Tesla-Fahrer bevorzugt: Gesperrte E-Ladestationen bald auch bei uns?
In China dürfen sich Teslabesitzer über freie, speziell für sie reservierte Stellplätze zum Laden ihrer Fahrzeuge freuen. Für Innovationen ist der Hersteller des hochpreisigen und modernen E-Autos ja bereits bekannt. Doch geht er mit der Sperr-App ein Stück zu weit oder bringt diese Option sogar Vorteile und neue Geschäftsfelder hervor? Die Meinungen sind geteilt, doch noch ist die „Ladehemmung“ für Nicht-Tesla-Fahrer auch noch weit entfernt. Wenn der Hersteller Ernst macht, könnte das Laden anderer E-Fahrzeuge aber auch bei uns bald mit Sperren verbunden sein.
Wird sich das System auch in Deutschland durchsetzen?
Teslas Ladesäulensperre ist keine völlig neue Erfindung. Schon in 2019 wurde das Konzept in China getestet und kam bei den meisten Einheimischen gut an. Trotz einiger Bedienungsschwierigkeiten – man musste zum Beispiel einen QR-Code über einen Drittanbieter scannen, sind keinerlei Beschwerden aus dem Land der aufgehenden Sonne laut geworden. Ob das an der Fügsamkeit des chinesischen Volkes, oder an einer wirklichen Überzeugung vom Produkt liegt, ist bis zum heutigen Tage fraglich. Fakt ist, dass die Tesla-App bereits für einen Großteil des europäischen Marktes entwickelt wurde. Bisher ist das Laden von E-Autos aber größtenteils noch problemlos möglich, da die App bisher nicht freigeschaltet wurde. Auch das neuere System, die Supercharger-Sperre, wird vorerst nur in China eingeführt.
Hierbei handelt es sich um eine Sperre für einzelne Parkflächen, an denen nur Tesla-Besitzer ihr Auto laden und parken können.
Bei vielen deutschen E-Mobilisten sorgt diese Bevorteilung einer Automarke für Kopfschütteln. Doch der Grundgedanke, der hinter der Sperr-App steht, ist an sich nicht verkehrt. Wer elektrisch fährt und in deutschen Großstädten unterwegs ist, hat sich schon öfter darüber geärgert, das Autos mit Verbrenner auf den Parkplätzen stehen, die eindeutig für E-Autos ausgewiesen sind und an denen man zum Beispiel während des Einkaufs sein Fahrzeug laden kann.
Gibt es bessere und schlechtere E-Mobilisten?
Wer einen Tesla fährt und für das Ausleben seines Umweltgedankens eine große Summe investiert hat, ist von dieser Idee natürlich begeistert. In vielen Foren schreiben Tesla-Fahrer, dass sie die App begrüßen und dass sie sich darüber freuen würden, wenn die Sperre zum Laden von „Fremdmarken“ auch in Deutschland erhältlich wäre. Doch hierbei sollte man auch bedenken, dass die Supercharger zu Stoßzeiten überfüllt sind und dass es auch unter Teslabesitzern eine nicht zu unterschätzende Rivalität gibt. Es gibt hierzulande mehr Teslas, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Wenn alle gleichzeitig laden möchten, können auch gesperrte Parkflächen keine Abhilfe schaffen – außer, die App würde auch ein Reservierungssystem vorsehen. Auf die mögliche Reservierung hoffen Tesla-Fahrer, die diese Sperre befürworten und die sich damit einen eigenen Vorteil sichern möchten.
Doch wenn die App kommt und wenn die eh schon rar gesäten Ladesäulen weiter verknappt und an den „Meistbezahlenden“ vergeben werden, könnte es unter den Fahrern von E-Autos zu deftigen Streitigkeiten kommen. Jeder, der seinen ökologischen Fußabdruck verkleinern möchte und aus diesem Grund keinen Verbrenner fährt, sollte gleichgestellt sein. Was das Zuparken von Ladesäulen durch Fahrzeuge mit Verbrenner angeht, könnte die Idee von Tesla allerdings von Vorteil sein. Hier gilt es nur abzuwägen, ob die App wirklich nur für den Tesla – oder auch für andere Autos mit Elektroantrieb zur Verfügung stehen sollte.
Geht es Tesla hauptsächlich um die Gewinnmaximierung?
Es gibt keine konkreten Informationen darüber, ob und wenn ja, wie sich Tesla den neuen Dienst vergüten lassen möchte. Doch Hand aufs Herz: Wäre Tesla in diese monetären Sphären aufgestiegen, wenn der kostenpflichtige Verkauf der Ideen nicht im Fokus stehen würde? Nach der Einführung und der Akzeptanz in China ist es nur eine Frage der Zeit, bis die App in Europa und letztendlich weltweit eingeführt wird. Welche Gebühren anfallen, wird sich erst zeigen, wenn sich das System etabliert. Doch schon jetzt weiß man, dass einige Tesla-Fahrer bereit sind, sich den Service zum Laden ohne Wartezeit einiges kosten zu lassen. Die Gebührenabbuchung könnte ähnlich laufen wie das Maut-System in Skandinavien. Man reserviert, man lädt auf und man erhält am Monatsende eine Rechnung, die unmittelbar von der dafür freigeschalteten Kreditkarte abgebucht wird.
Des einen Freud, des Anderen Leid … . Wer einen Tesla fährt, erhält – wenn auch kostenpflichtig – durch die Sperre spezielle Parkplätze mit Ladesäule einen Vorteil. Dem gegenüber stehen E-Mobilisten anderer Automarken vor einem gesperrten Parkplatz, an dem gerade niemand tankt.