Wien ist die lebenswerteste Stadt überhaupt – und Elektromobilität ist angesagt. Kommen Wien und die Elektromobilität zusammen? Oder anders gefragt: Was tut Wien in Sachen Elektromobilität – und wie sieht das in Zukunft aus?
Tatsächlich hat Wien aufgrund der hohen Dichte an öffentlichen (elektrischen) Verkehrsmitteln auch in Sachen Elektromobilität die Nase vorn. Die Stadt hat umfassende Perspektiven ausgearbeitet, wie die Elektromobilität in Wien in Zukunft aussehen wird. Dabei orientiert sich die Stadt an den Strategien und Orientierungspunkten von EU, Bund und den anderen Resorts der Stadt Wien. Das sieht vielversprechend aus!
Wie ist es um die Elektromobilität in Österreich insgesamt bestellt?
Österreich tut viel für die Versorgung mit Strom. Elektromobilität ist landesweit unproblematisch, das Netz an öffentlichen E-Ladestellen ist mit 1.000 Stellen in Wien und weitere 900 um Wien herum sowie 5.000 Ladestellen im Rest von Österreich gut ausgebaut. Kostenlose Apps zeigen die Standorte der E-Ladestellen an, sodass auch Ortsunkundige die Ladestellen finden und nutzen können. Aber E-mobilität ist natürlich nicht per se umweltfreundlich. Woher kommt der Strom, der da in den Ladestellen landet?
Wien Energie speist das E-Ladenetz in Wien und dem Rest Österreichs mit 100 Prozent Ökostrom. Das weisen Zertifikate nach. Wer also in Österreich den Wagen auf dem Lade-Parkplatz abstellt, tut wirklich etwas für die Umwelt – nicht nur gefühlt. Über App, zeitgenössische Zahlmethoden und andere Service-Produkte ist das Laden von Elektroautos wirklich einfach.
Niedrigschwellige Angebote sollen E-mobilität für jede Zielgruppe attraktiv machen.
Wieviel Elektromobilität kann Österreich heute schon? Wir verstehen Elektromobilität allgemein als Oberbegriff für Fahrzeuge mit einem elektrischen Antrieb. Hybridfahrzeuge erscheinen deshalb in den Statistiken genauso wie reine E-Fahrzeuge. In Österreich wurden 2021 33.366 reine E-Autos zugelassen, das sind etwa 6,4 Prozent aller Neuzulassungen. Allerdings sind die hybriden Fahrzeuge in dieser Rechnung noch nicht berücksichtigt. Der Anteil an E-Fahrzeugen steigt in Österreich schon seit Jahren. 2021 lag er dennoch nur bei 0,9 Prozent der gesamten Mobilität. Fragt man die Menschen, wird sich das in den nächsten Jahren deutlich ändern. In Österreich glaubt man an die Elektromobilität. Übrigens sind Tesla und VW die erfolgreichsten Marken.
Wie ist der Status Quo bei der E-Mobilität in Wien?
In Wien sind schon seit langer Zeit besonders viele öffentliche Verkehrsmittel elektrisch unterwegs. S-Bahn und U-Bahn, Straßenbahnen und der City-Bus fahren mit Strom. Im Individualverkehr sieht es noch etwas anders aus, aber auch hier schreitet die Entwicklung voran. Elektroautos und -mopeds, Fahrräder und Trikes werden immer beliebter. Die Stadt Wien hat eine Strategie für die Elektromobilität entwickelt, die aus den allgemeinen Zielsetzungen von Verkehrspolitik und Stadtentwicklung abgeleitet sind. Diese Strategie ist nicht neu, sie wurde als Teil des Stadtentwicklungsplans STEP 2025 schon 2014 beschlossen.
Alle Bereiche und Erscheinungsbilder von Elektromobilität sind hier berücksichtigt, sodass sie auch heute schon in der Stadt spürbar gelebt werden. Konkret bedeutet das einen Fokus auf die Elektrifizierung von Fahrzeugflotten und den Aufbau der in der Stadt benötigten Infrastruktur. Lademöglichkeiten müssen im öffentlichen Raum zur Verfügung stehen, und zwar niedrigschwellig – nur so wird Elektromobilität in einer Stadt wie Wien auch für private Fahrzeuge interessant.
