Abkürzungs-ABC – diese Begriffe der Elektromobilität sollten Sie kennen
Recht und Regulierung
Hier geht es um die rechtlichen Rahmenbedingungen, die in Deutschland und Europa gelten.
- LSV – Ladesäulenverordnung: Deutsche Verordnung, die technische Mindestanforderungen an öffentlich zugängliche Ladepunkte festlegt. Dazu gehören Steckerstandards (CCS, Typ 2) und Vorgaben für bargeldlose Zahlungen.
- AFIR – Alternative Fuels Infrastructure Regulation: EU-Verordnung, die europaweit einheitliche Regeln für (öffentliche) Ladeinfrastruktur festlegt. Darunter Ausbauziele entlang der Autobahnen, Mindestleistungsvorgaben und Anforderungen an die Bezahlmöglichkeiten.
- GEIG – Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz: Deutsches Gesetz, das beim Neubau und bei größeren Renovierungen von Gebäuden die Vorbereitung für Ladepunkte (Leitungsinfrastruktur) und teilweise auch Ladepunkte selbst vorschreibt.
- EnWG – Energiewirtschaftsgesetz: Deutsches Rahmengesetz für die Energieversorgung, das zu bestimmten Teilen auch Einfluss auf Ladeinfrastruktur nimmt.
- EEG – Erneuerbare-Energien-Gesetz: Wichtig für die Förderung von Ökostrom, spielt eine Rolle bei der Stromherkunft an Ladepunkten.
- BNetzA – Bundesnetzagentur: Führt das nationale Ladepunktregister und überwacht die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben.
- BMDV – Bundesministerium für Digitales und Verkehr: Zuständig für Förderprogramme und politische Steuerung beim Ladeinfrastrukturausbau.
Akteure und Rollen
Hinter den Ladepunkten stehen unterschiedliche Marktteilnehmer, die jeweils eigene Aufgaben haben.
- CPO – Charge Point Operator: Betreiber von Ladepunkten. Ein CPO kümmert sich um den Betrieb, die Wartung und die technische Funktionsfähigkeit der Ladeinfrastruktur. Bekannte Beispiele sind EnBW, Allego oder Fastned. Der CPO sorgt also dafür, dass Strom überhaupt fließt.
- EMP – E-Mobility Provider: Anbieter von Ladeverträgen und Zugangslösungen für Fahrerinnen und Fahrer von Elektroautos. Ein EMP stellt die Lade-App oder Ladekarte bereit, bündelt verschiedene Ladepunkte (oft vieler CPOs) und rechnet die Ladevorgänge ab. Beispiele: Maingau, Shell Recharge oder Plugsurfing.
- Roaming – Der Vorgang, wenn ein Ladevorgang von einem EMP mit einem anderen CPO abgewickelt wird.
- THG-Quote – Treibhausgasminderungsquote: Mechanismus, mit dem E-Auto-Fahrer Zertifikate für eingesparte CO₂-Emissionen an Mineralölunternehmen verkaufen können,
Technik am Ladepunkt
Hier wird es praktisch – es geht um Stecker, Ladearten, technische Standards und Einheiten, die schnell zum Alltag eines Elektroautofahrers gehören.
- AC – Alternating Current: Wechselstrom. Beim AC-Laden fließt über den Typ-2-Ladestecker Wechselstrom ins Fahrzeug, wo dieser dann in Gleichstrom für die Fahrzeugbatterie gewandelt wird. Ist üblich beim Laden zu Hause oder an Normalladesäulen (bis ca. 22 kW).
- DC – Direct Current: Gleichstrom, der unter andere beim DC-Laden über den größeren CCS-Ladestecker direkt in die Fahrzeugbatterie fließt. Typische Leistungen sind 50–400 kW.
- kW/kWh – Kilowatt (Leistung) und Kilowattstunde Energie, entspricht „Tankinhalt“) sehen ähnlich aus und werden schnell verwechselt. Energie ist die Leistung, die über eine bestimmte Zeit abgegeben bzw. aufgenommen wird.
