Mit dem Ausbau der Elektromobilität in Deutschland gibt es nicht nur immer mehr Elektroautos auf den Straßen. Auch Fahrräder, Roller und Mopeds mit Elektroantrieb werden immer beliebter. Diese können bei vielen Anbieter ausgeliehen werden und ermöglichen so die Reduktion von Verkehr und CO2 Emissionen vor allem in deutschen Großstädten. Allerdings sind diese Dienste m08eist nicht wirklich rentabel für die Verleiher. Das Laden der Fahrzeuge bindet aktuell einfach zu viele Kosten und Arbeitsaufwand, um den Verleih für die Anbieter lukrativ zu machen. Einige Start-up Unternehmen versuchen daher derzeit, die Logistikkosten der Verleihdienste mit dem Ausbau einer gemeinsamen Ladeinfrastruktur für alle E-Fahrzeuge senken.
Warum ist der Verleih von E-Rollern & Co. so unrentabel?
Eigentlich eine geniale Geschäftsidee: Für kurze Ausflüge oder Shoppingtouren können elektrisierte Kleinstmobile wie Fahrräder oder Mopeds bequem ausgeliehen werden. Es stellt sich jedoch zunehmend heraus, dass die derzeitige Vorgehensweise beim Verleih der E-Fahrzeuge für die Betreiber sehr kostenaufwendig und daher unrentabel ist. Allein die Logistik rund um das Aufladen verschlingt aktuell 30 bis 40 % der Einnahmen, die durch den Verleih erwirtschaftet werden. Zum Laden werden in der Regel Mitarbeiter mit den jeweiligen Fahrzeugen losgeschickt, deren Arbeitszeit natürlich entsprechend vergütet werden muss. Außerdem findet der Transport der E-Fahrzeuge zur nächsten Ladestation in der Regel mit Hilfe von dieselbetriebenen Kastenwägen statt, was den ökologischen Nutzen der emissionsfreien Fahrzeuge natürlich wesentlich schmälert. So kann eine einzige Ladefahrt rund 10 EUR an Kosten sowie weitere Treibhausgase verursachen. Bei einigen Unternehmen wie z. B. dem E-Moped Verleihdienst Coup der Firma Bosch führte dies dazu, dass dieser Anfang 2020 an ein E-Scooter Start-up verkauft werden musste.
Welche Möglichkeit gibt es, beim Laden der E-Scooter Geld zu sparen?
Das Start-up Unternehmen „Leon Mobility“ will der Elektromobilität in Stuttgart eine neue Richtung geben und plant noch in diesem Jahr den Aufbau von ca. 30 speziellen Ladepunkten für E-Scooter, Bikes etc. Die Ladestationen sind dabei wesentlich kleiner, als man es von E-Auto Säulen kennt, und sollen hauptsächlich an Hauswänden und Straßenlaternen angebracht werden. Das neue Ladesystem trägt die Bezeichnung „XOO“ und soll den Verleihservice von emissionsfreien Kleinstmobilen wieder lukrativer machen. Aktuell gibt es laut der Beratung HPP deutschlandweit insgesamt 84 Mikromobilitätsanbieter, für die eine solche Veränderung eine enorme Kostenersparnis bedeuten könnte.
Der Gedanke hinter dem neuen System „XOO“ ist es, die Nutzer von Leihscootern mit Freiminuten dazu zu motivieren, das jeweilige Fahrzeug selbständig an einer der neuen Stationen zu laden, und somit Fahrt- und Personalkosten für die Beladung der E-Scooter, Bikes und Mopeds zu sparen. Prognosen zufolge kann der Ausbau der Ladeinfrastruktur auch für den Verleih von elektrifizierten Kleinstmobilen eine Kehrtwende bedeuten. Dabei sollte die Bereitstellung der Ladepunkten aus wirtschaftlichen Gründen anbieterübergreifend erfolgen, weshalb auch weitere Start-up Unternehmen gerade schon in den Startlöchern für einen Ausbau der Ladesäulen und deren Vermarktung stehen.
Wie erfolgsversprechend sind die neuen Konzepte für das Laden der E-Scooter?
