Ist eine Verstärkung des Stromanschlusses bei mehr als einer Wallbox nötig?
Man liest immer wieder, dass beim Laden von Elektrofahrzeugen hohe Stromlasten erreicht werden, die den Hausanschluss leicht überfordern. Allerdings ist das nicht immer der Fall. Der ADAC hat in einer Studie vier verschiedene Systeme zum Lastmanagement getestet, und zwar mit verschiedenen Elektroautos. Lastmanagement bedeutet, dass das System die gerade verfügbare Leistung des Stromanschlusses auf die angeschlossenen Geräte (in diesem Fall Elektroautos) verteilt. Ist nicht genügend Leistung für das Laden verfügbar, wird der Ladevorgang kurzfristig ausgesetzt. Diese Form des Managements garantiert, dass die Wallbox den Stromanschluss nicht überlastet. Und der ADAC stellte fest, dass die Lastmanagement-Systeme tatsächlich zuverlässig funktionieren.
Wie kommunizieren die Lastmanagement-Systeme, was sie machen?
Die Benutzerfreundlichkeit und die Transparenz sind Punkte, die der ADAC in seiner Studie kritisierte. Das ist der wunde Punkt der Systeme. Denn Sie als Nutzer oder Nutzerin sehen nicht, was das System gerade regelt, wie es das tut und warum das so ist. Die Geräte sind mit farbigen Leuchtdioden ausgestattet, die den aktuellen Stand jeweils anzeigen sollen. Es ist ziemlich mühsam, sich die Bedeutung der Leuchtdioden einzuprägen, um das zu entschlüsseln. Nur eines der vom ADAC getesteten Systeme zeigte über eine grafische Erklärung auf der Wallbox an, was genau die LED-Ladestatusanzeige bedeutet. Bei den anderen Systemen sollten Sie die Bedienungsanleitung immer griffbereit haben, wenn Sie wissen wollen, was die Wallbox gerade tut. Eine Standardisierung der Farbcodes und der Blinkintervalle wäre eine brauchbare Lösung, aber das fehlt bislang. Nicht einmal Fehlfunktionen sind auf den ersten Blick erkennbar, und genau das kritisiert der ADAC scharf.
Stichwort Fehlfunktionen: Welche Fehlleistungen kann es beim Lastmanagement geben?
Die Webasto-Wallbox zeigte im Studienaufbau des ADAC nach einem Stromausfall nicht an, dass sie bei reduzierter Ladeleistung verblieb. Die Anzeige suggerierte lediglich einen aktiven Ladevorgang, mehr nicht. Das Lastmanagement-System von KEBA zeigt ein Kommunikationsproblem zwischen Ladesäulen an, wenn zwei von vier blauen LED-Segmenten leuchten. Im Normalbetrieb sollten es drei sein. Erstens fällt dieser Unterschied kaum auf, und zweitens ist diese Möglichkeit nur im Konfigurationshandbuch beschrieben. Das bekommen Nutzer und Nutzerinnen jedoch nicht zu sehen, es liegt dem Installateur vor.
Reicht der Hausanschluss überhaupt für mehrere Wallboxen inklusive Lastmanagement-System aus?
Jede Wallbox ist mit hohen Anschaffungskosten verbunden, und die Systeme zum Lastmanagement benötigen einen nicht eben kostengünstigen Controller. Muss zusätzlich noch die Leistung des Hausanschlusses erhöht werden, wird es richtig teuer. Und der Elektroinstallateur muss ebenfalls entlohnt werden. Bevor Wallbox auf Wallbox plus Steuerungssystem angeschafft werden, sollten Sie einen erfahrenen Fachmann oder eine Fachfrau beauftragen. Die werden Wallboxen und Systeme auf die Situation im Haus abstimmen.
Das bedeutet: Zuerst wird der Stromverteilerkasten im Haus überprüft. Taugt der? Danach schauen sich die Experten oder Expertinnen die Kapazitäten des Mausanschlusses an und analysieren, wie viele Ladepunkte überhaupt möglich sind. Gegebenenfalls wird eine Leistungserhöhung des Stromanschlusses nötig.
Was ist ein statisches und was ein dynamisches Lastmanagement?
Bei einem statischen Lastmanagement geht es darum, die Gesamtleistung für alle Ladepunkte festzulegen. Die Leistung wird nach Bedarf auf die angeschlossenen E-Autos verteilt. Das dynamische Lastmanagement geht den umgekehrten Weg, misst den aktuellen Stromverbrauch im Hausnetz und berechnet dann situativ, wie viel Ladeleistung für die Elektroautos zur Verfügung stehen. Diese Restleistung verteilt das System flexibel auf die angeschlossenen Wagen.
Das bedeutet: Das Strompotenzial des Hauses wird besser genutzt als bei einem statischen System.
Fazit: Gleichzeitiges Laden mehrerer Wagen ist möglich
Auch ohne eine Erhöhung der Leistung im Hausanschluss ist es meist möglich, mehrere E-Autos gleichzeitig über die Wallbox zu laden. Das setzt lediglich ein auf die individuelle Situation abgestimmtes System zum Lastmanagement voraus, wie der ADAC in seiner Studie feststellte. Die untersuchten Systeme funktionieren zuverlässig, aber in Sachen Benutzerfreundlichkeit und Transparenz muss sich noch einiges tun.