Wer Eigentümer eines Elektroautos ist, der denkt früher oder später über den Kauf und die Installation einer Wallbox nach. Viele Interessenten streichen dieses Vorhaben wieder von der Todo-Liste, da sie einfach von den vielen aufgekommenen Fragen und von der Auswahl der Wallboxen überfordert. Wir wollen heute mit einem sehr ausführlichen Leitfaden Licht ins Dunkle bringen.
Schritt 1: Wie sehen die Voraussetzungen aus?
Willst du dir eine Wallbox anschaffen, solltest du dir erst einmal die Voraussetzungen ansehen. Folgende Fragen sollten vor dem Kauf geklärt werden:
Welche Ladeleistung hat mein Fahrzeug?
Du benötigst die AC-Ladeleistung deines Fahrzeugs, also die Ladeleistung für Wechselstrom. Diese Info erhältst du von findest du deinem Autoverkäufer oder beim Hersteller. Eine sehr gute Infoseite findest du auch unter der Seite von efahrer.com. Dort kannst du dein Fahrzeug suchen und bekommst alle relevanten Infos zu deinem Fahrzeug angezeigt.
Welchen Steckertyp benötige ich?
Es gibt für die AC-Ladung von Elektroautos nur zwei Anschlüsse. Zum einen gibt es den „vom Aussterben bedrohten“ Typ1-Ladestecker und zum anderen den sehr häufig verwendeten Typ2-Stecker. Welchen Stecker du hast, erfährst du ebenfalls von deinem Händler oder über den oben genannten Link.
Welche Leistung ist an meinem Hausanschluss möglich?
Die Info, welche Leistung an deinem Hausanschluss möglich ist, ist nur relevant, wenn dein Fahrzeug mit 22kW laden kann und du das auch wirklich willst. Frag am besten deinen Hauselektriker oder bei deinem Netzbetreiber nach, welche Ladeleistung bei dir möglich ist.
Übrigens: eine Wallbox mit 11kW-Ladeleistung muss dem Netzbetreiber nach der Installation nur gemeldet werden, währenddessen eine 22kW-Wallbox vorab genehmigt werden muss.
Wie sieht die Hauselektrik aus?
Diese Frage geht eher an den ausführenden Installateur. Dieser sollte sich ansehen, wie der Zustand der Hauselektrik ist, ob genug Platz im Verteilerkasten ist und welches Stromversorgungskabel zur Wallbox geführt werden muss. Du merkst schon, dass du für eine fest installierte Wallbox auf jeden Fall eine Elektrofachkraft benötigst. Schau dich am Besten schon jetzt nach einem Elektriker um – die Terminbücher von vielen Elektrikern sind prall gefüllt.
Wo soll die Wallbox hängen?
Hängt die Wallbox in einer Garage oder im Freien? Diese Frage solltest du dir stellen, dass du dir eine Wallbox mit einer entsprechenden Schutzklasse aussuchen kannst. Aber keine Sorge, die meisten Wallboxen entsprechen mindestens der Schutzklasse IP54, was auf jeden Fall einen Schutz gegen Spritzwasser verspricht. Zum Vergleich: Die meisten Straßenlaternen haben ebenfalls die Schutzklasse IP44.
Zudem solltest du dir Gedanken machen, wo deine Wallbox hängt und wo das Fahrzeug geparkt wird. Demensprechend lang muss das Ladekabel (Verbindung Wallbox und Fahrzeug) sein.
Gibt es aktuell eine Förderung für Wallboxen in meiner Region?
Oftmals gibt es regionale oder auch bundesweite Förderungen für die Installation einer Wallbox. Am einfachsten verschaffst du dir einen Überblick mit unserem Förderfinder. Über diesen Link kommst du direkt zu dem Onlinetool.
Schritt 2: Wie sehen deine Anforderungen aus?
Kommen wir jetzt zu deinen persönlichen Anforderungen und Wünschen an eine Wallbox. Du solltest dir folgende Fragen stellen, bevor du auf die Suche nach einer Wallbox gehst.
Brauchst du eine 11kW oder 22kW Wallbox?
