Die Zustimmung für die Elektromobilität nimmt immer mehr zu. Aktuell sprechen sich doppelt so viele Menschen dafür aus, sich als nächstes Fahrzeug ein E-Auto zu kaufen, als dies bei Verbrennern der Fall ist. Ein Faktor dafür: Die aktuell explodierenden Benzin- und Dieselpreise an den Tankstellen.
Zu diesen und weiteren Ergebnissen kommt die Global Automotiv Consumer Study 2022. Abgefragt wurden hierbei die Meinungen zur E-Mobilität, zu den Mobility Services sowie zu den Präferenzen beim nächsten Autokauf.
Zahl der E-Autokäufer könnte sich bald verdoppeln
Stromer, auch Elektrofahrzeuge genannt, gehen laut der Deloitte Global Automotiv Consumer Study 2022 in Deutschland in ihrer Beliebtheit rasant nach oben. Die Zahl der Menschen, die sich als nächstes Fahrzeug ein rein elektrisch betriebenes kaufen wollen, stieg signifikant an – speziell im Vergleich zum vergangenen Jahr.
Auch wenn Hybridfahrzeuge in Sachen Umweltbewusstsein leichte Augenauswischerei darstellen (Stichwort Abhängigkeit vom Verbrennungsmotor), zählen diese laut der Befragten zu den elektrischen Fahrzeugen. 2021 konnten sich noch 26 % davon einen Wechsel vom Verbrenner zum Hybrid-Fahrzeug vorstellen. 2022 stiegt der Anteil auf 40 %.
Betrachtet man diese Entwicklung bei den reinen E-Autos, kommt die Studie zu folgendem Ergebnis. Im Jahr 2021 konnten sich 6 % der Befragten vorstellen, als nächstes Fahrzeug ein E-Auto zu kaufen. 2022 hat sich diese Zahl mehr als verdoppelt. Heuer würden sich 15 % für ein E-Auto entscheiden. Vergleicht man hier nun Deutschland mit den Angaben in Ländern wie Indien, Südostasien, Japan, Südkorea, China oder den USA, rangiert die Bundesrepublik im vorderen Feld.
Man erkennt aber auch, dass die Entscheidung bei rund der Hälfte der Befragten vom hohen Preis für Sprit abhängig ist. So würden laut der Studie rund 41 % ihre Entscheidung pro Elektrofahrzeug wieder überdenken, wenn der Ladepreis ähnlich gelagert wäre wie der Preis für Benzin oder Diesel.
Zu den Aussagen über die Sprit- und Ladepreise äußert sich Dr. Harald Proff. Er ist der Leiter Automobilindustrie bei Deloitte Deutschland:
„Niedrigere Treibstoffkosten sind eines der zentralen Argumente für den Kauf eines Elektroautos und wurden bei unserer Befragung als zweitwichtigster Faktor genannt. Insbesondere im vergangenen Jahr ist der Benzinpreis stark gestiegen und es ist absehbar, dass sich diese Entwicklung noch beschleunigen wird. Das wird der Elektromobilität weiter Aufwind geben.“
Ein weiterer Grund für den Umstieg von Verbrenner auf E-Auto ist die Sorge um das Klima. Rund 61 % der Befragten gaben an, sie würden sich aufgrund der Klimakrise als kommendes Fahrzeug ein E-Auto kaufen.
Ein wichtiger Entscheidungsfaktor pro E-Auto sind laut der Studie auch die staatlichen Förderungen. Diese spielen bei 46 % der Studienteilnehmenden eine tragende Rolle, wenn es um das Pro und Contra von E-Autokäufen geht.
Hohe Bereitschaft, für alternative Antriebe mehr zu bezahlen
Die Studie aus dem Jahr 2022 zeigt klar, dass die Befragten in der BRD für alternative Antriebe mehr Geld auf den Tisch legen würden als für die herkömmlichen Verbrennungsmotoren.
