Wenn Ihnen die Entscheidung schwerfällt, nehmen Sie am besten alles. Das dachte sich auch das schwedische Unternehmen Polestar, als es 2017 das erste Hybridauto auf den Markt brachte. Ursprünglich unter Geely und der Volvo Car Corporation als Tuner tätig, produziert die nunmehr eigenständige Marke heute selbst klimafreundliche Fahrzeuge; ohne Tempolimit und in einer Geschwindigkeit, die andere Automobilhersteller in den Schatten stellt.
Der skandinavische Ursprung
Die Marke entstammt einem 1996 gegründeten schwedischen Rennsportteam und trug ursprünglich den Namen Flash Engineering. Erst 2005 erhielt die Mannschaft durch Christian Dahl einen neuen Namen und baute als Polestar Racing die Polestar Performance Road Car Division auf. Beides, die Performance Road Car Division und die Marke, wurde von Dahl an Volvo verkauft und das Team erfuhr 2015 eine weitere Umbenennung zu Cyan Racing.
Aller Anfang ist schwer
Auch die nachhaltigsten Unternehmen stehen irgendwann am Beginn. Jener von Polestar ist datiert auf das Jahr 2017, als das erste hybride Elektroauto der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Der Polestar 1, ein Zweitürer mit doppelter E-Motorenausstattung und einem Zweiliter-Benziner, bekam schon 2019 Konkurrenz aus dem eigenen Haus: Das Polestar-2-Modell ist ein ausschließlich elektrisch betriebener Crossover. Auf dieses folgte 2020 die Präsentation der hauseigenen Designstudie.
Zukunftsprognosen
Polestar hat mit seinem Elektroauto-Konzept konkrete Ziele: Schon 2030 soll das erste Elektroauto auf den Markt kommen, das mit einem CO2-Fußabdruck von null die Werkstatt verlässt. Neben der Klimaneutralität legt man auch Wert auf die Nachhaltigkeit der Batterien. Diese sollen durch Reparaturen, Recycling und Generalüberholungen nicht nur langlebiger und robuster werden – Polestar denkt hier auch an eine zweckentfremdete Form der Wiederverwendung. Risikomaterialien, die unverzichtbar sind (weil etwa gesetzlich vorgeschrieben), lassen sich zudem zurückverfolgen und sind somit Hauptbestandteil einer transparenten und ethischen Lieferkette.
Schon im Laufe des Jahres 2022 wird das Nachfolgemodell der bisherigen Automobile, der Polestar 3, erhältlich sein. Das vollelektrische Pendant zum klassischen Verbrenner-SUV verkörpert dessen Kraft und Widerstandsfähigkeit trotz aerodynamischer Bauform. Zunächst wird das Elektroauto zwar nur in Amerika gebaut und erhältlich sein, eine Expansion nach Europa dürfen Sie jedoch erwarten.
Nach dem Start geht es Schlag auf Schlag: 2023 soll der Polestar 4 folgen und 2025 geht der Polestar 5 aus dem Polestar Precept hervor; die Designstudie, die bereits 2020 die ersten Gedanken zu einem viertürigen Elektroauto visualisierte und präsentierte.
Polestar in Zahlen – der starke Trend macht’s möglich
Der CEO, Thomas Ingenlath, hat sich außerdem zum Ziel gesetzt, bis 2023 die Unternehmenspräsenz auf 30 Märkte auszuweiten und den Absatz bis 2025 zu verzehnfachen: von 29.000 verkauften Fahrzeugen (Stand: Ende 2021) auf 290.000. Etwa eintausend Mitarbeiter und über vierzig Spaces (ablenkungsfreie Schauräume) in verschiedenen Ländern sollen genau das ermöglichen und sind zugleich einer der Gründe für die 20-Millionen-Dollar-Bewertung aus dem Herbst 2021.
Der rasante Erfolgsanstieg kann sich ebenfalls sehen lassen: 2020 erwirtschaftete Polestar 645 Millionen US-Dollar, was ein Wachstum von über 600 % im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Der Trend zum Elektroauto ermöglichte einen Absatz von 10.000 Autos und erhöhte diesen 2021 um ein Vielfaches.