Gleich mal vorneweg, in den meisten Fällen ist eine Wallbox mit 11kW vollkommend ausreichend. Warum? Ganz einfach, weil so gut wie jedes Elektroauto mit 11kW über Nacht voll wird.
Mit der folgenden Tabelle wollen wir dir eine Übersicht über die passenden Wallboxen bieten:
Fahrzeugleistung in kW | Leistung Wallbox in kW | Tatsächliche Ladeleistung in kW |
3,7 | 3,7 / 7,4 / 11 / 22 | 3,7 |
4,6 | 3,7 | 3,7 |
4,6 | 7,4 / 22 | 4,6 |
4,6 | 11 | 3,7 |
7,4 | 3,7 | 3,7 |
7,4 | 11 | 7,4 |
7,4 | 22 | 7,4 |
11 | 3,7 | 3,7 |
11 | 11 | 11 |
11 | 22 | 11 |
22 | 3,7 | 3,7 |
22 | 11 | 11 |
22 | 22 | 22 |
Unser Tipp: Mit einer 11kW-Wallbox bist du bestens versorgt. So gut wie jeder Fahrzeugakku wird über Nacht mit einer Ladeleistung von 11kW voll. Zudem muss eine 11kW Wallbox nach der Installation beim Netzbetreibern nur gemeldet werden. Eine 22kW-Wallbox muss vorab genehmigt werden.
Willst du einfach nur laden?
Anstecken und laden – mehr muss deine Wallbox gar nicht können? Super, dann hast du keine weitere Anforderung und kannst direkt unter dem folgenden Link eine Wallbox aussuchen.
Link zu den „Einfach nur laden“-Wallboxen: https:/einfache-wallbox
Willst du deine Wallbox gegen Fremdzugriff schützen?
Deine Wallbox soll im Freien hängen und du hast Angst, dass andere deinen Strom klauen könnten? Dann solltest du eine Wallbox mit Freigabeeinrichtung nehmen. Bestimmte Wallboxen können mit einem Schlüssel, mit einer RFID-Karte oder mit einem Smartphone freigeschaltet werden.
Wie lange soll das Ladekabel der Wallbox sein?
Miss den Abstand von der Wallbox zum Fahrzeug und die Länge und die Breite des Fahrzeugs, zähle die Werte zusammen und füge zu diesen Werten ein bis 2 Meter dazu.
Beispiel:
Länge des Fahrzeugs: 4 Meter / Breite des Fahrzeugs: 2,4 Meter
Die Rechnung lautet also: 4 + 2,4 + 1 (Reserve) = 7,4In diesem Fall solltest du zu einem mindestens 7,5 Meter langen Ladekabel greifen.
Es gibt übrigens Wallboxen bei den das Ladekabel schon fest angeschlagen ist, aber auch welche, die eine Typ-2-Steckdose besitzen. Hast du eine Steckdose an der Wallbox, kannst du dein Kabel abstecken, in den Kofferraum werfen und bei Bedarf auch unterwegs an AC-Ladepunkten laden. Zudem ist es leichter Austauschbar. Das heißt, wenn du mal versehentlich über den Stecker fährst, kannst du das Kabel selbst tauschen.
Aber auch die Wallboxen mit fest angeschlagenem Ladekabel haben ihre Vorteile. Mit einer solchen Ladestation ist das Laden eigentlich genau so, wie wir alle es vom Tanken gewohnt sind. Im einfachsten Fall heißt das. Ladepistole von der Station nehmen, ins Fahrzeug einstecken und los gehts…
Willst du Ladedaten und Verbrauchsdaten ablesen?
Wieviel kW habe ich letzten Monat geladen? Die Antwort auf diese Frage erhältst du über einen App-Zugang und eine entsprechende Möglichkeit der Messung. Achtung! Für Dienstwagenfahrer oder wenn du den Strom an Dritte abgeben und diesen abrechnen willst, gelten andere Voraussetzungen, die wir dir in den nächsten beiden Punkten erklären werden.
Du hast einen Dienstwagen und willst mit dem Arbeitgeber abrechnen?