Immer mehr Städte sehen sich mit dem Problem konfrontiert, dass E-Scooter die verfügbaren Parkflächen belegen. Daher beginnen vor allem Metropolen damit, jeweils eigene Parkflächen für die Kleinstmobile auszuweisen. Aufgrund der geringen Größe der Ladestationen für E-Roller & Co. könnten diese ebenfalls im Zuge der Parkflächenbebauungen installiert werden. Damit erhalten die Konzepte der Start-ups zum Laden der E-Fahrzeuge von Seiten der Städte aktuell Rückenwind.
Außerdem haben die Ladepunkte auch noch weitere Vorteile, die deren Ausbau entscheidend beeinflussen könnten: Für die Errichtung der Ladepunkte von „Leon Mobility“ sind bspw. keine Bodenarbeiten notwendig, somit ist der Aufbau deutlich unkomplizierter und auch günstiger als der von vergleichbaren Ladesäulen für E-Autos. Außerdem plant das Unternehmen auch den Aufbau von Ladepunkten bei diversen Einzelhändlern. Dadurch haben potenzielle Kunden mehr Anreize, diese aufzusuchen und „Leon Mobility“ übernimmt darüber hinaus auch die Strom- und Betriebskosten der Ladevorrichtungen, so dass dies für die Händler eine sehr profitable Einnahmequelle bedeuten könnte.
Auch Investoren glauben an dieses Modell und so werden Start-ups, die sich für den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Kleinstmobile einsetzen, zum Teil bereits entsprechend gefördert. Ein etwas anderes Konzept will das Start-up Unternehmen Swobbee in nächster Zeit auf den Markt bringen. Dabei sollen leere Akkus von E-Rollern & Co. einfach gegen neue getauscht werden. Auf diese Weise kann die Zeit, die für das Laden der Fahrzeuge verwendet wird, eingespart werden.
Viele E-Scooter verfügen bereits über auswechselbare Akkus, so dass sich auch dieses Geschäftsmodell in Zukunft vermutlich gut etablieren lassen wird. Bereits 50 derartige Wechselstationen gibt es bereits, weitere sollen in Kürze folgen. Die Herausforderung, die Swobbee und ähnliche Unternehmen derzeit bewältigen müssen, sind die unterschiedlichen Akkus der einzelnen Fahrzeuge, die bei einer Wechselstation jeweils vorrätig sein müssen. Aktuell gibt es bei Swobbee bereits ein modulares System mit Einschubfächern für bis zu 7 verschiedene Akkutypen. Es bleibt abzuwarten, wie diese Schwierigkeiten für andere Fahrzeuge in der Zukunft gelöst werden können.
Fazit
Die Schwierigkeiten beim Verleih von kleineren E-Fahrzeugen wurden sowohl von den Betreibern als auch von diversen Start-up Unternehmen erkannt. Aktuell existieren 2 verschiedene Konzepte, mit denen der Verleih der E-Scooter wieder lukrativer werden soll.
Sowohl das Laden an speziellen Stationen im öffentlichen Raum oder bei Einzelhändlern als auch das Angebot des Akkutauschs bei Kleinstfahrzeugen durch entsprechende Anbieter an eigens dafür errichteten Stationen haben ihre Berechtigung. Beide tragen zu einem wirksamen Ausbau der E-Mobilität nicht nur bei Autos sondern auch bei anderen Fahrzeugen, wie E-Bikes, Roller oder Mopeds bei. Diese ermöglichen vor allem in Stadtgebieten eine unkomplizierte Mobilität „On-Demand“ und auf lange Sicht werden dadurch deutlich weniger Ressourcen verbraucht bei gleichbleibender Flexibilität und Mobilität der Nutzer.
Beide Konzepte werben mit geringen Entwicklungskosten für ihre Systeme, die es ermöglichen sollen, die Preise für das Verleihen von E-Scootern & Co. deutlich zu senken. So soll dieser Service künftig nicht nur für Touristen, sondern auch bspw. für Pendler eine finanziell erschwingliche Alternative zum eigenen PKW werden. Welches der beiden Konzepte sich in Zukunft durchsetzen wird, ist derzeit schwer zu sagen. Für einen flächendeckenden Ausbau ist in jedem Fall ein solider Kundenstamm notwendig, damit die Investition sich auf lange Sicht lohnt.