Polestar im Porträt: Modelle im Überblick
Polestar 1 – der Vielseitige
Mit dem Polestar 1 gelang dem Unternehmen ein mehr als nur erfolgreicher Einstieg in den Fahrzeugmarkt. Mit 609 PS und 1000 Nm ist der Pionier dieser Marke durch und durch als sportlich zu bezeichnen. Als Hybrid kombiniert er für Sie die Vorteile von Elektroauto und klassischem Verbrenner. Die sogenannten „Thors Hammer“-Scheinwerfer wurden von Volvo übernommen und auch ein Teil des Interieurs kommt Ihnen womöglich bekannt vor – dennoch ist Polestar eine komplett eigenständige Marke. Besonders angenehm sind die rahmenlosen und damit erweiterten Flächen der Seitenspiegel, die Ihnen durch die Totwinkelwarner zusätzliche Sicherheit bieten.
Mit einer Akkuleistung von 34 kWh hat das Elektroauto rein elektrisch eine Reichweite von 125 bis 160 km, was unter anderem von der Fahrbahn (Landstraße, Ortsgebiet, Autobahn) abhängig ist. Mit 50 kW ist das Elektroauto ein echter Schnelllader. Zwei vorhandene Tankdeckel (links und rechts) differenzieren zwischen dem Tanken von Treibstoff und dem elektrischen Aufladen. All diese Features haben allerdings einen stolzen Preis: EUR 155.000,- ist der flach gebaute und breit wirkende Sportler mit seinen 21“-Reifen in seiner Standardausführung wert.
Der kompressor- und turbogeladene Zweiliter-Verbrennungsmotor (4-Zylinder) wird von manuell verstellbaren Dämpfern begleitet und die Elektronik im Innenraum erleichtert die Bedienung und Steuerung durch die Insassen. Dazu gehören vor allem diverse Assistenzsysteme: Die Rückfahrkamera ist eine der hochwertigsten auf dem Markt und erkennt jeden Grashalm. Verschiedene Fahrmodi erlauben Ihnen außerdem die Verwendung von Verbrenner und Elektromotor zeitgleich sowie auch das Abkapseln; so können Sie das Fahrzeug auch rein elektrisch oder durch den Verbrennermotor ohne elektrische Unterstützung fahren.
Polestar 2 – der Fokussierte
Der Nachfolger, das Polestar 2-Modell, ist eine vollelektrische Crossover-Variante, die sofort durch den deutlich niedrigeren Preis auf sich aufmerksam macht: Etwa EUR 60.000,- (je nach Ausstattung, Ausführung und Wahl der Lackierung) sollten Sie für ein dieses Elektroauto einkalkulieren. Als Umsteigemodell ist der Polestar 2 hervorragend geeignet: In Sachen Bedienung stellt er Ihnen lediglich Funktionen zur Verfügung die wirklich brauchbar und andererseits auch einfach zu bedienen sind. Die Sprachsteuerung ist ein wesentliches Sicherheitsfeature während des Fahrens, das Ihnen sowohl allgemeine Fragen via Google beantwortet, als auch die Vornahme fahrzeugspezifische Regelungen unterstützt. So können Sie unter anderem die Sitzheizung über die Sprachsteuerung ein- oder ausschalten.
Praktisch ist zudem der Frunk unter der Motorhaube. Bis zu 35 l Fassungsvermögen machen die Aufbewahrung der wichtigsten Utensilien (zum Beispiel Ladekabel) möglich; der eigentliche Kofferraum bietet zusätzliche 405 l Stauraum. Unter einer Abdeckklappe befindet sich das Erste Hilfe Set für kleinere Reifenpannen. Ein Typ 2-Ladekabel (Wechselstrom, 16 A) ist im Lieferumfang inkludiert, ebenso wie das Notladekabel für eine dreiphasige Ladeleistung (CCS).
Die Basis des Polestar 2 ist die XC-Reihe von Volvo, woraus auch eine Leistung von 408 PS und 660 Nm resultiert. Diese kommt wiederum aus zwei AC-Synchro-Elektromotoren (Permanentmagnet). Auffällig ist das Eigengewicht des Fahrzeugs: Mit 2123 kg ist das Elektroauto zwar kein Leichtgewicht, dafür aber besonders stabil im Fahrverhalten und nennt eine gebremste Anhängelast von 1500 kg. Ein weiterer Blickfang sind die 4-Kolben-Bremssättel; bei Standardausführung in Schwarz oder Grau gehalten, in der Performance Ausführung in glanzvollem Orange-Gold.
Die sogenannten Pixel-LED-Scheinwerfer gestatten Ihnen das Fahren mit Fernlicht auch direkt hinter anderen Verkehrsteilnehmern, ohne diese zu blenden (bis zu fünf Fahrzeuge voraus). Ausgestattet ist das Elektroauto außerdem mit einem 360°-Kamerasystem – die Reifendimension liegt bei 19“ in der Standardausführung und in der Performance Edition bei 20“.
