E-Autos sind stark im Kommen, stellen auf den Straßen aber immer noch eine Minderheit von Fahrzeugen dar. Ihre Technik entwickelt sich sehr rasch und Probleme werden oft schneller gelöst als die Lösungen weit herum bekannt werden. Aus diesem Grund sind noch immer Legenden im Umlauf, die höchstens Halbwahrheiten darstellen und oft gar nicht oder eben einfach heute nicht mehr stimmen. Wir beleuchten ein halbes Dutzend solcher Themen und stellen die Fakten den Mythen gegenüber.
Die Reichweite von E-Autos ist zu gering
Richtig ist, dass die Reichweite eines Autos mit Verbrennungsmotor mit einer Tankfüllung immer noch größer ist als auch die Spitzenmodelle der elektrisch angetriebenen Fahrzeuge. Der Unterschied verkleinert sich aber mit jedem Jahr und ist schon heute für die meisten Zwecke kaum mehr von Belang. Größer sind die Unterschiede noch bei Kleinwagen, die mit elektrischem Antrieb nur eine kleine Batterie enthalten können. Mit diesen Kleinwagen werden aber ohnehin selten längere Fahrten unternommen.
Für die weitaus meisten Fahrer ist die geringere Reichweite von E-Autos überhaupt kein Thema. Diese Autobesitzer fahren weniger als 200 Kilometer pro Tag. Auch das Pendeln zur Arbeit ist praktisch immer ohne Probleme möglich, sogar ohne ein Aufladen am Arbeitsplatz.
Möchten Sie längere Strecken mit einem E-Auto zurücklegen, gibt es Multi-Stop Routing für viele Navigationsprogramme. Mit diesem System passen Sie Ihre Fahrstrecke den vorhandenen Lademöglichkeiten an.
Das Stromnetz wird die Belastung durch E-Autos nicht aushalten
Selbst wenn ab sofort nur noch E-Autos zugelassen würden, gäbe es noch weitere 15 Jahre mit Autos mit Verbrennungsmotoren.
Die Umstellung erfolgt nicht von heute auf morgen, was auch gar nicht möglich wäre.
Sollten alle PKW mit Strom fahren, würde sich der Strombedarf in Deutschland „gerade einmal“ um ca. ein Viertel erhöhen. Ein Ausbau des Stromnetzes ist auch für andere Zwecke, wie die Übertragung von Windstrom vom Norden nach Süden, in Arbeit. Das Netz wächst also mit dem Bedarf mit und dafür steht genügend Zeit zur Verfügung.
Dazu kommt, dass die Batterien der E-Autos nicht nur eine Belastung, sondern auch eine Stütze für das Stromnetz darstellen. Die meisten E-Autos stehen nämlich über 90 Prozent der Zeit „einfach herum“. Während diesen Stunden kann die Batterie nicht nur geladen werden, sie kann mit bidirektionalem Laden auch Strom ins Netz einspeisen, der vorher aus erneuerbaren Quellen geladen wurde. Damit wird mehr solcher Strom verwendbar und das Netz wird auf diese Art stabilisiert.
Wir sollten auf die Entwicklung der Wasserstofftechnologie warten
Richtig ist, dass Wasserstoff als Energiequelle für größere Nutzfahrzeuge interessant ist, weil er eine wesentlich höhere Energiedichte erreicht als eine Batterie.
Müssen wir aber damit rechnen, dass auch die PKW-Flotte in Deutschland in absehbarer Zeit auf Wasserstoffantrieb umgestellt werden wird? Das ist unwahrscheinlich. Das Hauptproblem mit Wasserstoff ist sein viel geringerer Wirkungsgrad. Fährt ein Auto mit Wasserstoff 100 Kilometer weit, könnte es mit Strom aus demselben Energieaufwand 250 Kilometer weit kommen.
Dazu kommt, dass für die Bereitstellung von flüssigem Wasserstoff ein Tankstellennetz geschaffen werden müsste. Das Stromnetz für das Laden von E-Autos hingegen existiert bereits und zwar praktisch überall im Land.
Das Laden von E-Autos dauert zu lange
Richtig ist, dass das Laden eines E-Autos aus einer normalen Steckdose im Haushalt viele Stunden dauert.