Immer mehr Arbeitgeber geben elektrische Dienstfahrzeuge an die Mitarbeiter ab. Manche erlauben es auch, die verbrauchte Energie an der heimischen Wallbox abzurechnen. Wichtig: Du solltest auf jeden Fall bevor du dich für eine Wallbox entscheidest mit dem Arbeitgeber über die benötigte Art der Abrechnung sprechen. In den meisten Fällen benötigst du eine Wallbox mit einem sogenannten MID-Zähler, manchmal aber auch eine eichrechtskonforme Variante oder sogar eine Wallbox die direkt mit dem Backend des Arbeitgebers kommunizieren kann.
Du möchtest einen Ladepunkt errichten, an dem du laden kannst, an dem aber auch jeder öffentlich laden kann?
Eine öffentlich erreichbare und abrechenbare Wallbox oder Ladesäule muss in Deutschland eichrechtskonform sein. Zudem gibt es verschiedene Möglichkeiten der Abrechnung (Kreditkarte, Smartphone, usw.). Des Weiteren muss eine solche Ladelösung an ein Backend angebunden werden. Ihr merkt selbst, dass da viele Punkte zusammenkommen, weswegen es Sinn macht sich hier Hilfe zu holen. Gerne unterstützen wir euch bei der Umsetzung oder übernehmen sogar die komplette Projektierung, Installation, Inbetriebnahme, Betrieb und Abrechnung (aktuell nur in Bayern). Schreib einfach eine E-Mail mit deiner Anfrage an: [email protected].
Willst du eine oder mehrere Wallboxen installieren?
Eine Wallbox lässt sich so gut wie überall einfach realisieren. Etwas mehr Aufwand ist nötig, wenn mehrere Wallboxen installiert werden sollen. Die Wallboxen benötigen dann ein sogenanntes Lastmanagement, welches die Wallboxen regelt und dafür sorgt, dass jedes Fahrzeug genug Ladeleistung abbekommt und gleichzeitig der Hausanschluss nicht überreizt wird.
Hast du eine PV-Anlage?
Du hast eine PV-Anlage und willst die Wallbox damit versorgen? Dazu erstmal ein Hinweis: egal ob einfache oder intelligente Ladelösung – es wird immer mit der selbst erzeugten überschüssigen Energie geladen. Es gibt aber einen großen Unterschied. Sogenannte PV-Überschuss-fähige Wallboxen werden grob gesagt durch die selbst erzeugte Energie gesteuert. Das heißt, dass das Fahrzeug nur lädt, wenn eine bestimmte Energiemenge vorhanden ist (die ansonsten ist Netz eingespeist wird) oder wenn eine bestimmte Energieerzeugung seitens der PV-Anlage vorhanden ist.
Übrigens können auch kleinere PV-Anlagen mit einem geringeren kWp-Wert für die PV-Überschussladung genutzt werden, denn es gibt auch Wallboxen die dann die Leistung an die Eigenerzeugung oder den Überschuss angleichen. Welche Wallbox zu deiner PV-Anlage passt, kannst du übrigens ganz einfach selbst ermitteln. Über diesen Link kommt ihr direkt zu unserem PV-Wallbox-Finder. Dort gebt ihr einfach euren Wechselrichter oder das verbaute Smartmeter ein und bekommt einen Vorschlag für die passenden Wallboxen. Es gibt übrigens auch Wallboxen die diese Messung selbst und völlig unabhängig vom Wechselrichter vornehmen und so, mit wirklich jeder Wallbox, PV-optimiert geladen werden kann.
Schritt 3: Informationen bündeln
Du hast jetzt jede Menge Informationen gesammelt. Nun gilt es diese zu kombinieren. In den meisten Fällen gibt es so gut wie für jede Anforderung die passende Lösung.
Passende Wallbox finden lassen
Am einfachsten wird es für dich, wenn du mit deinen Anforderungen zu deinem Elektriker gehst oder dich bei Experten zu dem Thema meldest. Wir helfen dir sehr gerne weiter, wenn es um die Auswahl der Wallbox oder die Realisierung deines Projekts geht. Melde dich einfach unter 0941-2017700 oder schicke deine Anforderungen an [email protected].
