Der Gebrauchtmarkt für E-Autos und deren Zubehör ist verständlicherweise ein relativ neuer. Viele technische Herausforderungen, die bei einem gebrauchten Verbrenner zu beachten sind, spielen hier keine Rolle. Zum Beispiel ist für die Zuverlässigkeit des Antriebsstrangs bei E-Autos die Laufleistung nicht so ausschlaggebend. Wie sieht die Lage nun beim „Zubehör“ aus? Wir klären Sie auf, ob es sinnvoll ist, sich eine gebrauchte Wallbox oder ein ebensolches Ladekabel zu kaufen.
Ihr Wissen
Ehe Sie ohne technische Beratung über ein Gebrauchtportal oder über eine Anzeige eine Wallbox oder ein Ladekabel kaufen, sollten Sie genau wissen, was Sie benötigen. Welche Ladeleistung benötigt Ihr E-Auto und welche technischen Voraussetzungen muss das Gebrauchtgerät erfüllen.
Der kleinste gemeinsame Nenner ist hier das einphasige AC-Laden. Nimmt man die TAB, die Technischen Anschlussbedingungen als Grundlage, sollten Sie beim Gebrauchtkauf wissen, dass das einphasige Laden bis 4,6 kVa zulässig ist. Abweichungen müssen Sie mit dem Netzbetreiber klären. Wenn die Ladeleistung Ihres Stromers höher ist, kaufen Sie nur Gebraucht-Wallboxen für dreiphasiges AC- oder DC-Laden.
Beachten Sie auch, dass unter anderem die Verbindungsstecker zum einen zu Ihrem Fahrzeug passen müssen, zum anderen durch vielfaches Ein- und Ausstecken womöglich starke Gebrauchsspuren aufweisen können. Mode 2-Verbindungen erlauben ein- bis dreiphasige Ladevorgänge, die auf der Seite des Steckers mit einem festcodierten Signal arbeiten. Mode 3-Verbindungen bieten eine Ladung mit spezifischen Ladestecksystemen, die über Pilot- und Kontrollkontakte verfügen. Mode 4-Verbindungen passen zum schnellen und gesteuerten Laden durch ein externes Ladegerät. Sie erkennen, Beratungsinformationen können dabei helfen, eine Wallbox oder einen Stecker nicht doppelt kaufen zu müssen.
Wussten Sie, dass das Laden von E-Autos mit Ladekabeln Mode 1 nicht empfehlenswert ist? Es dauert zum einen sehr lange, zum anderen sind die Geräte nicht für den sachgemäßen Personenschutz beim Laden gerüstet.
Diese Punkte und noch zahlreiche weitere sollte man Wissen, ehe man eine Wallbox oder Ladekabel von anderen Privatpersonen gebraucht kauft.
Technische Reife
Gebrauchte Geräte zu kaufen bedeutet in der Regel, sich auf eine ältere Technik zu verlassen. Älterer Standard war zu dessen Zeit hochwertig. Kaufen Sie diesen heute gebraucht, kann es passieren, dass selbst ein guter Zustand weit von der Leistungsfähigkeit, den technischen Normen, der Lebensdauer und dem Sicherheitsniveau von heute entfernt ist.
Ein Beispiel: Auch wenn die interne Technik des Gebrauchtgeräts mit Ihrem E-Fahrzeug kompatibel ist, kann es leicht passieren, dass moderne Sicherheitsstandards vor wenigen Jahren noch nicht eingebaut waren. Lassen Sie Ihre Wallbox in Ihrer Parkgarage montieren, kann ohne Ihr Wissen jeder darauf zugreifen. Neue Modelle verfügen zum Beispiel über RFID-Anmelde-Schutz. Mit einer App oder einer Karte können sich hier Anwender die Nutzung freischalten. Dieses Schutzsystem ist relativ neu.
Keine Förderung
Der deutsche Staat fördert den Kauf einer neuen Wallbox pauschal mit 900 Euro[1]. Und hier ist der Haken. Diese Förderung der eigenen autarken Elektromobilität gilt nur für neue Wallboxen und deren neue Ladekabel.
Kaufen Sie auf dem Gebrauchtmarkt die entsprechende Technik, können Sie dafür keine Bundes- oder Landesförderung beantragen. Das kann kurioserweise bedeuten, eine gebrauchte Wallbox ist oftmals für Sie teurer als eine neue.
KFW-geförderte Wallboxen? Hier entlang!
[1] https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/elektromobilitaet/kaufen/foerderung-wallbox/ – 23.07.2021