Vielleicht haben Sie es ja schon selbst einmal erlebt: Während der Fahrt streikt der Motor ihres Autos oder Ihnen geht das Benzin aus, bevor Sie es zur nächsten Tankstelle geschafft haben – das Auto bleibt liegen und muss abgeschleppt werden. Der Abschleppdienst lässt jedoch häufig lange auf sich warten und ist für viele auch nicht gerade günstig. Da bietet es sich an, den eigenen Wagen selbst abschleppen zu lassen, indem dieser an einem anderen Fahrzeug befestigt wird und von diesem quasi „mitgezogen“, bis nach Hause oder zumindest zur nächsten Tankstelle oder Werkstatt.
Doch wie ist das bei E-Autos? Kann ein Fahrzeug mit Elektroantrieb ebenfalls abgeschleppt werden? Und wenn ja: wie funktioniert das genau und was sind mögliche Alternativen?
Wie funktioniert das Abschleppen von Autos?
Offiziell ist das Abschleppen von Autos nur dann erlaubt, wenn der Motor nicht mehr anspringt, so der ADAC. Außerdem hängt das richtige Abschleppverfahren vom jeweiligen Fahrzeugtyp ab. Das Abschleppen selbst erfolgt entweder mit einem Abschleppseil oder einer Abschleppstange, die auf das Gewicht des abzuschleppenden Fahrzeugs ausgelegt sein muss. Außerdem darf dieses auch nicht viel größer oder schwerer sein, als das Fahrzeug, welches als Zugmittel verwendet werden soll.
Das Abschleppen mit einer Stange sorgt für einen gleichbleibenden Mindestabstand zwischen den beiden Fahrzeugen. In jedem Fall ist das Befestigen der Abschlepphaken an beiden Fahrzeugen von entscheidender Bedeutung. Während der Fahrt müssen die Warnblinkanlagen beider Fahrzeuge angelassen werden, die Fahrt sollte nicht schneller sein als 50 km/h und zum Blinken müssen die Hände benutzt werden.
Das Abschleppen auf der Autobahn ist daher auch grundsätzlich verboten. Bleibt das Auto auf der Autobahn liegen, muss diese so schnell wie möglich verlassen werden, sonst droht ein Bußgeld.
Werden all diese Regeln und Vorsichtsmaßnahmen berücksichtigt, so kann das abgeschleppte Fahrzeug sicher und zuverlässig transportiert werden.
Aber wie ist das bei einem E-Auto? Kann es genau so abgeschleppt werden wie andere Autos? Oder müssen hierbei andere Dinge beachtet werden?
Kann ich mein E-Auto selber abschleppen?
Wenn ihr Elektroauto auf offener Straße liegen bleibt, so sollten Sie es nicht mithilfe von Abschleppseil oder -stange selbst transportieren. Das rät der Automobil Club Europa (ACE). Denn durch das Abschleppen kann es zu Schäden am Elektromotor kommen. Im Zweifelsfall können Sie auch die Betriebsanleitung Ihres Autos zu Rate ziehen.
Die meisten benzin- oder dieselbetriebenen Autos mit Schaltgetriebe können problemlos von einem anderen Fahrzeug abgeschleppt werden. Dazu wird der Motor einfach in den Leerlauf geschaltet und so sind Motor und Getriebe während der Fahrt nicht verbunden. Bei Automatikautos und auch bei den nachhaltigen E-Autos ist dies aber nicht möglich, weshalb von einem Abschleppen in Eigenregie abgeraten wird.
Auch die meisten Hybridautos lassen sich nicht risikolos abschleppen. Durch das Drehen der Räder produzieren die Elektromotoren der E-Autos auch während der Abschleppfahrt Strom. Da sie zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht einsatzbereit sind, können dadurch Schäden an der Elektronik oder Batterie des Fahrzeugs entstehen. Dies wird durch eine hohe Induktionsspannung verursacht, die sich durch das Generieren von Strom bei inaktivem Fahrzeuggetriebe bildet, daher sollte das Abschleppen in Eigenregie bei einem E-Auto unbedingt vermieden werden.
Was kann ich tun, wenn das E-Auto liegen bleibt?
Auch ein E-Auto kann während der Fahrt einmal liegen bleiben. Ob der Grund dafür ein Motorschaden ist, oder eine Batterie, die nicht rechtzeitig aufgeladen werden konnte – es stellt sich die Frage, wie das E-Auto möglichst sicher zur nächsten Werkstatt oder Ladestation transportiert werden kann. Während ein Auto mit fossilem Antrieb bei Liegenbleiben aufgrund eines leeren Tanks offiziell nicht abgeschleppt werden darf, ist das beim E-Auto unvermeidlich.
Die einzige Möglichkeit ist es derzeit, den Abschleppdienst zu rufen. Beim Transport durch diesen werden die Räder Ihres E-Autos nicht bewegt und so kann vermieden werden, dass es weitere Schäden durch das Abschleppen davon trägt. Diese Prozedur ist zwar in der Regel teurer, als das E-Auto selbst abzuschleppen, wird aber auch von vielen Autoversicherungen übernommen, die einen Abschleppservice beinhalten. Außerdem können Sie sich damit trösten, dass Elektroautos nachgewiesenermaßen wesentlich seltener liegen bleiben, als Modelle mit einem fossilen Antrieb. Das liegt daran, dass das E-Auto eine relativ neue Erfindung ist, und dementsprechend auch die Autos nicht so alt sind, wie viele Benziner oder Diesel. Zudem enthalten Elektroautos weniger verschiedene Komponenten und sind somit auch nicht so anfällig für Schäden oder Verschleißerscheinungen wie ihre Vorgänger mit den Verbrennungsmotoren.
Fazit: E-Auto selbst abschleppen ist keine gute Idee
Auch wenn es hart ist: Gehen Sie bei einer Panne mit Ihrem E-Auto auf Nummer sicher und lassen Sie es vom Abschleppdienst zur nächsten Werkstatt oder Ladestation bringen. Das Abschleppen in Eigenregie, das bei Autos mit Schaltgetriebe und Verbrennungsmotor in der Regel kein Problem ist, kann für ein E-Auto schnell gefährlich werden. Durch den unvermeidlichen Kontakt des Motors mit dem Getriebe wird auch beim Abschleppen Strom erzeugt, der durch die Bildung von Induktionsspannungen zu Schäden am Fahrzeug führen kann. Wenn Sie beim Anruf den Pannendienst darüber in Kenntnis setzen, dass Sie ein E-Auto fahren, ist das Abschleppen aber grundsätzlich kein Problem und die Kosten dafür werden auch von bestimmten Versicherungen übernommen. Andernfalls bleibt nur die Hoffnung, dass das Abschleppen nicht allzu häufig notwendig wird, da man mit einem E-Auto normalerweise seltener liegenbleibt, als mit einem Benziner oder Dieselfahrzeug.