Man achtet in Wien sehr stark darauf, dass öffentlicher Verkehr und individuelle Mobilität im Gleichgewicht bleiben. Beide Formen der Mobilität müssen sich ergänzen, anders funktioniert es in einer Stadt mit der Struktur von Wien einfach nicht. Private Elektromobilität kann niemals den öffentlichen Nahverkehr ersetzen. Deshalb muss auch der öffentliche Bereich in Sachen Elektromobilität kontinuierlich ausgebaut werden.
Für Unternehmen setzt Wien Anreize, die Fuhrparks elektrisch zu gestalten und bestehende Fuhrparks umzubauen. Taxis, regionaler Wirtschaftsverkehr und dergleichen legen sehr viel mehr Kilometer zurück als private PKWs – ein Ausbau der Elektromobilität darf diesen Bereich des Verkehrs deshalb nicht außer Acht lassen.
Was ist in den kommenden Jahren geplant?
Der Schwerpunkt liegt auf dem Ausbau öffentlich zugänglicher Ladestationen. Wien ist dicht bebaut, die Platzverhältnisse sind alles andere als optimal. Trotzdem will die Stadt Ladestationen auf öffentlichen Parkplätzen und in Garagen zur Verfügung stellen und baut auch auf private Ladestellen. Als stadtverträgliche Lösung, die insbesondere Wien mit der dichten Bebauung zugutekommt, hat sich eine Mischung aus öffentlichen Ladestellen auf Privatgrund mit zugänglichen Ladestellen auf halböffentlichen Flächen wie Tankstellen und Gewerbegebieten, Parkflächen von Einkaufsanlagen, Wohnanlagen und Firmengeländen erwiesen. Auch auf den bereits existierenden Park-and-Ride-Anlagen sollen vermehrt Ladestellen zur Verfügung gestellt werden. Die Nutzung dieser Lademöglichkeiten regelt Wien einheitlich – das vereinfacht die Sache für private wie gewerbliche Nutzer und Nutzerinnen.
Wien hat sich bei STEP 2025 ausdrücklich auf den Ausbau der Elektromobilität beschränkt, die die nicht-schienengebundenen Fahrzeuge betreffen. Und selbstverständlich behält man sich vor, die Strategie anzupassen, so dies notwendig sein sollte. Damit will die Stadt auf Neueinschätzungen der Lage aufgrund von technologischen oder organisatorischen Entwicklungen reagieren, die nicht vorhersehbar sind. Das ist schlau, denn gerade Elektromobilität entwickelt sich technologisch extrem schnell weiter. Um zukunftsfähig zu bleiben und die Möglichkeit der Elektromobilität möglichst nachhaltig und langfristig auf- und ausbauen zu können, werden immer wieder Änderungen in der Strategie nötig sein.
Welche Projekte und Initiativen hat Wien zur Förderung der Elektromobilität aufgelegt?
Wir unterscheiden zwischen Projekten und Programmen, die von unterschiedlichen Stellen gefördert werden. Sowohl der Klima- und Energiefonds steht dafür zur Verfügung als auch von der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft, der sich an Projekten des Fonds beteiligt. Ausschließlich vom Klima- und Energiefonds gefördert werden die folgenden Programme:
Programm Modellregion Elektromobilität:
Hier gibt es tatsächlich zwei Projekte. Unter dem Titel „e-mobility on demand (eMoD)“ werden Elektroautos und Ladestellen genutzt, um den ÖPNV zu ergänzen und Fahrten mit Verbrennern zu ersetzen. Das Projekt „e-pendler in niederösterreich“ dagegen soll den Pendelverkehr energieeffizienter und klimaschonender gestalten. Hier erhofft man sich enorme Einsparungen an CO2 im Verkehr. Pendlern und Pendlerinnen aus dem Umland soll ermöglicht werden, eine Kombination von Elektrofahrzeug und öffentlichem Verkehr zu nutzen.