44 % gaben an, dass sie allgemein mehr dafür zahlen würden. 31 % würden zwischen 400 und 2.000 Euro mehr für einen alternativen Antrieb bezahlen. Bei 13 % sitzt der Geldbeutel besonders locker. Diese würden sogar mehr als 2.000 Euro mehr für einen Stromer bezahlen, als für einen vergleichbaren Verbrenner.
Eines hat die Studie auch gezeigt: Um eine hohe Akzeptanz dafür zu generieren, muss die Reichweite der E-Autos jener von Verbrennern immer näherkommen. Als Richtwert gaben die Menschen in der Befragung an, dass sie mit einer einzigen Ladung unterbrechungsfrei (also ohne weiteren Ladevorgang) die Strecke von München nach Düsseldorf fahren wollen. Dies entspricht einer Distanz von 616 km.
Sorgen bei E-Mobilität – fehlende Reichweite und Infrastruktur
Die Studienteilnehmenden haben sich auch zu ihren Ängsten rund um die E-Mobilität geäußert. Rund 25 % gaben an, dass sie die oben bereits erwähnte (fehlende) Reichweit von einem Kauf abhalten würde. Für 75 % ist das kein Grund zur Sorge.
14 % der Menschen sorgen sich darüber, beim Fahren auf eine zu wenige ausgebaute Ladeinfrastruktur zu treffen. 86 % sind, was das betrifft, sorgenfrei.
Lediglich 12 % machten sich darüber Sorgen, dass die Anschaffungskosten bei einem E-Auto zu hoch sein könnten. Für 88 % sind die Kosten für ein E-Auto gerechtfertigt.
Für fast drei Viertel der Befragten ist klar, dass sie ihr E-Auto überwiegend an einer Wallbox daheim aufladen werden können. 17 % gehen primär von einer öffentlichen und 12 % von einer Ladestation bei der Arbeit aus.
Auch hierzu äußert sich Dr. Harald Proff:
„Reichweite, Ladeinfrastruktur und geringere Anschaffungskosten sind unabdingbare Voraussetzungen, um die Elektromobilität massentauglich zu machen. Wenn diese nicht gegeben sind, wird sie trotz der aktuell steigenden Verkaufszahlen in weiten Teilen der Gesellschaft nicht ankommen. Im Hinblick auf das Ziel der EU, ab 2035 keine neuen fossil betriebenen Fahrzeuge mehr zuzulassen, ist es wichtig, dass sowohl die Unternehmen als auch der Staat die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen.“
Auch mit E-Autos viel Individualverkehr
Eine Abkehr vom Individualverkehr lässt sich aus den Ergebnissen der Studie nicht ableiten. Der Trend geht klar zum eigenen Fahrzeug. Für zwei Drittel (66 %) der Befragten ist das Auto ein essentieller Bestandteil der Fortbewegung. Die Hälfte davon nutzt das Auto jeden Tag, die andere mehrmals pro Woche.
67 % der Studienteilnehmenden sagten, auch in Zukunft nicht auf ein eigenes Auto verzichten zu wollen. Nur in den Vereinigten Staaten lag die Zahl der Liebhaber des Individualverkehrs höher als in Deutschland. Neben den 67 % bevorzugen hierzulande 15 % den ÖPNV und 9 % das Fahrrad. Sogenannte Sharing-Modelle konnten sich bei weniger als 5 % der Menschen bislang durchsetzen.
Daten teilen – nur wenn es Vorteile bringt
Die befragten Deutschen haben scherzhaft gemeint, allgemein Probleme mit dem Teilen zu haben. Das Teilen persönlicher Daten mit einem Hersteller oder anderen dritten Personen wäre für 55 % nur dann akzeptabel, wenn sie somit im Gegenzug ebenfalls Daten über Staus oder alternative Routen bekämen.
Im Bereich der Wartung sagten 54 % der Studienteilnehmenden, dass sie die Daten weitergeben würden. Wenig überraschend sagten 53 % der Menschen, Datenaustausch für eine Softwareaktualisierung über WLAN sowie Mobilfunk sei für sie OK. Blickt man bei dieser Frage nach Asien, gaben die Menschen in China, Indien sowie Südostasien zu 70 % an, damit kein Problem zu haben.