- SOC – State of Charge: Ladezustand der Batterie in Prozent.
- SoH – State of Health: Zustand bzw. Kapazität der Batterie im Verhältnis zum Neuzustand. Ein Wert, der vor allem bei gebrauchten Elektrofahrzeugen immer interessanter wird.
- Typ 2 – Standardstecker für AC-Laden in Europa. Oft auch „Mennekes-Stecker“ genannt.
- CCS – Combined Charging System: Standard-Ladestecker für das Schnellladen in Europa. Der Steckertyp kombiniert auf der Fahrzeugseite Typ 2 Stecker und zusätzliche DC-Pins.
- CHAdeMO – Japanischer Schnellladestandard, in Europa kaum noch relevant,
- GB/T – Chinesischer Ladestandard: In China vorgeschriebenes Steckersystem für AC- und DC-Laden.
- MCS – Megawatt Charging System: Stecker für das Laden von E-Lkws mit bis zu 1.000 Kilowatt (1 Megawatt)
- NACS – North American Charging Standard: Von Tesla entwickelter Steckertyp für AC- und DC-Laden in Nordamerika. Wurde mittlerweile von mehreren großen Fahrzeugherstellern als zukünftiger Standard in den USA angekündigt.
Kommunikation und Abrechnung
Damit das Laden funktioniert, müssen Ladesäule, Auto und Cloud-Systeme miteinander sprechen. Dafür haben sich einige Standards etabliert, die natürlich ebenfalls abgekürzt werden:
- OCPP – Open Charge Point Protocol: Standardprotokoll für die Kommunikation zwischen Ladepunkt und Backend-System.
- OCPI – Open Charge Point Interface: Schnittstelle für den Datenaustausch zwischen CPO und EMP, z. B. für Roaming.
- ISO 15118 – Internationaler Standard für die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Ladepunkt, Grundlage für Plug & Charge.
- PnC – Plug & Charge: Komfortfunktion, bei der Auto und Ladepunkt sich automatisch authentifizieren und abrechnen. Karte oder App sind nicht mehr nötig.
- RFID – Radio-Frequency Identification: Technik hinter vielen Ladekarten und Chips.
- MID – Measuring Instruments Directive: EU-Richtlinie für Messgeräte, die unter anderem Genauigkeitsklassen vorgibt. MID-Zähler in Ladestationen messen meist auf +/- 0,5 % genau.
- EKA – Eichrechtskonforme Abrechnung: Eine inoffizielle Abkürzung, die aber von vielen Marktakteuren genutzt wird, um Ladestationen zu kennzeichnen, die den Vorgaben des Eichamts entsprechen und deren Ladestrom entsprechend abgerechnet werden darf.
Förderung und Netzwerke
Zum Schluss einige Kürzel rund um Programme und Institutionen.
- NOW GmbH – Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie: Koordiniert Förderprogramme des Bundes für Ladeinfrastruktur.
- KfW – Kreditanstalt für Wiederaufbau: Förderbank, bekannt für Zuschüsse zu privaten und gewerblichen Ladepunkten.
- TEN-T – Trans-European Transport Network: EU-weites Verkehrsnetz, das als Grundlage für die Ausbauziele der AFIR dient.
- BAV – Bundesanstalt für Verwaltungsdienstleistungen: Bundesbehörde, die häufig Fördermittel für öffentliche Ladeinfrastruktur verwaltet.
Fazit
Die Welt der Ladeinfrastruktur ist komplex – aber mit einem Blick ins Abkürzungs-ABC wird vieles klarer. Von der deutschen Ladesäulenverordnung (LSV) bis zum europäischen Ausbauziel der AFIR, von CPO und EMP bis hin zu CCS und OCPP: Wer die Kürzel kennt, versteht auch die Zusammenhänge besser.
Markus Fryzel
