Das Interesse an der E-Mobilität in Deutschland steigt von Monat zu Monat und von Jahr zu Jahr. Allein im Januar 2022 wurden mehr als 350.000 E-Autos hierzulande neu zugelassen. Das ist ein Rekord. Zwar ist die Technik der E-Autos schon über 100 Jahre bekannt, aber erst in den vergangenen Jahren kam alles so richtig ins Rollen. Ein Grund dafür wird dort verortet, wo die Kosten stecken. Bei Verbrennern ist das Kostenwissen in die Gesellschaft eingesickert. Diese Wissensverfestigung hat bei E-Autos noch nicht so gegriffen. Wir leisten hier einen Beitrag.
Der Faktencheck E-Mobilität
In Österreich steht es um die E-Mobilität ähnlich wie in Deutschland. Auch wenn dort die Verkaufszahlen den unseren noch etwas hinterherhinken, liegt die Alpenrepublik in Sachen Neuzulassungen bei E-Autos innerhalb der EU auf dem dritten Platz. Händlerinnen und Händler scheinen aber aktuell eine leichte Stagnation in der Nachfrage erkannt zu haben.
Der österreichische Staat in Form des dortigen Umweltbundesamtes kooperiert mit dem Klima- und Energiefonds des Landes sowie dem VCÖ (Verkehrsclub Österreich), um mit Aufklärungsarbeit das potentiell stagnierende Interesse wieder anzukurbeln. Mit dem „Faktencheck E-Mobilität“ sollen die Kosten für ein E-Auto transparent geklärt werden.
Anschaffungskosten hoch, laufende Kosten gering
Der Faktencheck zeigt, dass aufgrund der hohen Preise für den Akku ein E-Auto keine kostengünstige Anschaffung ist – speziell im Vergleich zu Verbrennern in der gleichen „Klasse“. Diese höheren Kosten werden aber rasch relativiert, nimmt man in die Gesamtrechnung die laufenden Kosten mit auf. Die Ausgaben für Wartung, Versicherung sowie für das Laden sind bei Stromern in der Regel erheblich geringer als bei Verbrennern.
Die österreichische Studie besagt, dass bei 15.000 zurückgelegten Kilometern, einem Haushaltsstrompreis von 24 Cent pro kWh, einem Strompreis von 39 Cent pro kWh (öffentliche Schnelllader) und bei einem Verbrauch von 14 bis 23 kWh auf 100 km eine jährliche Kostenlast zwischen 551 und 906 Euro anfallen. Ein Verbrenner, der mit endlichen fossilen Treibstoffen wie Diesel oder Benzin angetrieben wird, verursacht bei 6,5 l Verbrauch auf 100 km und einem Preis von 1,57 Euro pro Liter (die Studie stammt aus einer Zeit vor dem Ukraine-Krieg) jährliche Spritkosten von 1.531 Euro. Je mehr man also fährt, desto größer ist die Preisspanne zwischen Stromer und Verbrenner – mit einer immer positiveren Bilanz für das E-Auto.
Man darf bei den Anschaffungskosten für ein E-Auto die Kaufprämie, also die Förderung durch die Hersteller und die öffentliche Hand, nicht vergessen. In Österreich fallen zudem beim Kauf eines E-Autos die Normverbrauchsabgabe, kurz NoVA, und die motorbezogene Versicherungssteuer weg. Das senkt in Österreich die Kosten bei der Anschaffung eines E-Autos zusätzlich.
Die Preisentwicklung bei den Bauteilen eines E-Autos sinken seit vielen Jahren kontinuierlich. So ist der Preis für einen handelsüblichen Lithium-Ionen-Akku seit 2010 um sagenhafte 88 % gesunken. Dass diese Preissenkung endet, ist erstmal nicht abzusehen.
Verbrenner sind speziell durch den Sprit an zahlreiche Weltgeschehnisse gebunden. Krisen, Kriege und andere Katastrophen sorgen regelmäßig für Preissprünge nach oben. Verfügt man über eine Wallbox sowie eine eigene PV-Anlage, kann man sich aus der Preisspirale der internationalen Ölkonzerne locker herausnehmen.