Programm „Neue Energien 2020“:
Dieses Projekt sollte die Auswirkungen von E-Taxis in Wien umfassend untersuchen. Konkret ging es um das Verteilnetz in Wien, denn die Energienetze sind die große Herausforderung der Elektromobilität.
Programm „Leuchttürme der Elektromobilität“:
SMILE steht für Smart Mobility Info and Ticketing System Leading the Way for Effective E-Mobility Services. Dieses Projekt ist ein Prototyp für eine österreichweite Mobilitätsplattform, die multimodal alle öffentlichen und individuellen Mobilitätsdienstleistungen zur Verfügung stellt. Das Projekt soll sich an den Bedürfnissen und dem Mobilitätsverhalten der Menschen orientieren und insbesondere Dienstleistungen und Verkehrsmittel berücksichtigen. Kern von SMILE ist ein sogenannter individueller Mobilitäts-Asisstent, der angepasst werden kann und als smarter Assistent die Vorlieben und Bedürfnisse der jeweiligen Nutzer und Nutzerinnen erlernt. So sollen immer die passenden (verfügbaren) Mobilitätsangebote gefunden werden. Der Assistent ist gleichzeitig auch der Zutrittsschlüssel für diese Angebote und soll bei Problemen wie Staus und Verspätungen, Problemen mit der Verfügbarkeit und Ähnlichem helfen. Als übergreifende Plattform vereint er zahlreiche bereits existierende Applikationen und Plattformen, die integriert werden können. SMILE ersetzt also keine anderen Services, sondern führt sie einfach auf einer einzigen Oberfläche zusammen. Mobilitätsanbieter können ihre Angebote ganz einfach ankoppeln.
Ist SMILE ausgelaufen, wird es im Projekt EMPORA weitergeführt. EMPORA steht für E-Mobile Power Austria. Ziel des Projekts ist es, eine Systemlösung für Elektromobilität in Österreich zu entwickeln. Das muss in Zusammenarbeit mit der Automobilindustrie, der Infrastruktur, der Energiewirtschaft und der Forschung geschehen. EMPORA soll mit anderen europäischen F&E-Projekten und verschiedenen Initiativen vernetzt werden.
Förderoffensive „Fahrzeuge mit alternativem Antrieb und Elektromobilität“, klima:aktiv mobil:
In diesem Programm werden Investitionen zur Anschaffung und/oder Umrüstung von 10 alternativ betriebenen Fahrzeugen beziehungsweise bis zu 50 E-Fahrrädern gefördert. Die Maßnahme richtet sich an Betriebe, unternehmerisch tätige Organisationen und Vereine, aber auch konfessionelle Einrichtungen und öffentliche Körperschaften. Maximal 20.000 Euro je Fahrzeug können gefördert werden.
TRANSFORM+:
Dieses Projekt ist in der Zusammenarbeit mit der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft entstanden. Die im EU-Projekt TRANSFORM vorgesehenen Beiträge Österreichs sollen inhaltlich und operativ vorbereitet und unterstützt werden. Von EU-Seite aus sollen im Projekt TRANSFORM Städte unterstützt werden, die die Transformation zur Smart City angehen.
Neben diesen Programmen gibt es noch weitere Förderungen vonseiten der EU, der Stadt Wien und mehr. Denn eines ist bei aller strategischen Planung von Ladestellen und elektrogetriebenem ÖPNV klar: Ohne eine ausgiebige Förderung von verschiedenen Stellen wird der Umstieg auf Elektromobilität im unternehmerischen wie privaten Bereich nicht funktionieren.
Wien ist in Sachen Elektromobilität vorne dabei!
Schon jetzt zeichnet sich ab: Wien rockt die Elektromobilität. Künftig wird die Stadt noch attraktiver, denn die durch den von Verbrennern angetriebenen Verkehr verursachten Emissionen (Lärm und Schadstoffe) nehmen kontinuierlich ab. Dieser Trend soll sich fortsetzen, dafür stehen Stadt und Bürger und Bürgerinnen ein. Behält die Landeshauptstadt das Tempo beim Ausbau der Infrastruktur bei, steht dem auch nichts im Weg.