Elektroautos werden in Deutschland immer beliebter. Allein 2021 ist deren Anzahl um mehr als 80% gestiegen. Allerdings hinkt der Ausbau der Ladeinfrastruktur der wachsenden Anzahl an Fahrzeugen mit umweltfreundlichem Antrieb bislang noch sehr hinterher.
So kommen derzeit in Deutschland auf eine einzige Ladestation ganze 1.014 E-Autos. Aber es sind nicht nur die mangelnden Lademöglichkeiten, die angepasst werden müssen: Auch die Ausstattung der Rastplätze an der Autobahn lässt viel zu wünschen übrig.
Einen Überblick über die aktuelle Lage der deutschen Rastplätze und deren Bedeutung für die Entwicklung der Ladeinfrastruktur im Land finden Sie in diesem Artikel.
Wie ist die Lage der Ladeinfrastruktur in Deutschland?
Seit auch in Deutschland die Bedeutung und die Vorteile der Elektromobilität erkannt worden sind, gibt es von staatlicher Seite Förderprogramme, um das Kaufinteresse an emissionsfreien Fahrzeugen zu erhöhen und so den CO2 Ausstoß im Land zu senken. Dass diese Programme Erfolg haben, lässt sich an der rasant steigenden Zahl der Neuzulassungen für E-Autos ablesen: Im vergangenen Jahr betrug diese in Deutschland erstmals mehr als 20% aller zugelassenen Fahrzeuge.
Nun stellt sich aber die Frage nach der Beladung dieser Fahrzeuge. E-Autos werden mit Hilfe von Strom angetrieben und müssen daher regelmäßig aufgeladen werden. Dabei ist es gleich, wo die Aufladung erfolgt: auf einem öffentlichen Parkplatz, in der heimischen Garage oder an einer Ladestation an der Autobahn. All diese Möglichkeiten der Aufladung gibt es aktuell in Deutschland. Für eine ausreichende Ladeinfrastruktur sind jedoch mehrere Aspekte bedeutsam. Zum einen müssten es deutlich weniger E-Autos pro verfügbare Ladestation sein, damit die Elektromobilität bundesweit gelingt. Dies ist bislang nicht der Fall, obwohl sowohl von staatlicher als auch von privater Seite in diesem Bereich so Einiges unternommen wird, um die Ladeinfrastruktur zu verbessern.
Andererseits ist die Reichweite von Elektrofahrzeugen bislang sehr beschränkt. Das heißt: auch wenn diese voll aufgeladen sind, können sie auf der Autobahn nur ca. 120-500 km fahren, bevor die Ladung verbraucht ist. Gerade für Langstrecken wie Autobahn Fahrten ist daher ein flächendeckender Ausbau von Ladepunkten notwendig, damit auch diese mit dem E-Auto bewältigt werden können. Und genau an diesem Punkt hapert es derzeit enorm:
Die Regierung sieht zwar eine Errichtung der 1.000.000sten Ladestation bis 2030 vor, wie dies jedoch genau umgesetzt werden soll, ist bislang fraglich. Stand 01. Januar 2022 gab es in Deutschland laut öffentlichen Angaben insgesamt 52.203 Ladeplätze, Ende 2020 waren es 45.715. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland zwar vorankommt, aber bei diesem Tempo das Ziel der Bundesregierung wohl schwerlich in den nächsten 8 Jahren erreicht werden kann.
Die Ausstattung deutscher Rastplätze an der Autobahn
Mittlerweile haben viele Tankstellenbesitzer den Trend zum E-Auto bei den Deutschen erkannt und sind dabei, ihre Tank- und Rastplätze an der Autobahn umzurüsten, so dass dort auch Strom „getankt“ werden kann. Gerade die Rastplätze in der Nähe einer Autobahn müssten dabei aber so Einiges an ihren Services verändern, damit sie auch in Zukunft konkurrenzfähig bleiben und ihre Kunden nicht verlieren. Mit dem Plan für das „Deutschlandnetz“ sollte der flächendeckende Ausbau der Ladestation im gesamten Bundesgebiet gefördert werden. In diesem Zusammenhang sollten auch 200 neue Ladepunkte entlang der Autobahn entstehen. Aber die Errichtung einer neuen Ladestation an der Autobahn ist derzeit ausschließlich an Rastplätzen vorgesehen, die nicht bewirtschaftet werden. Diese sind in der Bevölkerung allerdings nicht besonders beliebt.
