Der Ausbau der Elektromobilität in Deutschland geht voran. Laut Mitteilung der Bundesnetzagentur vom 22.12.2021 wurde zum 1. Dezember 2021 die Marke von 50.000 öffentlich zugänglichen Ladepunkten für Elektrofahrzeuge geknackt.
Konkret waren zum benannten Stichtag 50.901 Ladesäulen vorhanden. Das sind 11.600 Ladepunkte mehr als im Vorjahresmonat. Um das ambitionierte Ziel der neuen Bundesregierung zu erreichen, bleibt dennoch viel zu tun.
Bundesnetzagentur meldet einen neuen Rekord
Dies entspricht einem prozentualen Anstieg von 23 % zum Dezember 2020. Zum damaligen Zeitpunkt waren 11.600 Ladepunkte weniger gemeldet. Im Vergleich mit dem Dezember 2019 wird die Veränderung noch deutlicher. Vor zwei Jahren meldete die Bundesnetzagentur lediglich 28.671 Ladepunkte.
Wenige Betreiber sind für den Großteil der Ladeeinrichtungen verantwortlich
Insgesamt umfasst das Bonner Register 3500 Betreiber von Ladeeinrichtungen. Knapp die Hälfte aller Ladepunkte geht jedoch auf die 50 größten Betreibern zurück. Die überwiegende Mehrzahl, nämlich 3200 der 3500 Betreiber, haben weniger als zehn Ladeeinrichtungen. Hinzukommt, dass diese ihre Ladeinfrastruktur zumeist ausschließlich lokal zur Verfügung stellen. Die Rede ist hier von Ladepunkten im Einzelhandel oder direkt am jeweiligen Unternehmenssitz.
Neue Bestmarke bei der öffentlichen Ladeleistung
Auch die insgesamt verfügbare öffentliche Ladeleistung hat in diesem Jahr mit 1,5 GW ein Allzeithoch erklommen. Im Vorjahresmonat lag dieser Wert bei 1,1 GW. Rechnerisch ergibt sich hierdurch ein Schnitt von 29,8 KW pro Ladepunkt.
Wichtiger als die rechnerische Ladeleistung pro Ladepunkt ist für viele Verbraucher wohl die Anzahl der Schnellladepunkte. Deren Anteil an der Gesamtheit aller Ladeeinrichtungen beträgt 14,9 %. Mehr als verdoppelt hat sich hingegen die Zahl der sehr schnellen Ladepunkte. Die Bundesnetzagentur definiert solche als Ladeeinrichtungen, die über mehr als 150 kW verfügen.
Das ambitionierte Ziel der neuen Bundesregierung liegt in weiter Ferne
Die Ampel-Koalition aus SPD, Grüne und FDP hat sich darauf verständigt, die Elektromobilität in Deutschland voranzubringen. Zu diesem Zweck wird nicht nur der Kauf von Elektrofahrzeugen gefördert. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur soll in der derzeitigen Legislaturperiode massiv forciert werden.
Konkret ist im Koalitionsvertrag folgender Passus zu finden:
„Der Ausbau der Ladeinfrastruktur muss den Bedarf vorausgehen“.
Bis 2030 sollen 1 Million öffentlich zugängliche Ladeeinrichtungen vorhanden sein.
Nach herrschender Auffassung ist davon bisher nichts zu sehen. Besitzer von Elektrofahrzeugen bemängeln vielmehr, dass sich eingetragene vermeintlich öffentlich zugängliche Ladepunkte immer öfter auf verschlossenem Werksgelände befinden. Diese Tatsache frustriert die meisten Eigentümer von Stromern und führt dazu, dass private Wallboxen an Beliebtheit gewinnen.
So ist es kein Wunder, dass die Vorsitzende des Bundesverbands der Energie- und Wasser Wirtschaft, Kerstin Andreae, mit dem aktuellen Kurs der Bundesregierung hart ins Gericht geht. Sie betont, dass es nichts bringe, die Bundesrepublik mit 1 Million öffentlich zugänglicher Ladepunkte „zuzupflastern“, wenn die Verbraucher lieber zu Hause oder am Arbeitsplatz ihr Fahrzeug aufladen möchten.
Aktuelle Zahlen der deutschen Förderbank KfW belegen diesen Trend. Seit Ende 2020 förderte die Kreditanstalt für Wiederaufbau die Einrichtung von mehr als 800.000 privaten Wallboxen.
Fazit: Der Ausbau bleib bisher hinter den Erwartungen zurück
Um den Ausbau der Ladeinfrastruktur voranzubringen, muss der Prozess entbürokratisiert und das Genehmigungsverfahren verschlankt werden. Andernfalls erscheint es gegenwärtig unrealistisch, dass das ambitionierte Ziel der Ampelregierung erreicht wird. Zudem darf der Wunsch der Bürger nach privaten Ladeeinrichtungen nicht hinter dem Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur zurückstehen.