Polestar 3 – der Starke
Unmittelbar bevor steht der Verkauf des dritten Automodells in den USA. Mit einer Reichweite von bis zu 600 km bei nur einer Akkuladung soll das Elektroauto auf Autobahnen vollständig autonom seinen Dienst verrichten. Technische Details sind noch nicht veröffentlicht – als möglich und realistisch anzunehmen sind jedoch 100 kWh Akkuleistung. Auch waren bisher nur sogenannte Erlkönig-Fotos verfügbar; also Bilder, auf denen der Prototyp getarnt ist, um Details vorläufig geheim zu halten. Erst seit Kurzem verbreiten sich auch Teaserfotos, die einige Unterschiede zu den Vorgängern erkennbar werden lassen; so zum Beispiel der kleinere Kühlergrill und die entzwei geteilten Scheinwerfer. Die spitz zusammenfindenden Fenster am Heck verleihen dem Elektroauto mit SUV-Power einen coupéhaften Charakter.
Als elektronische Innenausstattung dürfen Sie eine neuere Version des Infotainments erwarten, basierend auf demselben Betriebssystem wie der Polestar 2. Bekannt ist, dass das Elektroauto mit einem zentralen Steuerungscomputer und einem Lidar-Sensor auf den Markt kommt; die Hauptkomponenten, die das autonome Fahren möglich machen.
Vernetzung: Polestar in Ihrer Umgebung
Spaces und Servicebetriebe finden Sie vorwiegend in Zentraleuropa; mit nur wenigen Ausläufern in andere Gebiete. Am weitesten verbreitet sind Niederlassungen in Belgien und Dänemark, aber auch in Deutschland treffen Sie an einigen Orten auf Autohäuser; konkret in Leipzig, Frankfurt, Berlin, Stuttgart und München. In Österreich finden Sie ein Space in Wien und in Ungarn eine Werkstatt an der Stadtgrenze von Budapest. Außerhalb der EU, konkret in der Schweiz, ist Polestar mit einem Space in Zürich und zwei Autohäusern in Genf vertreten. Zwei weitere Schauräume befinden sich in London und Umgebung, ein weiteres in Malmö, Schweden. Der Hauptsitz liegt in Göteborg.
Zwar soll der Polestar 3 vorerst nur „in Amerika und für Amerikaner“ produziert werden, aktuell halten sich die Niederlassungen dort jedoch in Grenzen: In Atlanta, Scottsdale (Arizona) und Los Angeles sind Automotive zu besichtigen, während sich in New York die Geschäftsstelle befindet.
Das Fazit zum schwedischen Elektroauto
Sobald Sie sich mit den Elektro- und Hybridfahrzeugen von Polestar auseinandersetzen, finden Sie sich schnell unter den ganz Großen wieder:
Minimalismus trifft auf höchste Effizienz und Leistungsstärke.
Das Maß an Transparenz, das Polestar lebt, können Sie auf den firmeneigenen Social Media Kanälen des Unternehmens deutlich erkennen: Crashtests, den Bau der Prototypen, Testfahrten sowie Produktpräsentationen bringt das Unternehmen Ihnen unzensiert und detailgetreu näher.
In Sachen Elektromobilität ist der Hersteller mit Hauptsitz in Schweden eindeutig auf dem Vormarsch, um nicht zu sagen auf der Zielgeraden: Bei einem derart schnellen Wachstum in so kurzer Zeit dürfen Sie von besonders engagierten und somit zufriedenen und leidenschaftlichen Mitarbeitern ausgehen, die durch ihren Einsatz einen solchen Anstieg ermöglicht haben. Und dieser ist mehr als gerechtfertigt: Mit einem Elektroauto aus dem Hause Polestar sind Sie nicht nur ganz vorne mit dabei, sondern genießen neben der einfachsten Bedienung auch ein Höchstmaß an Sicherheit.
Als „Red Dot’s Brand of the Year 2020“ erhielt der Automobilhersteller schon kurze Zeit nach seiner Gründung die Auszeichnung für ein besonders gelungenes und ausdrucksstarkes Markenmanagement. Überzeugt hat das Unternehmen die Jury durch pures, elegantes Design und große Detailverliebtheit in den Möglichkeiten der Fahrzeugbedienung. Der Hersteller strebt eine Flächendeckung der Fahrzeugtypen an: Auf das erste Hybridmodell als sportliches Pilotprojekt folgte ein rein elektrischer Crossover; und schon 2022 dürfen Sie nach der Erscheinung eines SUV-Modells dem Polestar 4 und 5 entgegensehen.