Bei der Wahl eines Rastplatzes bevorzugen die meisten einen großen, auch nachts gut beleuchteten Rasthof mit der Möglichkeit, dort etwas zu essen oder zu trinken. Auch die Ausstattung der sanitären Einrichtungen an der Autobahn spielt für viele eine große Rolle. All diese Services werden jedoch nur auf den großen Tank- und Rasthöfen angeboten, die auf den Autobahnschildern entsprechend gekennzeichnet sind. Somit werden diese auch vorzugsweise angesteuert, um eine Pause einzulegen und eine Tank- oder Ladestation aufzusuchen. Auf unbewirtschaftete Rastplätze wird nur im Notfall ausgewichen, wenn der nächste große Rasthof zu weit entfernt ist. Vor allem nachts ist es auf den Selbstbedienungsrastplätzen dunkel und auch die Qualität der öffentlichen Toiletten lässt zu wünschen übrig. Es gibt außerdem keine gastronomischen Angebote, von W-LAN oder Ähnlichem ganz zu schweigen.
Genau das wünschen sich jedoch insbesondere die Besitzer der neuen E-Autos. Die Anhänger der innovativen Autotechnologie wollen eine Ladestation mit einem sowohl schnellen als auch effektiven Ladeergebnis. Und wenn es an der Ladestation etwas länger dauert, möchten sie in der Zwischenzeit einen leckeren Snack genießen, oder ihre E-Mails checken, während sie warten, dass ihr Auto wieder einsatzbereit ist. Dies ist jedoch aus rechtlichen Gründen nicht an den Rastplätzen möglich, da nur den Besitzern der großen Rasthöfe dieses Privileg vom Staat zugesichert wurde. Und so kann es sein, dass die Gelder für den geplanten Ausbau der Ladeinfrastruktur verpuffen, weil die Fahrer lieber an einem großen Rasthof warten, statt ihr Fahrzeug an einem der unbeliebten Rastplätze aufzuladen.
Wie könnte das Problem der Rastplätze in Deutschland gelöst werden?
Ladesäulenbetreiber, wie die Firma Fastned, die aktuell den Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland vorantreiben, fordern nun, dass der Bund seine Ausschreibung bezüglich der Förderung ändern soll. Auch für die Anbieter von Ladestrom sollte es die Möglichkeit einer Bewirtschaftung in der unmittelbaren Nähe der Ladestation geben. So würden auch die Rastplätze wieder attraktiver für die Ladegäste, und eine bessere Verteilung der E-Autos auf die Ladepunkte wäre gegeben. Angesichts der mangelnden Ladeinfrastruktur per se, das heißt: viel zu wenige Ladeplätze für die zahlreichen Elektrofahrzeuge, gibt es an deutschen Rasthöfen aber auch noch ein erhebliches Platzproblem. Auch das müsste behoben werden, damit die Rastplätze gegenüber den größeren Rasthöfen konkurrenzfähig bleiben können.
Fazit: Ohne Verbesserung der Infrastruktur an deutschen Rastplätzen drohen Investitionsruinen
Der aktuell geplante flächendeckende Ausbau der Ladeinfrastruktur ist sinnvoll und auch notwendig angesichts der rasant steigenden Zulassungszahlen für E-Autos in Deutschland. Ein Ausbau der Ladepunkte ausschließlich an unbewirtschafteten Rasthöfen, so wie aktuell vom Bund geplant, ist dagegen nicht empfehlenswert. Die bessere Ausstattung der größeren Rasthöfe und die langen Wartezeiten, die während des Ladens entstehen, sind für die Ladegäste aktuell deutlich attraktiver. So kann der Ausbau von Ladepunkten an deutschen Rastplätzen zu einer Investitionsruine werden, solange diese nicht konkurrenzfähig sind.