Das Laden eines E-Autos an einer Haushaltssteckdose dauert bis zu 5-mal länger als bei einer Wallbox. Die Leitungen sind für die Dauerbelastung nicht ausgelegt. Wenn auch noch der Schutzkontakt fehlt, kann es passieren, dass beim Schuko-Laden das gesamte Elektroauto unter Spannung steht. Stromschläge können für den Menschen hochgradig gefährlich sein. Ganz allgemein gilt der Rat:
Das Notfallladekabel nur selten benutzen. Weichen Sie lieber auf öffentliche Ladepunkte aus oder installieren Sie eine sichere Wallbox.
Vergleich Schuko-Steckdose und Wallbox
Der Vergleich zwischen einer Schuko-Steckdose und einer Wallbox ist eindeutig. Normale 230-V-Steckdosen sind für den Transport kleiner Strommengen bestimmt. Die Strommenge, um ein E-Auto sinnvoll schnell zu laden, ist erheblich größer. Es hat einen Grund, warum für eine Wallbox eine Starkstromleitung (400 V) vorhanden sein muss.
Zahlreiche Haushaltssteckdosen sind nicht ausreichend für das Laden von Elektrofahrzeugen gesichert. Das Laden darüber würde Experten und Expertinnen zufolge zwischen 6 und sogar 24 Stunden dauern. Hier wäre die Leitung unter einer strapazierten Dauerbelastung.
Das Problem: Die Steckdose sowie die Leitung selbst würden sich in der Wand immer mehr erhitzen. Am Ende könnte im schlimmsten Fall durch das Laden an einer ungeeigneten Schuko-Steckdose ein Brand entflammen.
Laien erkennen oft die fehlende Erdung nicht
Wenn Sie Ihr E-Auto über eine Schuko-Steckdose laden, ist es möglich, dass Sie als Laie in Sachen Verkabelung und Elektrotechnik eine potentiell fehlende Erdung nicht erkennen. Es gibt einige E-Autos, die für diesen konkreten Fall keine Schutzmechanismen an Bord haben. So kann es passieren, dass diejenigen, die das E-Auto laden, einen Stromschlag abbekommen. Dabei ist es Ihnen möglich, sich durch verhältnismäßig einfache Maßnahmen davor zu schützen.
Notfallladekabel nur an bekannten Schuko-Steckdosen nutzen
Grundlegend raten wir: Verwenden Sie das Notladekabel nur an Steckdosen, bei denen Ihnen die Erdung bekannt ist. Das bedeutet letztlich, dass Sie das meist nur in Ihrem eigenen Haus machen sollten, wenn Sie zu 100 % wissen, dass die entsprechende Steckdose geerdet ist.
Zudem ist es sinnvoll und lebensrettend, wenn Ihr Hausnetz durch einen Fehlerstrom-Schutzschalter, auch FI-Schalter genannt, abgesichert ist. Seine eigentliche Funktion ist es, hohe Ströme in der Leitung zu erkennen und darauf zu reagieren. Er springt aber auch schnell bei Stromschlägen an.
Nicht nur aufseiten des Stromnetzes, auch aufseiten des E-Autos kann etwas für die Sicherheit unternommen werden. Expertinnen und Experten sehen hier auch Handlungsbedarf bei den Autoherstellern. Je mehr der Erfolg der E-Mobilität zunimmt, desto höher ist laut den angesprochenen Personen die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fahrzeug an einer nicht geerdeten Steckdose geladen wird. Als Beispiel werden hier die Urlaubsländer in Südeuropa herangeführt.
Urlaub – Infos zu den Lademöglichkeiten vor Ort sammeln
Fährt man in den Urlaub, sollte man sich im Vorfeld über die Lademöglichkeiten vor Ort genau informieren. Schnell kann es laut verschiedenen Erfahrungsberichten passieren, dass zum Beispiel in Ländern wie Kroatien in einem idyllisch abseits gelegenen Ferienhaus kaum bis keine geerdeten Steckdosen vorhanden sind. Hier gilt Stromschlagalarm und Brandgefahr.
