Gute Nachrichten für Betreiber von Schnellladern (Förderprogramm Ladeinfrastruktur vor Ort)
Mit dem Förderprogramm „Ladeinfrastruktur vor Ort“ hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) im Jahr 2021 ein starkes Signal für den beschleunigten Ausbau öffentlicher Ladeinfrastruktur in Deutschland gesetzt. Kleine und mittlere Unternehmen konnten mit bis zu 80 % Förderung ihre Ladeinfrastrukturprojekte realisieren – und das mit geringem bürokratischem Aufwand. Insgesamt standen rund 300 Millionen Euro zur Verfügung. Die Resonanz war enorm: Über 3000 Anträge wurden bewilligt, mehr als 14.000 Ladepunkte konnten deutschlandweit aufgebaut werden – ein voller Erfolg für die Elektromobilität im Alltag.
Ein Detail sorgte bei einigen Antragstellenden jedoch für Stirnrunzeln: Um möglichst viele Ladepunkte mit beschränktem Budget zu fördern, sahen viele Zuwendungsbescheide eine Begrenzung der Ladeleistung auf maximal 50 kW je DC-Ladepunkt vor – selbst wenn die installierte Hardware eigentlich mehr leisten konnte. Nun kommt die gute Nachricht: Diese Drosselung darf schon nach Ablauf eines Jahres seit Inbetriebnahme aufgehoben werden – förderunschädlich. Und das Beste: Das eine Jahr dürfte in den meisten Fällen schon abgelaufen sein.
Was bedeutet das konkret für Betreiber?
Wer über das Förderkennzeichen Ladepunkte errichtet hat, bei denen die Ladeleistung technisch auf 50 kW begrenzt wurde, kann nach einem Jahr den ursprünglichen Leistungsumfang freigeben – vorausgesetzt:
- die Ladehardware ist technisch in der Lage, mehr als 50 kW bereitzustellen,
- die Begrenzung erfolgte ausschließlich aufgrund der Förderauflagen,
- und seit Inbetriebnahme sind mindestens 12 Monate vergangen.
Betreiber können damit Ladeleistungen von beispielsweise 75 kW, 100 kW oder mehr freischalten – ganz ohne Risiko für die Förderung. Wichtig ist: Die Änderungen müssen in OBELIS, der Online-Plattform zur Erfassung der Ladeinfrastruktur, dokumentiert und der Förderstelle mitgeteilt werden.
Achtung: Aufwendungen für das Entfernen der Drosselung sind nicht förderfähig – müssen also aus Eigenmitteln getragen werden.
Deutlich kürzere Ladezeiten dank höherer Ladeleistung
Die technische Freigabe der vollen Ladeleistung ist nicht nur für Betreiber ein Gewinn – sondern vor allem für Fahrerinnen und Fahrer moderner E-Autos. Denn seit dem Start des Förderprogramms 2021 hat sich die Ladeleistung vieler Modelle deutlich erhöht. Während Fahrzeuge wie der VW ID.3 damals mit etwa 100 kW Ladeleistung als „schnell“ galten, erreichen aktuelle Modelle wie der Hyundai Ioniq 6 oder der BMW i5 Ladeleistungen von 200 kW und mehr.
Ein paar konkrete Beispiele, wie sich die Freigabe der Ladeleistung auf den Alltag auswirkt:
- VW ID.4 (max. DC-Ladeleistung: 135 kW)
- Bei 50 kW dauert eine Ladung von 10 % auf 80 % rund 60 Minuten.
- Bei 100 kW reduziert sich die Ladezeit auf etwa 30 Minuten – eine Halbierung der Standzeit.
- Kia EV6 (max. DC-Ladeleistung: 240 kW)
- Bei 50 kW dauert das Laden von 10 % auf 80 % rund 65 Minuten.
- Mit 150 kW sind es nur noch 18 Minuten – ideal für den schnellen Ladestopp.
- Tesla Model Y (max. DC-Ladeleistung: 250 kW)
- An 50 kW-Ladern schöpft das Fahrzeug sein Potenzial kaum aus.
- Mit 120 kW oder mehr wird es deutlich attraktiver für Langstreckenfahrer und Pendler.
Kurz gesagt: Viele moderne E-Fahrzeuge sind heute mit einer 50 kW-Beschränkung in ihre Ladeleistung wirklich limitiert. Die Freigabe höherer Ladeleistungen seitens der Ladestation verbessert also nicht nur die Kundenzufriedenheit, sondern macht Ladeparks auch zukunftssicher und wettbewerbsfähiger.
Ein weiterer Schritt Richtung zukunftsfähiger Ladeinfrastruktur
Mit der Anpassung beweist die BAV, dass Förderprogramme nicht nur kurzfristige Impulse setzen, sondern sich auch langfristig an veränderte Rahmenbedingungen anpassen können. Die Freischaltung der höheren Ladeleistungen wird zu kürzeren Ladezeiten, höherer Umschlagfrequenz und besserer Auslastung führen – ein echter Gewinn für Elektromobilität „vor Ort“.
Quelle: Persönliche Zuschrift der Bundesanstalt für Verwaltungsdienstleistungen
Sebastian Metzler Team Lead - Product & Supply Chain
