Mobile Ladelösungen versprechen, E-Autos auch dort aufladen zu können, wo keine eigens installierte Ladeinfrastruktur existiert. Der Ausbau öffentlicher Ladeinfrastruktur steht jedoch nicht still – ganz im Gegenteil. Wir haben uns die Frage gestellt: Lohnt sich eine mobile Ladelösung noch und bei welchen Anwendungsfällen sind die „portablen Notladeziegel“ noch immer unverzichtbare Fallback-Lösungen?
Mobile Ladestationen, umgangssprachlich aufgrund der Form vieler Modelle gerne auch mal „Ladeziegel“ genannt, sind spezielle Ladelösungen, welche für den mobilen Einsatz gedacht sind und möglichst viele Netzanschlussmöglichkeiten zum Aufladen unterstützen.
Im klassischen Sinne werden mobile Ladelösungen an einer Schuko-Steckdose betrieben: Schutzkontakt-Dosen findet man in jedem Haushalt und jeder Garage. Damit sind sie perfekt dafür geeignet, ein E-Auto an so gut wie jedem beliebigen Ort aufladen zu können. Das funktioniert auch tadellos, bringt jedoch einen entscheidenden Nachteil mit sich:
Die Ladeleistung wird stets vom (Leistungs)schwächsten Glied in der gesamten Kette bestimmt. In diesem Beispiel ist es die 230 V Schuko-Steckdose. An einer Schuko-Steckdose lässt sich in der Regel mit einer maximalen Ladeleistung von 2,3 kW Strom beziehen. Ein Mittelklasse E-Auto mit einem etwa 50 kWh fassenden leeren Akkupaket müsste bei dieser Ladeleistung (50 / 2,3) fast 22 Stunden ununterbrochen Laden, um wieder vollständig aufgefüllt zu sein. Sie sehen: Darum nennt man diese Geräte auch gerne „NOTladeziegel“ – für den Notfall ist die Ladeleistung absolut brauchbar, für den Alltag jedoch eher weniger praxistauglich.
Keine Ladelösung von Dauer!?
Einen Aspekt wollen wir hier nicht unerwähnt lassen: Schuko-Steckdosen sind nämlich ihrem technisch Standard entsprechend NICHT für eine dauerhafte Belastung der oben genannten Ströme ausgelegt. Zwar sind die Geräte mit intelligenten Überwachungssystemen (wie Temperaturfühlern im Stecker und smarter Mikroelektronik) ausgestattet, dennoch kann eine solche (stundenlange & regelmäßige) Ladeleistung vor allem in die Jahre gekommen Elektroinstallationen im Haus sehr stark beanspruchen.
Im günstigsten Fall erwärmen sich die stromführenden Leitungen nur leicht (und führen dabei durch die Abgabe von Wärme zu Leistungsverlusten), eine auslösende Sicherung oder gar ein Schwelbrand kann bei unterdimensionierten und sich deshalb zu stark erwärmenden Leitungen jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen werden.
Mobile Ladelösungen mit Schuko-Anschluss sind daher definitiv für den Notfall gedacht, um an Strom für eine Weiterfahrt zu kommen – und nicht, um das Fahrzeug damit regelmäßig „aufzutanken“.
Dann ist eine Schuko-Ladelösung also das „Abschleppseil für E-Autos“?
Schuko-Ladegeräte können eine gute Option sein, um an fast jedem beliebigen Ort an Strom zu kommen. Generell verkraften Schuko-Dosen die abgerufene Ladeleistungen auch ohne Probleme –problematisch ist eher die Länge der Ladedauer, die sogenannte Dauerbelastung des häuslichen Stromnetzes, und/oder wiederkehrende Belastungen dieser Art.
Schuko-Steckdosen sind DER Standard bei Geräten für den Heimgebrauch und deshalb unfassbar weit verbreitet. Sie sind jedoch keinesfalls die einzige im Hausgebrauch vorkommende Steckverbindung…
CEE-Steckverbindung – Schuko, in besser
Nicht ganz so weit verbreitet, aber dennoch häufig zu finden sind CEE-Steckverbindungen. Diese zur Norm IEC 60309 gehörenden Steckverbindungen sind für höhere Ströme und speziell für die Dauerbelastung hierdurch ausgelegt.