Wer in Deutschland oder Österreich mit dem E-Auto unterwegs ist, weiß, dass die E-Autos im Allgemeinen als sehr betriebssicher gelten. Sie werden von den Herstellern sowie den Zulassungsbehörden ausführlich geprüft. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf den Akku gelegt. Bei diesem wird immer wieder die Belastbarkeit in Extremsituationen überprüft. Mit Argusaugen wird auf kleinste Schäden geachtet, denn, sollten solche entstehen, besteht eine hohe Brand- und Stromschlaggefahr. Das ist auch der Grund, warum bei einem Unfall die Bordelektronik sofort die Stromzufuhr kappt. So werden Insassen, Feuerwehrleute und andere Ersthelfer geschützt.
Der Vorgang des Aufladens wird ebenfalls penibel geprüft. Bislang galt, dass sowohl die Nutzer, die Nutzerinnen sowie die Passanten und Passantinnen sicher sind.
Faktoren für einen Stromschlag an einer Schuko-Steckdose
Wie kann es dann zu einem Stromschlag beim Laden durch eine Schuko-Steckdose kommen? Wertet man verschiedene Erfahrungsberichte aus, destillieren sich vier mögliche Faktoren heraus:
- Man verwendet das im Auto mitgelieferte Notfallkabel.
- Man lädt an einer nicht geerdeten Haushaltssteckdose.
- Man ist barfuß oder trägt nasse Schuhe.
- Man kommt in Kontakt mit einem unisolierten Teil der Karosserie.
Bei den betroffenen Anwendern und Anwenderinnen kommen meist mehrere der Faktoren zusammen. Das Laden an einer nicht geerdeten Steckdose erzeugt in der Ladeelektronik des Elektrofahrzeugs Spannung. Diese sollte im Regelfall über den Schutzkontakt einer geerdeten Steckdose allerdings abgeleitet werden. Fehlt die Erdung, baut sich zwischen Karosserie und Erdboden ein Spannungspotential auf. Lädt man im Urlaub im Süden barfuß, so hat man direkten Kontakt mit dem Boden. Auch bei Regen oder nach einem Regen kann feuchtes Schuhwerk diese Verbindung aufbauen.
Das genannte Potential ist also vorhanden. Berührt man nun ein Metallteil des Fahrzeuges, und hat dieses Teil Kontakt mit der Elektroanlage des E-Autos, schließt man selbst den Stromkreis zwischen Boden und Karosserie. So entsteht Erdung und der Strom fließt durch den Anwender oder die Anwenderin hindurch.
Experte: „Gefahr lauert in Altbauten“
„In Deutschland müssen Steckdosen per Gesetz seit vielen Jahrzehnten über eine Erdung verfügen“, sagt Matthias Güldner, Dozent für Elektromobilität am Elektrobildungs- und Technologiezentrum Dresden. Er ergänzt: „Trotzdem lauern vielerorts Gefahren in Altbauten und Häusern, in denen Steckdosen nur zweipolig ohne Erdung angeschlossen sind oder – und das kommt häufig vor – die Erdung des Hauses durch fehlerhafte Ausführung nicht ausreicht.“
Medizinische Grenzwerte für einen Stromunfall
Carsten W. Israel ist Chefarzt für Innere Medizin und Kardiologie am Evangelischen Klinikum Bethel. Er gilt als langjähriger Sprecher der Arbeitsgruppe Rhythmologie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie als Experte: „Der Verband für Elektrotechnik (VdE) hat für gesunde Erwachsene eine maximale Berührungsspannung bei Wechselspannung von 50 Volt, für Kinder eine von 25 Volt festgelegt. Oberhalb dieser Grenzwerte sind Ereignisse prinzipiell als Stromunfall einzuordnen, bei denen eine gesundheitsgefährdende Situation eintreten kann. Um nach einem Stromunfall gefährliche Herzrhythmusstörungen sofort zu erkennen und zu behandeln, ist neben einem 12-Kanal-Elektrokardiogramm (EKG) eine EKG-Überwachung von 24 Stunden erforderlich.“
Möglichkeiten der Autohersteller
Für Autohersteller gibt es zwei Möglichkeiten, die Sache mit den nicht geerdeten Steckdosen anzugehen. Sie können über das On-Board-Ladegerät oder über das mitgelieferte Ladekabel eingreifen. Die Technik sollte also erkennen, ob eine Steckdose geerdet ist oder nicht. Ist letzteres der Fall, sollte kein Ladevorgang gestartet werden.
