Kommentar
Der Aufschrei vor einigen Wochen war denkbar groß: Ab 2035 darf in der EU kein PKW oder Kleintransporter mehr vom Band laufen, welcher durch einen Verbrennungsmotor angetrieben wird.
Bei einer Abstimmung des Europaparlaments stimmte eine Mehrheit der Abgeordneten für dieses Gesetz zur Verringerung klimaschädlicher Treibhausgase. Dass das Thema für Schlagzeilen und reichlich Gesprächsbedarf sorgt, war klar.
Beim Überfliegen so mancher Headline hatte man jedoch den Eindruck, das Verbrenner-Aus kommt derart überraschend, dass die Entscheidung für das Zulassungsverbot seitens der Politik vorschnell getroffen wurde. Aber trifft das zu?
„Das schaffen die Autobauer doch nie!“
Was an der Debatte primär verwundert: Das politisch festgesetzte Datum „2035“ scheint für viele eine Entscheidung zu sein, welche am realen Marktumfeld vorbei entschieden wurde. Dabei haben so gut wie alle Automobilkonzerne bereits seit längerem angekündigt: „Wir werden bereits VOR 2035 ausschließlich emissionsfreie Fahrzeuge bauen!“
Das enthebt der aktuellen Empörung über das Verbot der Neuzulassung von Verbrennerfahrzeugen vollkommen seiner vermeintlichen Tragweite.
Nicht die Politik hat jetzt mit einem rechtsverbindlichen Datum das Aus beschlossen, vielmehr war dies ein jahrelanger Prozess, welchen Hersteller, Vertreter*innen aus der Politik und weitere Beteiligte schon seit langem gegangen sind.
2035 ist also weniger ein „Verbot“, als das es den formalen Abschluss einer Transformation markiert, welcher bis dahin de facto bereits beendet sein wird.
Und die Autohersteller? Sieht man sich deren offen kommunizierte Zeitpläne für die abgeschlossene Elektrifizierung ihrer Flotte an, so haben sich so gut wie alle europäischen Marken bereits dazu verpflichtet, dass teils schon deutlich vor 2035 der letzte Verbrennungsmotor vom Band rollt.
Länger Zeit lassen sich hauptsächlich Hersteller aus dem asiatischen Raum.
Was aber sehr eindrucksvoll aufzeigt, wie wichtig die 2035-Grenze ist: Die technischen Voraussetzungen für eine vollelektrische Flotte sind geebnet!
Übrigens: Die Koalition hält sich die Option offen, auch nach besagter Deadline noch Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotor zuzulassen. Diesen dürfen dann aber nachweislich nur mit synthetisch hergestellten Kraftstoffen (so genannten E-Fuels) betrieben werden. Wie das kontrolliert werden soll, ist bisher nicht rechtssicher ausgearbeitet.
Schaffen es E-Autos bis zum Jahr 2035 überhaupt aus der Nische heraus?
Ganz klar: Ja! Deshalb, weil sie das bereits heute getan haben. So gut wie alle Automobilhersteller führen im Jahr 2022 ein oder mehrere Elektrofahrzeuge in Ihrem Portfolio. E-Autos sind heute keine exotische, hoch experimentelle Fahrzeugklasse mehr, welche nur ein bestimmtes Kundensegment ansprechen soll. Sie sind in der Masse angekommen und werden sowohl von der Politik als auch von der Automobilindustrie als die Trägertechnologie in der Mobilität bewertet. Stand heute ist es keine Entscheidungsfindung mehr, welche Technologie unsere Mobilität der Zukunft bestimmen wird. Die Fahrtrichtung ist bereits gesetzt. Und wir befinden uns bereits mit Vollgas, pardon Vollstrom, auf dem Weg in diese Zukunft.
Es gibt aber doch auch Fahrprofile, zu denen passt ein E-Auto einfach nicht? Stichwort Langstrecke!
Ja, das stimmt. Noch!
Der technische Fortschritt nimmt, vor allem im Hinblick auf die Elektromobilität, jetzt erst so richtig Fahrt auf! Akkus haben eine zunehmend höhere Energiedichte, Antriebe eine höhere Effizienz und vor allem die (Schnell)Ladeinfrastruktur eine immer weiter steigende Ladegeschwindigkeit.
Ein Auto alle 500km bei einer kurzen Pause für 25 Minuten nachladen lassen? Schon heute kein Problem! Morgen und übermorgen kaum noch der Rede wert. Reichweiten wie bei Dieselfahrzeugen sind kaum noch in der Ferne und Ladestopps, welche ebenso lange oder kurz wie das Tanken ausfallen, werden durch weiter steigende Ladeleistungen auf der Langstrecke auch keine Seltenheit mehr sein.
Die Zukunft ist elektrisch – und das nicht erst ab 2035!
Bei diesem Beitrag handelt es sich um die journalistische Form des Kommentars. Der Autor gibt hier in subjektiver Form seine Meinung wieder.
Kommunizierter Ausstieg aus dem Verkauf von KFZ mit Verbrennungsmotor nach Marke
Marke | Vollelektrisch ab |
Mercedes-Benz | 2031 – 2034 |
Volkswagen | 2033 – 2035 |
Cupra | 2030 |
Mini | 2030 |
Audi | 2033 |
Opel | 2028 |
Citroen | 2028 |
Peugeot | 2028 |
DS | 2024 |
Fiat | 2030 |
Abarth | 2030 |
Hyundai | 2035 |
Honda | 2040 |
Mazda | 2050 |
Nissan | 2030 |
Volvo | 2030 |
Renault | 2030 |
Dacia | 2030 – 2035 |
smart | 2020 |
Jaguar | 2035 |
Alfa Romeo | 2027 |
Marken ohne konkrete Angabe zum Ausstieg der Produktion von Verbrennungsmotoren im KFZ-Segment: Porsche, Mitsubishi, Toyota, Kia, BMW, Skoda