Mittlerweile sind aber beide Teile der Ladetechnik stark verbessert worden, also die Ladestationen und die Ladeausrüstung der E-Autos.
Bereits heute ist eine Ladeleistung von 100 bis 200 Kilowatt durchaus üblich. An einer solchen Schnellladesäule können Sie in 30 Minuten soviel Strom laden, um weitere 200 Kilometer fahren zu können. Das kommt zu der Reichweite hinzu, die Ihr E-Auto mit vollem Akku beim Losfahren besitzt.
Neue Modelle können bereits mit Leistungen von bis zu 400 Kilowatt geladen werden. Die Autoindustrie experimentiert schon mit 800 Kilowatt für Spitzenmodelle. Ein Beispiel ist das Netz von Superchargern der Firma Tesla.
Für das Laden von E-Autos sind viele verschiedene Stecker notwendig
Richtig ist, dass es zu Beginn der Verbreitung von E-Autos zahlreiche verschiedene Stecker gab. Das ist auch nicht überraschend, wenn eine neue Technologie eingeführt wird.
Mittlerweile wurde die Zahl der verschiedenen Stecker aber stark reduziert. In Europa hat sich der Typ-2 Stecker als Standard weitgehend durchgesetzt.
Die Anbieter von E-Autos und die Betreiber der Ladeinfrastruktur möchten natürlich so viel wie möglich verkaufen und deshalb können Sie damit rechnen, dass das Laden in naher Zukunft noch einfacher und benutzerfreundlicher werden wird.
Die Umweltbilanz der Elektromobilität ist negativer als sie wahrgenommen wird
Das ist weitgehend unrichtig und höchstens in Extremfällen überhaupt möglich.
Wie grün die Elektromobilität wirklich ist, hängt zu einem wesentlichen Teil von der Herkunft des Stroms ab.
In Deutschland stammt aber schon mehr als die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Quellen. Dieser Anteil wird in Zukunft noch zunehmen.
Bei der Batterie-Herstellung wird aber in der Tat Einiges an CO2 ausgestoßen und zwar mehr als bei der Herstellung eines Verbrennungsmotors. Die Bilanz an CO2 ist aber nur für große Batterien und eine geradezu unnatürlich geringe Fahrleistung des E-Autos negativ.
Blicken wir im Zuge dessen auf die Rohstoffe und ihre Herkunft. Kobalt stammt zum großen Teil aus dem Kongo und wird dort unter umweltzerstörenden Bedingungen abgebaut, für die auch auf Kinderarbeit zurückgegriffen wird. Auch das Lithium für die Batterien stellt mit seinem Abbau eine Umweltbelastung dar.
Diese Punkte gelten aber – ohne diese klein reden zu wollen (!) – genauso für viele andere Produkte (wie Elektronik) und auch für die Herstellung von Verbrennungsmotoren. Außerdem wird Kobalt immer weniger für E-Autos verwendet. Es gibt bereits Modelle, die ganz auf diesen Stoff verzichten.
Wie sieht es mit dem Recycling aus? Bis jetzt findet noch wenig Recycling statt, aber das aus dem einfachen Grund, weil es noch wenig E-Autos gibt, die schon zur Wiederverwertung verfügbar sind. Schon das spricht für diese Technologie und ihre Haltbarkeit. Sobald mehr E-Autos recycelt werden müssen, wird auch dieser Bereich stärker vertreten sein.
Zusammenfassung
Die Technologie der E-Autos und der Ladeinfrastruktur hat sich im letzten Jahrzehnt enorm entwickelt. Viele ursprünglich bestehenden Probleme sind befriedigend gelöst worden. Sie sollten sich auch vergegenwärtigen, dass an E-Autos im Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen oft unnatürlich hohe Erwartungen gestellt werden. Ein Brand eines E-Autos wird von den Nachrichten viel aufmerksamer berichtet als ein Verbrennungsmotor, der Feuer fängt. Der letztere Fall ist wesentlich häufiger. Die Vorzüge der E-Autos überwiegen schon heute.
Quellen
https://www.ace.de/ratgeber/elektromobilitaet/fakten-und-mythen-der-e-mobilitaet/
https://www.erdgas-suedwest.de/natuerlichzukunft/12-mythen-elektromobilitaet-falsch/