Seit Jahren bereits steigt die Zahl der zugelassenen Elektroautos kontinuierlich an, immer mehr Ladesäulen werden installiert und deren Ladegeschwindigkeit steigt, und die Reichweite der Batterien wurde ebenfalls stetig verbessert. Kein Wunder also, dass die E-Mobilität als Königsweg für die künftige Fortbewegung gehandelt wird und bei Automobilherstellern und Privatpersonen hoch im Kurs steht. Der Trend zum elektrisch betriebenen Fahrzeug wird sich auch auf absehbare Zeit fortsetzen.
Elektromobilität findet besonders in Städten anklang
Wenn man einen genaueren Blick auf die Zahlen wirft, stellen sich allerdings Unterschiede in diesem Trend heraus: Der Aufschwung der Elektromobilität findet immer noch überwiegend im urbanen Bereich statt, was auch nicht verwundert. Schließlich herrscht in unseren Großstädten nicht nur buchstäblich dicke Luft. Viele Autos auf engem Raum stoßen Abgase aus, die sich zwischen engen Straßenschluchten mit wenig Luftaustausch halten und für eine erhöhte Schadstoffbelastung sorgen. Auch der Verkehrslärm ist ein nicht zu vernachlässigender Faktor, der im städtischen Bereich wesentlich stärker ausgeprägt ist als im Umland, sowohl vom Lärmpegel selbst wie auch der zeitlichen Verteilung über den ganzen Tag hinweg.
Es gibt also gute Gründe, warum sich Menschen, die in urbanen Siedlungen leben, in der Vergangenheit ein Elektroauto zugelegt haben oder dies in naher Zukunft beabsichtigen.
Für diese Kaufentscheidung ist selbstredend die vorhandene Infrastruktur fürs Laden ein ausschlaggebender Faktor. Im städtischen Raum gibt es eine hohe Dichte an Ladesäulen, „Reichweitenangst“ ist hier kein Thema, zumindest für alltägliche Fahrten. Laut Ergebnisbericht zur Mobilität in Deutschland des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur legen Menschen in der Stadt zudem kürzere Strecken zurück.
Sind es im dörflichen Raum 52 Kilometer am Tag, legt in Metropolen wie Berlin oder Köln jede Person im Schnitt nur 43 Kilometer zurück.
Dies liegt vorwiegend an der höheren Versorgungsdichte und kürzeren Distanzen zum Arbeitsplatz. Für Leute im urbanen Umfeld rentiert sich daher bereits ein kleineres – und somit günstigeres – Elektroauto mit geringerer Reichweite.
Der ländliche Raum bleibt abgehängt
Wie aber sieht es mit der Elektromobilität auf dem Land aus? Welche Chancen und Potentiale bestehen hier, um die Nutzung von E-Autos auf absehbare Zeit attraktiver zu machen und sind solche Fahrzeuge in dieser Region alltagstauglich?
Fakt ist zumindest, dass die Zahl der prozentual zugelassenen Elektrofahrzeuge auf dem Land niedriger ausfällt als in Städten. Plakativ ausgedrückt ist der Anteil batteriebetriebener Automotive am gesamten Fahrzeugverkehr in ländlichen Gebieten also deutlich geringer als im urbanen und suburbanen Bereich. Um der Frage nachzugehen, inwiefern die Elektromobilität auch auf dem Land Chancen hat, ist es daher ratsam, zunächst einen Blick auf die Ursachen der Verhaltenheit gegenüber dem Elektroauto zu werfen – und diese Skepsis beruht nicht nur auf einer rein subjektiven Ablehnung der ländlichen Bevölkerung.
Dennoch ist dies ein Grund, der hier aufgeführt werden muss. Traditionell sind die Menschen auf dem Land eher konservativ geprägt und neuen Technologien nicht so offen. Das Klischee der abgehängten Landbevölkerung ist zwar überholt, Untersuchungen von Sozialwissenschaftlern bestätigen aber, dass sich technologische Erneuerungen vorwiegend in städtischen Arealen etablieren, bevor sie sich ins Umland ausbreiten. Was das Elektroauto betrifft, ist hier bereits ein wichtiger Schritt getan: Das batteriebetriebene Vehikel konnte bereits zahlreiche Käufer in den Städten überzeugen und zeigen, dass es technologisch ausgereift ist.
Fehlende Infrastruktur ist das Hauptproblem
Der Mangel an Elektrofahrzeugen im peripheren Raum ist vorwiegend der Infrastruktur fürs Laden und dem Mobilitätsverhalten der Anwohner geschuldet. Denn die Dichte an Ladesäulen ist auf dem Land nach wie vor schlecht, wenngleich die Gesamtzahl der Ladesäulen in der Bundesrepublik kontinuierlich steigt. Der Unterschied ist teils dramatisch. So gibt es in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und im Landkreis München weit über 1000 Ladepunkte für E-Autos, während in vielen ländlichen Landkreisen – insbesondere in den Neuen Bundesländern und in Rheinland-Pfalz – weniger als 50 Stationen existieren, und nur ein Bruchteil davon verfügt über eine Schnellladefunktion. Diese Zahlen gehen zurück auf eine Erhebung des Thünen-Instituts aus dem Jahr 2019. So befinden sich beispielsweise in Sachsen 40 Prozent aller Ladestationen in den drei größten Städten Leipzig, Dresden und Chemnitz. Diese Ungleichverteilung spiegelt sich im Anfahrtsweg wider: In Magdeburg dauert es im Schnitt nur 5 Minuten bis zum nächstgelegenen Stromgeber. Im ländlich geprägten Kreis Jerichower Land sind es 16,5 Minuten.
Das öffentliche Ladenetz auf dem Land ist gegenwärtig eher ein Grund gegen den Kauf eines Elektroautos. Allerdings ist bereits eine Art Aufbruchstimmung zu spüren. Dank staatlicher Forderung und Eigeninitiative von Anbietern nimmt auch in provinziellen Gebieten die Dichte an Ladepunkten zu, jedoch wird es noch dauern, bis sich die Lücken merkbar verkleinern.
Private Ladestationen sind das Mittel der Wahl
Daher hat sich eine andere Lösung durchgesetzt. Die eigene Ladestation in der heimischen Garage – eine Wallbox. Auf den Dörfern leben die Menschen mehrheitlich im Eigenheim. Daher bietet es sich an, das E-Auto über Nacht am hauseigenen Stromnetz aufzuladen. Wallboxen werden bereits gefördert und immer erschwinglicher. Zwar dauert das Laden länger als an öffentlichen Stationen, doch in Verbindung mit immer reichweitenstärkeren Fahrzeugen wird der Umstieg auf die Elektromobilität alltagstauglich.