Der Volkswagenkonzern ist hier gut aufgestellt. Bei den Fahrzeugen ID.4 und mittlerweile auch beim Audi E-Tron GT sichert das Notfallladekabel den Ladevorgang selbst. Im Ladekabel selbst gibt es eine Fehlerstromerkennung. Erkennt das Gerät einen Fehler, startet der Ladevorgang nicht. Allerdings haben die Nutzer und Nutzerinnen des Ladekabels beim E-Tron GT die Möglichkeit, den Alarm zu quittieren und den Ladevorgang trotz der Warnung manuell zu starten.
Eine Lösung: Intelligente mobile Ladekabel
Intelligente Ladekabel sind ein Teil der Lösung. Diese erkennen nicht geerdete Anschlüsse. Die Folge: Sie verweigern das Laden. Bekannt sind hier die Ladekabel Juice Booster 2 oder go-eCharger als mobile Wallbox. So stellen diese technischen Geräte einen hohen Schutz dar – speziell bei jenen E-Autos, die selbst über keine Fehlerstromprüfung verfügen.
Es gibt aber auch E-Autos, die selbstständig eine nicht geerdete Steckdose erkennen. Fahrzeuge wie der Renault Zoe oder der Smart verweigern das Laden, wenn die Steckdose diese spezielle Sicherheitsanforderung nicht erfüllt. Nutzer können sich aus Unwissenheit dieses Verhalten oft nicht erklären und versuchen es erneut und erneut. Manche fahren in die Werkstatt oder kontaktieren die entsprechenden Hotlines. Überall wird ihnen aber klargemacht, dass Sicherheit vorgehen muss.
Selbstschutz durch einfache Maßnahmen
Sie als E-Auto-Fahrerin oder E-Auto-Fahrer haben eine hohe Eigenverantwortung. Sie können nicht davon ausgehen, dass jede Schuko-Steckdose, an der Sie laden wollen, geerdet ist. Nutzen Sie also das Notfallladekabel wirklich nur in Notfällen.
Eine Möglichkeit, sicher zu sein, ist ein Steckdosentester. Dieser kostet kaum Geld und gibt Ihnen unmittelbar Auskunft über die Sicherheit einer nicht bekannten Steckdose.
Expertinnen und Experten sind sich einig. Die sichersten Methoden, ein E-Auto zu laden, sind Wallboxen und dafür gebaute öffentliche Ladestationen. Für das heimische Laden geht also nichts über eine Wallbox. Diese sind energieeffizient und sicher.
Wer nicht auf das mobile Laden verzichten will, kann sich eine mobile Wallbox mit einer eigenen Fehlerstromerkennung kaufen. Wichtig: Der Staat fördert den Kauf eines solchen Gerätes.
Appell an Autohersteller
Bislang gehen viele Fahrzeughersteller den einfachen Weg. Sie weisen im jeweiligen Bedienungshandbuch darauf hin, nur an sicheren und den geltenden Vorschriften entsprechenden Steckdosen zu laden. Am besten könnten die Hersteller auf dieses Problem reagieren, wenn sämtliche Notfallkabel mit einer Fehlerstromerkennung ausgestattet wären. Noch sinnvoller wäre es, wenn die Fahrzeuge selbst ungeeignete Steckdosen erkennen würden und anschließend das Leiten des Stroms, also das Laden, bei einem erkannten Fehler verweigern würden.
Damit die E-Mobilität besser angenommen wird, sollte für die Nutzer und Nutzerinnen keine Gefahr durch Stromschläge bestehen. Hier gilt es auch, Aufklärung zu betreiben. Jeder Mensch mit einem Führerschein weiß, dass man beim Tanken von Benzin kein Feuer (Zigarette) anmachen sollte. Es herrscht Explosionsgefahr. Allerdings ist wohl zu wenigen Menschen, die ein E-Auto samt Notfallladekabel besitzen, die Tatsache des erhöhten Stromschlagrisikos bzw. die Brandgefahr beim Laden an einer Schuko-Steckdose bekannt.
Fazit
Die Stromnutzung in Österreich, Deutschland und der Schweiz ist sicher – so ist zumindest der Wissensstand der meisten Menschen. Und das stimmt auch. Aber, verwendet man das falsche oder ein fehlerhaftes Gerät, kann Strom eine Gefahr darstellen. Fachkundige Personen raten dazu, ohnehin nur an öffentlichen Ladestationen und an einer heimischen Wallbox zu laden.