Kupfer statt Kilowatt: DC-Ladestationen im Fokus von Dieben
Kriminelles Geschäftsmodell oder Vandalismus
Die an DC-Ladestationen fest installierten CCS-Ladekabel enthalten mehrere Kilogramm Kupfer – ein Rohstoff, der sich auf dem Schrottmarkt mit rund 30 bis 50 Euro pro Kabel vergüten lässt, und deswegen ein durchaus attraktives Diebesgut darstellt. Der materielle Ertrag steht dabei in auffälligem Missverhältnis zum Aufwand: Das Entfernen der Kabel ist mit erheblichem Risiko und technischem Aufwand verbunden. Trotzdem wurden bereits im Jahr 2024 mehrere Fälle bekannt. In den vergangenen Wochen erleben Betreiber nun eine regelrechten Welle von Kabeldiebstählen.
Auffällig ist dabei die uneinheitliche Vorgehensweise. In zahlreichen Fällen wurden Kabel zwar durchtrennt, jedoch nicht entwendet – ein Hinweis auf mutmaßlich vandalistisch motivierte Taten. Entsprechende Berichte in sozialen Netzwerken und Foren deuten darauf hin, dass nicht ausschließlich wirtschaftliche Motive im Vordergrund stehen. Dennoch gehen Ermittlungsbehörden inzwischen von klar organisierten Strukturen aus. In Leipzig etwa wurde ein Tatverdächtiger nicht nur wegen Diebstahls angeklagt, sondern auch wegen „gemeinschädlicher Sachbeschädigung“ – ein Delikt, das auf den gezielten Angriff auf öffentliche Infrastruktur abzielt.
Wir helfen Ihnen bei Kabeldiebstahl oder Vandalismus weiter
Als zertifizierter alpitronic Partner bieten wir Ihnen Ersatzteile und autorisierten Hersteller-Service für Ihre Hypercharger Stationen an. Wir unterstützen betroffene Betreiber mit fachkundigem Austausch beschädigter Kabel und technischer Beratung – ganz bewusst als Hilfsangebot, nicht als Verkaufsgespräch. Wenn Sie Hilfe benötigen, melden Sie sich gerne bei uns.
Schaden für Betreiber und die Elektromobilität
Auch wenn der materielle Erlös eines entwendeten CCS-Ladekabels mit rund 30 bis 50 Euro überschaubar bleibt, sind die wirtschaftlichen Folgen für Betreiber erheblich. Die Wiederinstandsetzung einer beschädigten DC-Ladeeinheit kann – abhängig vom Modell, Standort und Aufwand – bis zu 7.000 Euro pro Ladekabel kosten. Darin enthalten sind nicht nur das zertifizierte Ersatzkabel und dessen Montage, sondern je nach Architektur auch Prüf- und Inbetriebnahmekosten gemäß Mess- und Eichrecht.
Hinzu kommt: Die Reparatur braucht, bedingt durch Lieferzeiten, Serviceverfügbarkeiten und gegebenenfalls Abstimmungen mit Behörden, oft viel Zeit. Währenddessen bleibt der Ladepunkt außer Betrieb, was insbesondere an frequentierten Standorten zu spürbaren Umsatzverlusten und hoher Frustration bei Kundinnen und Kunden führt.
Doch der Schaden geht über die Einzelmaßnahme hinaus. Versicherungsprämien steigen, Sicherheitsmaßnahmen müssen nachgerüstet werden, und nicht zuletzt leidet das Vertrauen in eine zuverlässige Ladeinfrastruktur – ein Aspekt, der insbesondere für Flottenbetreiber, kommunale Auftraggeber und Infrastrukturinvestoren von Bedeutung ist. Der Wiederholungscharakter vieler Vorfälle verschärft diesen Effekt zusätzlich.
Maßnahmen und Entwicklung: Betreiber reagieren mit technischen wie baulichen Lösungen
Die zunehmenden Diebstähle von CCS-Ladekabeln an Schnellladestationen rufen mittlerweile konsequent die Betreiber auf den Plan. Mit einem Mix aus technischen und infrastrukturellen Maßnahmen versuchen sie, die Sicherheit der Ladeinfrastruktur zu erhöhen und kriminelle Aktivitäten präventiv zu unterbinden.
- Tracker im Kabel
Ein besonders wirkungsvoller Ansatz ist der Einsatz von Ortungstechnik direkt im Kabel: In Leipzig konnten gestohlene Ladekabel mithilfe integrierter Tracker bis in eine Gartenlaube zurückverfolgt werden – die Polizei nahm Verdächtige fest, gegen die in der Folge Haftstrafen verhängt wurden.
- Überwachung & Beleuchtung
Auch klassische Maßnahmen wie Videoüberwachung und eine verbesserte Ausleuchtung gewinnen an Bedeutung. Betreiber wie EnBW, Allego oder EWE Go setzen gezielt auf Kamerasysteme und hell ausgeleuchtete Ladeplätze, um potenzielle Täter frühzeitig abzuschrecken. Erste Standortanalysen zeigen: Ladepunkte mit sichtbarer Überwachungstechnik sind signifikant seltener betroffen.
- Schnittfeste Materialien
Ein weiterer technischer Ansatz betrifft die Kabel selbst: Anbieter wie ChargePoint und britische Systemhersteller entwickeln mechanisch verstärkte Kabelummantelungen mit schnitthemmenden Eigenschaften sowie integrierte Manipulationssensoren, die beim Versuch einer Demontage akustischen oder digitalen Alarm auslösen.
- Markierungstechnologien
Innovative Technologien kommen auch bei Tesla zum Einsatz: An einigen Supercharger-Standorten testet das Unternehmen farbmarkierende Kabelummantelungen („Dye Defender“), die beim Durchtrennen einen permanent auf der Haut/Kleidung haftenden Farbstoff freisetzen. Kombiniert mit einer Gravur „Property of Tesla Motors“ soll dies die Rückverfolgbarkeit erhöhen und den Weiterverkauf als Altmetall deutlich erschweren.
Gemeinsam zeigen diese Entwicklungen: Die Branche nimmt das Thema ernst – und arbeitet an einer zunehmend widerstandsfähigen Ladeinfrastruktur, die sich gegen organisierte wie spontane Angriffe gleichermaßen zur Wehr setzen kann.
Fazit
Der Diebstahl fest installierter CCS-Ladekabel ist in Deutschland keine Seltenheit mehr – betroffen sind insbesondere schlecht überwachte Schnelllader. Der materielle Gewinn der Diebe steht in keinem Verhältnis zum Schaden, sind mit hohen Kosten verbunden, sorgen für einen nicht unerheblichen Aufwand für die Reparatur und wochenlange Ausfallzeiten beeinträchtigen Nutzer und Betreiber gleichermaßen.
Die Ursachen liegen teils im kriminellen Geschäftsmodell, teils im Vandalismus. Technische Schutzmaßnahmen wie Tracker, schnittfeste Ummantelungen, Alarmsysteme, Videoüberwachung und farbmarkierende Systeme bieten wirksame Gegenstrategien. Gut durchdachte Infrastruktur- und Standortkonzepte können langfristig helfen, diese Herausforderung zu meistern.
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Quellen
https://www.electrive.net/2025/01/27/ladekabel-diebstaehle-haeufen-sich-wie-die-cpos-reagieren/
https://www.auto-motor-und-sport.de/verkehr/diebstahl-ladekabel-von-ladesaeulen-nimmt-zu/
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