Passende Wallbox selbst finden
Du kannst dich aber auch einfach selbst noch auf die Suche nach der richtigen Wallbox machen. Auf www.energieloesung.de findest du einen Filter, bei dem du alle vorher ermittelten Anforderungen abhaken kannst und du am Ende bei der korrekten Lösung herauskommst. Zur Sicherheit darfst du dich aber natürlich auch dann immer noch bei uns melden.
Schritt 4: Installation, Konfiguration und Abnahme der Wallbox
Jetzt wo du dich für eine Wallbox entschieden hast, geht es um die Installation und Einrichtung deiner Wallbox.
Installation
Wie schon erwähnt, darfst du eine Wallbox nicht selbst installieren, außer du bist eine ausgebildete Elektrofachkraft. Sicherlich frägst du dich jetzt, was so eine Installation kostet.
Leider kann ich dir hierauf keine pauschale Antwort geben. Der Umfang ist einfach zu unterschiedlich, so dass die Kosten eines Ladepunkts bei 500 bis 3.000 Euro liegen. Wende dich einfach an deinen Elektriker und frag nach einer Standortanalyse mit Kostenvoranschlag. Der Elektriker ermittelt dann vorab die Kosten für die Installation und fängt erst mit der Umsetzung an, wenn du den Auftrag genehmigst.
Wenn dich die Kosten für die Installation noch mehr interessieren, dann empfehle ich dir diesen Artikel im Magazin. Dort habe ich mir mal die Kosten näher angesehen und zusammengeschrieben, was die einzelnen Bausteine kosten.
Konfiguration
Die Grundkonfiguration, insbesondere bei smarten Wallboxen, sollte vom Elektriker erfolgen. Da nicht jeder Elektriker jede Wallbox kennt, diese aber technisch anschließen kann, empfehlen wir dir, dass du dich auch selbst vorab mit der Konfiguration Wallbox beschäftigst und gegebenenfalls dem Elektriker eine Hilfestellung geben kannst.
Abnahme
Die Wallbox muss am Ende geprüft und abgenommen werden. Diese Abnahme muss durch einen Elektriker mit entsprechendem Wissen erfolgen. Du erhältst am Ende ein Abnahmeprotokoll. Darin dokumentiert ist die einwandfreie Installation, die Funktion des Ladevorgangs und die korrekte Funktion der Sicherheitseinrichtungen der Wallbox. Im Fehlerfall ist das ein Dokument, auf das du dich am Ende berufen kannst.
Schritt 5: Anmeldung bei Netzbetreiber
Jetzt, wo die Wallbox funktionsfähig installiert ist, ist es Zeit die Wallbox beim Netzbetreiber zu melden. Frag dazu einfach bei deinem Netzbetreiber nach, ob es für die Meldung ein eigenes Formular gibt. In den meisten Fällen ist das der Fall, was die Meldung vereinfacht.
Neben einigen Angaben zur Wallbox und deren Leistung, muss dort meist auch der ausführende Elektriker seine Daten eintragen und das Dokument signieren. Am besten erkundigst du dich schon vor der Installation bei deinem Netzbetreiber nach der Anmeldung und füllst diese gemeinsam mit dem Elektriker direkt nach der Installation aus.
Bitte beachte auf jeden Fall, dass du eine 22kW-Wallbox VOR DER INSTALLATION vom Netzbetreiber genehmigen lassen musst.
Schritt 6: Eigene Einstellungen, verwenden der App und der erste Ladevorgang
Gratuliere, du hast jetzt einen funktionierenden, gemeldeten und fachgerecht installierten Ladepunkt für dein Elektroauto geschaffen. Wenn du eine Wallbox hast, die einfach nur lädt, kannst du nun dein eAuto das erste Mal anstecken und die Batterie laden. Viel Spaß dabei.
Wenn du eine Wallbox mit App-Steuerung hast, dann solltest du dir die passende App im Google Play Store oder in Apples AppStore herunterladen. Nach der Installation musst du die Wallbox mit der App nach Anleitung verbinden.
Du kannst nun, je nach Wallbox, die Wallbox über die App oder direkt an der Wallbox konfigurieren und auf deine Bedürfnisse abstimmen. Die App ist bei smarten Wallboxen auch nötig um Ladestände, Freigaben, Auswertungen und weitere Einstellungen realisieren zu können.