Diese Eigenschaften machen die CEE-Stecker perfekt dafür, E-Autos daran aufzuladen. Durch die drei anliegenden Phasen können (im Hausanschluss) 16 oder sogar 32 A bereitgestellt werden. Hieraus ergibt sich eine Ladeleistung von 11 bis 22 kW – ein Vielfaches der Ladeleistung an einer Schuko-Steckdose mit in der Regel 2,3 kW.
Maßgeblich ist jedoch, dass diese Steckverbindung und die dahinterliegende Verkabelung explizit darauf ausgelegt ist, diese hohen Ströme auch dauerhaft zu führen. Damit ist das (regelmäßige) Laden eines absolut unproblematisch.
Mehr noch: Es ist sogar empfehlenswert, sollte ein solcher Anschluss bereits vorhanden sein. Garagen werden bauseitig oftmals mit CEE-Steckdosen vorausgerüstet.
Natürlich kann diese Steckverbindung auch für mobile Ladelösungen genutzt werden. Viele Hersteller bieten Ladestationen an, welche gezielt für den CEE-Standard konzipiert sind.
Der Endanwender profitiert gleich mehrfach von Ladelösungen, welche über CEE-Dosen betrieben werden:
- CEE-Steckdosen sind in vielen Garagen bereits vorgerüstet.
Eine kostspielige Leitungsverlegung durch den Elektriker entfällt. - CEE-Steckverbindung sind ausgelegt für die „industrielle Anwendung“ – sie kommen mit den dauerhaft hohen Strömen beim Ladevorgang eines E-Fahrzeugs ohne Probleme zurecht.
- Ladestationen mit CEE-Anschluss bleiben mobil!
Der CEE-Stecker garantiert einen dauerhaften und sicheren Betrieb der Ladelösung als Wallbox – für Reisen lässt sich das System dennoch ganz einfach abstecken und mitnehmen, um so unterwegs an einem anderen CEE-Anschluss verwendet werden zu können.
Für welchen Anwendungsfall benötige ich als E-Auto-Fahrer also eine mobile Ladelösung?
Mobile Ladelösungen sind noch immer eine wichtige Ergänzung für die Bereitstellung einer möglichst lückenlosen Ladeinfrastruktur. Selbst wenn der Ausbau der öffentlichen Lademöglichkeiten in großen Schritten voranschreitet, gibt es noch immer Lokalitäten, an welchen auf den mobilen Ersatz für eine klassische Wallbox gesetzt werden muss.
Wo möglich, sollte der Anschluss einer mobilen Ladestation an das Stromnetz mittels einer CEE-Steckverbindung immer einem Schuko-Stecker vorgezogen werden. Neben einer deutlichen Leistungssteigerung bei der Ladegeschwindigkeit, erhöht dies auch die Sicherheit durch den auf industrielle Zwecke ausgelegten und höher definierten Standard.
Mobile Ladelösungen spielen ihre Stärken immer dann aus, wenn Sie häufiger Regionen bereisen, in denen der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur noch lückenhaft oder für Ihre Route unvorteilhaft ist. Das sind oftmals abgelegene Orte mit einfachem Stromzugang.
Besonders vorteilhaft können mobile Ladestation mit wechselbaren Steckverbindungen sein. So lässt sich, wo möglich, an einer leistungsstarken und für die Last ausgelegten CEE-Steckdose aufladen. Steht keine CEE-Verbindung zur Verfügung, lässt sich (den passenden Adapter des Herstellers einer mobilen Ladelösung vorausgesetzt) auf eine Schuko-Verbindung wechseln, um so dennoch Strom für den nächsten Teilabschnitt der Fahrtroute in den Akku des Fahrzeugs laden zu können.