit 50 kW. Gut, das können wir verkraften, aber ein wenig mehr Leistung wäre da schon schön gewesen.
Etwas später, in Eisentratten, fahren wir ein weiteres Mal rechts ab. Auf dem belebten und folglich gut frequentierten Parkplatz begrüßen uns insgesamt sechs Ionity-Ladesäulen. Das Problem: Die Hälfte dieser Ladesäulen ist defekt und damit außer Betrieb. Bei noch drei „übrigen“ Ladestationen können wir uns den letzten freien Ladeplatz ergattern. Der Ladevorgang selbst läuft dann aber 1A. In gerade einmal 18 Minuten laden wir mit 0,79 Cent / kWh nahezu komplett voll (96%). So soll´s sein!
„Nicht schon wieder!“ – Weiter gen Süden
Wir setzen unsere Fahrt fort und die Temperaturen steigen gefühlt mit jedem Kilometer, den wir Richtung Süden fahren, an. Vorbei an grünen Hängen, schönen Bergen und kleinen Talschluchten haben wir unser Ziel immer fest im Blick. Die Stimmung im Auto ist entspannt, genauso wie die Fahrt mit dem e-tron. Wir gleiten also über die Straßen der Alpenrepublik dahin (der Verkehr hält sich einigermaßen in Grenzen) und wir erfreuen uns an der äußerst attraktiven Landschaft.
Kurz vor der slowenischen Grenze möchten wir dann eigentlich nochmal kurz laden. Doch wie schon in Deutschland war auch hier die Ladesäule defekt. Unser Batteriestand ist aber noch ausreichend, sodass wir ohne Probleme über die Grenze und bis nach Ljubljana fahren können. Dort planen wir einen Zwischenstopp mit Übernachtung.
Ljubljana – Traumstadt mit vielen Facetten
Ljubljana ist wirklich eine tolle Stadt. Die aus meiner Sicht im internationalen Vergleich etwas vernachlässigte Hauptstadt Sloweniens hat mächtig viel zu bieten (es würde schlichtweg den Rahmen sprengen hier alles zu erzählen). Wir stürzen uns am späten Nachmittag/Abend in die Innenstadt. Ein warmer Sommerabend erwartet uns und trotz der zahlreichen Menschen, die unterwegs sind, ist die Stimmung bei allen entspannt. Auf dem abendlichen Markt, auf dem sich Jung und Alt trifft, blicken wir uns gemütlich um und testen natürlich auch einige der zahlreichen kulinarischen Spezialitäten.
Von dort aus wandern wir kurzen Weges zur Burg der Stadt, die den meisten ein Begriff sein dürfte. Das E-Auto parkt derweil am Parkplatz am Straßenrand. Ungenutzt bleibt diese Zeit aber natürlich nicht. Während wir die Stadt „unsicher“ machen, lädt der e-tron mit 11 kW voll. Dafür benötigt er vier Stunden bei Kosten von 12 Cent pro Minute. Ein Preis, den ich persönlich als „in Ordnung“ bezeichnen würde.
An dieser Stelle sei noch eine persönliche Meinung angemerkt: Als wir privat komplett (mit zwei Fahrzeugen) auf Vollstromer umgestiegen sind, haben wir uns schon gefragt, was wir eigentlich während der langen Ladevorgänge machen? Heute sehen wir das komplett anders. Wir versuchen bei längeren Fahrten die Ladestopps optimal zu timen (sofern das die Strecke hergibt). Bei ca. 20- bis 30-minütigen Ladevorgängen gehen wir meistens mit unserem Hund Teddy eine Runde Gassi, vertreten uns die Füße oder holen uns einen Kaffee oder ein Eis. Für uns ist das eine regelrechte Entschleunigung, die wir mittlerweile sehr schätzen.
Hrvatska, dolazimo!
Vollgeladen geht es weiter nach Kroatien (Rijeka). Am örtlichen Porschezentrum laden wir mit knapp 150 kW an einer Alpitronic-Ladesäule. Ein wahrer Traum. In 22 Minuten – wir nutzen die Zeit für eine kurze Gassi-Runde und eine Kugel Eis – ist der Audi wieder voll und unserem Zielort Krk steht nichts mehr im Wege. Achja: Die Kosten von 31 Cent pro Minute sind zwar deutlich teurer als zuvor, doch bei dieser Ladegeschwindigkeit gibt es dagegen überhaupt nichts einzuwenden. Top – so macht das Reisen wirklich Spaß! Doch ob das beim weiteren Verlauf unserer Reise so bleiben wird?
Wie es uns in Krk ergangen ist, was wir erlebt haben, was es mit einem Taxifahrer auf sich hat und wie die Heimreise über Zagreb verlief, das verrate ich heute noch nicht! Aber im zweiten Teil des Reiseberichts werde ich alles genau schildern – versprochen. Seien Sie gespannt, ob die Stimmung so gut bleibt!?