Verbrenner für 28 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich
Der österreichische Klima- und Energiefonds geht nach den Berechnungen des dortigen Umweltbundesamtes davon aus, dass im Jahr 2020 die ca. 7 Millionen Verbrenner (Diesel und Benzin) in der Alpenrepublik für 28 % aller dort ausgestoßener Treibhausgasemissionen verantwortlich waren. Man stelle sich nur die Kosteneinsparungen und die verbesserte Umweltbilanz vor, die ohne die Treibhausgasschäden durch den flächendeckenden Einsatz von E-Fahrzeugen geschaffen werden könnten.
Nimmt man den Lebenszyklus eines Elektroautos unter die Lupe, erkennt man, dass ein solches auf dem Weg beginnend bei der Herstellung bis zum Ende in der Entsorgung 79 % weniger Treibhausgase emittiert, als dies ein Verbrenner tut. Eine Voraussetzung für diese Berechnung ist, dass für das Laden Strom aus erneuerbaren Energiequellen wie Wasserkraft, Windkraft oder Sonnenkraft verwendet wird.
Leichte E-Autos ökologischer als schwere
Die Studie der Österreicher zeigt, je kleiner und leichter der Akku sowie das Auto sind, desto besser ist auch die Ökobilanz des gesamten Elektrofahrzeugs. Man weiß mittlerweile, dass schwere E-SUVs in der ökologischen Bilanz deutlich hinter den leichteren Modellen zurückbleiben.
Die Reichweite sei laut der Studie aus Österreich für die Anwender und Anwenderinnen der E-Autos kein Thema mehr. Man wisse nun auch aus Erfahrung, dass die Reichweite auch für Urlaubsfahrten perfekt geeignet ist. Nimmt man moderne E-Autos, werden durchgängige Strecken von 500 km und sogar noch mehr immer häufiger zum Standard. Eine Österreicherin oder ein Österreicher legen mit dem Fahrzeug in der Regel durchschnittlich 35 km pro Tag zurück. Das bedeutet, die Reichweite aller E-Autos reicht locker.
Zudem werden die entsprechende Schnelllade- und Normallade-Infrastruktur sowohl in Österreich, als auch in Deutschland stetig ausgebaut. Zahlreiche Arbeitgeber haben die Zeichen der Zeit ebenfalls erkannt und stellen den Mitarbeitenden Ladesäulen und Ladepunkte auf dem Gelände des Unternehmens zur Verfügung. Diese Ladepunkte sind für die meisten gut ausgebildeten Spitzenkräfte ein Entscheidungskriterium für den betreffenden Betrieb.
Kritik und Argumente bei den Rohstoffen
Die Produktion eines Autos, egal, über welche Antriebsart und Energieversorgung es verfügt, benötigt Ressourcen. Speziell bei den Rohstoffen im Bereich der Energieversorgung unterscheiden sich Verbrenner und Stromer. Bei Benzin- oder Dieselfahrzeugen wird der endliche Rohstoff Erdöl aufwendig aufbereitet, nur um anschließend schlicht verbrannt zu werden. Für Elektrofahrzeuge werden metallische sowie halbmetallische Ressourcen wie Kobalt oder auch Lithium verwendet. Speziell bei der Gewinnung der beiden genannten Rohstoffe besteht in Sachen Umweltschonung noch Nachholbedarf. Wichtig ist, je kleiner das E-Auto, desto übersichtlicher kann der Ressourceneinsatz gehalten werden.
Strategien zur schnellen Amortisierung von E-Autos
Verkehr vermeiden, verlagern und verbessern. So sieht Lina Mosshammer, eine Klimaschutzexpertin des VCÖ, die strategische Zukunft der Mobilität im Allgemeinen. Dazu gehört nicht nur der Umstieg der Menschen auf die E-Autos, sondern auch das gemeinsame Nutzen der Fahrzeuge über Car-Sharing-Angebote. Car-Sharing ist speziell dann sinnvoll, wenn sich das verwendete Fahrzeug möglichst schnell amortisieren soll.