Bereits am Vorabend der geplanten Fahrt nach Dresden blicke ich doch etwas sorgenvoll aus dem Fenster und auf den Wetterbericht. Schnee, soweit das Auge reicht und kein Ende in Sicht. Kurz darauf tritt dann auch das ein, was ich befürchtet hatte: Mein Zug, der mich am nächsten Tag nach Dresden bringen sollte, wurde (wie alle Fernzüge nach Dresden) gestrichen…… Nun gut, ein „Plan B“ muss her. Das Auto an einem anderen Tag abholen? Ungern. Zu zweit mit dem Auto nach Dresden fahren? Zur Not. Aber vielleicht sind die Regionalzüge, die noch nicht gecancelt wurden, eine Option? Einen Versuch ist es wert!
Der nächste Tag. 06:01 Uhr am Regensburger Bahnhof. Neun Grad unter null. Es ist kalt. Sehr kalt. Der erste Zug ist aber schonmal abfahrbereit. Doch ich befürchte, dass eine lange Zug-Odyssee auf mich warten könnte: Vier Regionalzüge, drei Umstiege und die Bahnhöfe wie leergefegt. Und immer der quälende Gedanke: Hoffentlich strande ich nicht irgendwo im Nirgendwo zwischen Regensburg und Dresden an einem verlassenen Bahnhof. Doch zu meiner Überraschung komme ich pünktlich nach fünf Stunden am Hauptbahnhof in Dresden an.
Dort werde ich schon erwartet. Ein Mitarbeiter der „Gläsernen Manufaktur“ von Volkswagen holt mich ab und bringt mich zu selbigem futuristisch-modernen Prachtbau – natürlich ganz aus Glas. Der Ort, an dem ich endlich meinen ID.3 abholen kann. Der Rundgang durch das Werk konnte aufgrund der COVID-19 Situation leider nicht stattfinden. Das wäre bestimmt interessant gewesen. Ein beeindruckender Marketing-Film empfing mich dennoch, ehe vor einer rund 50 Meter langen, geschwungenen Projektorwand mein neues Auto auf mich wartet.
Es ist 13:30 Uhr. Ich bin abfahrbereit. Es liegen rund 380 Kilometer vor mir. Schnee über Schnee auf den Straßen und zunächst schlechte Straßenverhältnisse sowie kilometerlange Staus – und ich bei minus neun Grad mittendrin. Als es endlich vorangeht, kann ich den ID.3 so richtig toll genießen. Das Auto ist noch besser, als ich es erhofft hatte: Fahrspaß pur mit dem nigelnagelneuen ID.3! Ich bleibe optimistisch. Nach rund 200 Kilometer mache ich mich bereit für den ersten Lade-Stopp. Die Anzeige steht auf 100 Kilometer Restreichweite. Davon bin ich – aufgrund der durchaus für Deutschland extremen Temperaturen – positiv überrascht!
Ich fahre weiter nach Hof – es sind noch ca. 170 km bis nach Hause. Dort versuche ich es an fünf Ladesäulen, geortet über verschiedene Apps, doch alle fünf lassen mich im Stich: Zwei der fünf Ladesäulen sind komplett eingeschneit und die Parkplätze davor von einer Schneeschicht bedeckt, die mir bis zu den Knien reicht. Ergo komme ich nicht einmal ansatzweise auf Ladekabellänge an eine Ladesäule heran (das Ladekabel an der Ladestation ist gerade einmal zwei bis drei Meter lang). Die restlichen drei Ladestationen – davor zu parken wäre kein Problem – verweigern mir gleich von vornherein (trotz Freischaltung via App) den Zugang. Als Grund hierfür wird angezeigt: Die Freigabe kann nur mittels einer lokalen Ladekarte erfolgen. Meine Laune sinkt. Ich fahre weiter.
Der sechste Ladepunkt, den ich um 18:00 Uhr erreiche, ist mir dann endlich gütig. Jedoch nur auf den ersten Blick. Laut App handelt es sich bei der Ladestation zwar nicht um einen Supercharger, verspricht jedoch meinen ID.3 immerhin mit 11 kW zu laden. Beim Blick auf die Anzeige merke ich dann leider: Irgendetwas stimmt hier nicht. Laut Anzeige wird mein Fahrzeug statt mit 11 kW nur mit 6-8 kW geladen. Mein ID.3 zeigt an, dass er mit dieser Ladegeschwindigkeit erst mitten in der Nacht um 04:32 Uhr vollgeladen ist. Jetzt acht Stunden bei mittlerweile minus zwölf Grad warten… und das bei dieser Kälte. Keine wirkliche Lösung für mich. Deshalb lade ich das Auto soweit, bis die Restreichweite es zulässt, dass ich sicher den nächsten Supercharger erreiche – hoffentlich!
Mit 16 Kilometern Restreichweite komme ich dann endlich an der Raststelle mit dem Supercharger an. Gott sei Dank: diese Ladesäule funktioniert und auch der Zugang ist kein Problem. Während mein Fahrzeug in lediglich 45 Minuten volllädt, gönne ich mir einen Kaffee und wärme mich auf.
Ich starte den letzten Streckenabschnitt. Mein neues Elektroauto lässt sich trotz des widrigen Wetters hervorragend fahren. Handling, Bewegung und Bedienbarkeit sind wirklich top. Die Beschleunigung ist herausragend! Immer wieder bestätigt sich auf dieser Fahrt, dass es richtig war, den schicken E-Flitzer aus Wolfsburg zu kaufen.
Pünktlich um 20:58 Uhr – zwei Minuten vor der in Bayern geltenden Ausgangssperre – komme ich daheim an. Ich parke das Auto in der Garage, schalte den Motor aus und atme einmal tief durch. Ja, die öffentliche Ladeinfrastruktur in Deutschland ist noch nicht ganz da angekommen, wo sie sein sollte. Aber der ID.3 zeigt, über welche Power und Zukunftskraft die Elektromobilität schon jetzt verfügt.
Am nächsten Morgen ist die Stimmung bestens: mein ID.3 steht dank der Wallbox vollgeladen in meiner Garage und ich kann problemlos in den Tag starten! Auch wenn es am Vortag vielleicht nicht immer so schien: WOW, trotz des Abenteuers – bei außergewöhnlichen Tempertaturen – bin ich mehr als begeistert von der Elektromobilität im Allgemeinen und von meinem neuen E-Flitzer im Speziellen!